Ein Leben mit dem Fluss

Menschen / 30.08.2023 • 17:27 Uhr
Mathias Speckle mit Martin Sillaber im Gespräch.
Mathias Speckle mit Martin Sillaber im Gespräch.

Mathias Speckle hält als Rheinbauleiter die Stellung.

LUSTENAU, FELDKIRCH Die letzten Tage machte das Hochwasser den Vorarlbergern große Sorgen. Genau in solchen Krisenzeiten sind Persönlichkeiten wie Mathias Speckle wichtig. Seit sieben Jahren ist er als Rheinbauleiter tätig und kennt den Fluss äußerst gut. „Das Besondere am Rhein ist, dass er einen Wildbachcharakter hat. Das heißt, dass zwischen Niederwasser und Hochwasser sehr kurze Zeitabstände sind“, erklärt er. „Der kann also ziemlich unmittelbar anspringen. Das Hochwasser kommt innerhalb von wenigen Stunden eines Tages.“

Deshalb ist es von größter Bedeutung, für so einen Fall vorbereitet zu sein. Denn viel Zeit bleibt nicht übrig. „Gerade im Hochwasserfall kann man nicht einfach einen Arbeitskreis bilden und alle nach ihrer Meinung fragen, was sie denken, was zu tun ist“, sagt Speckle. Stattdessen muss die Entscheidungsstärke da sein, und zwar schnell. „Manchmal muss man auch unpopuläre Entscheidungen treffen und dazu stehen. Da einiges in der Öffentlichkeit kommentiert wird, braucht man auch ein dickes Fell.“ Trotz der Führungsposition steht beim Rheinbauleiter die Zusammenarbeit an oberster Stelle. Er alleine kann sich nicht um alles kümmern. „Das Teamplaying ist zentral“, betont der Feldkircher. „Es ist sehr schön zu sehen, wie die letzten Tage alle an einem Strang gezogen haben. Hier beim Rheinbau in Lustenau stand die Feuerwehr, die Schweizer Kollegen und Bauwirtschaft da. Ein Einzelkämpfer ist da fehl am Platz.“

Das Projekt Rhesi

Der Rhein ist jetzt wie ein Kanal, das Wasser fließt nur in eine Richtung. Außerdem sind kaum Fische vorhanden. Das würde sich laut dem Vorarlberger mit der Umsetzung des Projekts Rhesi ändern. „Dann wird der Fluss vor allem dynamisch“, erklärt er. „Das Wichtigste bei Rhesi ist, dass es ein Hochwasserschutzprojekt ist. Jedoch ist das Spannende daran, dass man die Kombination aus Hochwasserschutz und noch mehr Natur hat.“ Doch auch bei Rhesi würde der Rhein in so einem Hochwasserfall wie in den letzten Tagen unter Beobachtung stehen. „Die Dringlichkeit des Hochwasseransatzes ist jetzt noch viel höher. Weil das Bauwerk einen geringen Ausbaustandard hat. Man wäre dann ziemlich schnell an der Belastungsgrenze. Bei Rhesi hat man viel mehr Puffer nach oben.“ Jetzt haben die Außendämme eine Kapazität von 3100 Kubikmetern, beim Projekt Rhesi wären es 4300 Kubikmeter – ein deutlicher Anstieg.

Ein Herz für die Natur hat Mathias Speckle auch, denn zu den Aufgaben des 50-Jährigen gehört auch die Vegetationspflege. Der Rheindamm besteht aus 26 Kilometern Natur. „Das macht es so spannend. Das ist ein technisches Bauwerk, aber andererseits kommen da seltene Pflanzenarten vor“, sagt er. „An meiner Arbeit begeistert mich diese Vielseitigkeit. Und Flüsse haben mich schon immer fasziniert. Ich war ein begeisterter Staudamm-bauer als Kind.“ VN-PEM

„Ich war schon als Kind ein begeisterter Staudammbauer.“

Speckle an der alten Rheinbahn, mit der früher Ingenieure zu den Baustellen fuhren.
Speckle an der alten Rheinbahn, mit der früher Ingenieure zu den Baustellen fuhren.
Der Hochwasserschutz beschäftigt den Vorarlberger besonders. VN/STEURER
Der Hochwasserschutz beschäftigt den Vorarlberger besonders. VN/STEURER

Zur Person

Alter 50 Jahre

Wohnort Feldkirch

Beruf Rheinbauleiter

Hobbys Winter- und Bergsport, Musik