Weinbau im Dreiklang

Menschen / 20.10.2023 • 22:10 Uhr
Das Weingut Chesa Druschauna liegt auf 600 Höhenmeter, hier wächst der weltweit höchstgelegene Blaufränkische. Bischof (3)
Das Weingut Chesa Druschauna liegt auf 600 Höhenmeter, hier wächst der weltweit höchstgelegene Blaufränkische. Bischof (3)

Der Jurist Gert Markowski ist mit Begeisterung Winzer in seinem Weingut Chesa Druschauna.

GÖFIS In Göfis und Umgebung kennt ihn jede und jeder. Wenn Gert Markowski mit seinem lindgrünen dreirädrigen Piaggio durchs Dorf fährt, wird ihm von Fußgängern, Radfahrern und entgegenkommenden Autofahrern freundlich zugewunken. Der sympathische Jurist ist neben seinem Hauptberuf zugleich Nebenerwerbsbauer. „Unter dem Begriff Bauer stellt man sich zumeist einen Bauer, der Vieh hat, vor. Aber es gibt eben auch Obst- und Dinkelbauern und Winzer wie mich“, räumt er etwaige Missverständnisse gleich aus dem Weg. Sein Weingut trägt den klingenden Namen Chesa Druschauna, welcher frei aus dem Rätoromanischen übersetzt „das Weingut im Walgau“ bedeutet. „Der Walgau als wärmste Region Vorarlbergs verfügt über eine lange Tradition im Weinbau. Selbst die Räter haben hier schon Wein angebaut. Von Göfis bis Nüziders zog sich ein Rebenband, das bis auf etwa 700 Höhenmeter reichte“, führt der historisch versierte Göfner weiter aus.

Frühe Erfahrungen

Bereits in der Volksschule hörte er so einiges über die Geschichte des Weinbaus in Göfis: „Der Weinbau war früher ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Dorf. Im Jahr 1880 gab es noch 18 Presshäuser, also Torkel, allein in Göfis. In diesen wurde der Wein gemeinschaftlich verarbeitet. Nach dem 1. Weltkrieg kam der Weinbau zum Erliegen, ein Neubeginn erfolgte erst im Jahr 1993.“ Gert Markowski kam sodann während seines Studiums an der Universität Innsbruck mit dem Weinbau näher in Kontakt: „Ich war nebenher immer wieder in der Gastronomie tätig. Vor dreißig Jahren habe ich im Sommer im Gasthaus Torggel in Röthis gearbeitet. Dort gab es einen ausgezeichneten Küchenchef, der auch Verkostungen von Wein aus selber angebauten Rebensorten angeboten hat. So bekam ich in kürzester Zeit einen vielseitigen Zugang zu allem anderen, was mit Wein zu tun hat.“

Nach einigen Berufsjahren als Jurist fiel die Entscheidung, sich selbst im Weinbau zu versuchen. Ein Grundstück am hoch gelegenen Breitenweg, direkt neben dem Waldrand, wurde von ihm gepachtet: „Das war nicht ganz einfach, da es eine Streifenflur ist und es durch die Grundstückseinteilung viele Verpächter gab. Diese Einteilung ist übrigens ein weiterer Hinweis darauf, dass hier in früheren Zeiten schon Wein angebaut wurde. Mittlerweile konnte ich einige Grundstücke kaufen und das Anbaugebiet erweitern.“

Weinbau als Passion

Der Weinbau ist für Gert Markowski mehr als nur ein Hobby, er ist seine Passion: „Weinbau bedeutet für mich in erster Linie einen Dreiklang, nämlich zwischen der Landschaft, wo der Wein wächst, der Traube und dem Menschen, der die Landschaft und die Reben betreut. Wobei der Mensch an letzter Stelle steht. Es ist seine Aufgabe, die Vorgaben zu erkennen und danach zu handeln.“ Es brauche Geduld und Beharrlichkeit, damit dies auch gelinge: „Man kann nicht einfach sagen, heute ist schönes Wetter und ich ernte die Trauben. Das geht erst, wenn die Trauben auch wirklich reif sind.“ Wie auch in seiner Arbeit als Jurist gelte es, den Blick auf das Wesentliche zu richten und entsprechende Prioritäten zu setzen. „Diese Fähigkeit erleichtert so einiges, was durchaus auch für andere Lebenslagen gilt“, ist er überzeugt. Sein Lebensmotto „Es goht scho“ bringe so manch anderen zur Weißglut, aber der 52-Jährige lässt sich nicht so schnell beirren. Um als Weinbauer Erfolg zu haben, braucht es ein gewisses Durchhaltevermögen. Als Winzer habe er außerdem einen anderen Zugang zum Wein als etwa ein Sommelier: „Ein Sommelier empfiehlt Weine zum jeweiligen Essen. Als Weinbauer bin ich in den Anbau, die Auswahl der Rebsorten, den Gärvorgang und die Bedingungen im Weinkeller stets involviert. Ich muss über die entsprechende Sensorik verfügen, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls etwas schiefläuft.“

Kontinuierliche Erweiterung

Sein Angebot baut der innovative Weinexperte sukzessive aus. Die traditionellen Rebsorten Chardonnay, Burgunder, Blaufränkisch und Roesler sollen in zwei Jahren auf einem neu gepachteten Grundstück im Ortsteil Agasella mit Muskat Ottonel, einem Weißburgunder, ergänzt werden. Am vergangenen Montag erfolgte zudem die Bio-Zertifizierung, die Umstellung hierfür nahm drei Jahre in Anspruch. Denn auch der Begriff Nachhaltigkeit ist bei ihm mehr als nur ein Schlagwort: „90 Prozent des von mir produzierten Weins kann ich in Göfis und Umgebung absetzen. Das bedeutet kurze Wege und ist dadurch umweltschonend. Es wird zwar oft gesagt, dass die Klimaveränderung für den Weinbau super ist, das stimmt aber nicht. Die milden Winter und die langen Trockenperioden stellen alle Winzer vor eine besondere Herausforderung.“

Über die Qualität seines Weins befragt, antwortet er: „Die Vorarlberger Weine können durchaus mit denen aus dem Rest von Österreich mithalten. Und meinen Blaufränkischen zeichnet noch eine Besonderheit aus: Mit dem Anbau auf 600 Höhenmeter stellt er weltweit einen Rekord dar.“ BI

„Der Walgau als wärmste Region Vorarlbergs verfügt über eine lange Tradition im Weinbau.“

Gert Markowski und sein lindgrüner Piaggio sind über die Dorfgrenzen von Göfis hinaus bekannt.
Gert Markowski und sein lindgrüner Piaggio sind über die Dorfgrenzen von Göfis hinaus bekannt.
Neben dem Landgasthof Schäfle zählt auch die bugo Bücherei zu den Abnehmern von Gert Markowskis Wein, hier mit Cornelia Lampert von der bugo.
Neben dem Landgasthof Schäfle zählt auch die bugo Bücherei zu den Abnehmern von Gert Markowskis Wein, hier mit Cornelia Lampert von der bugo.

Zur Person

GERT MARKOWSKI

Geboren 2. August 1971

FAMILIE Ledig

WOHNORT Göfis

BERUF Jurist und Weinbauer im Nebenerwerb

HOBBYS Bergwandern, Skifahren, geschichtliche Interessen, Freundschaften pflegen

LEBENSMOTTO Es goht scho!