Nach tödlichem Hundeangriff: Minister Rauch will nachschärfen

Der Tierschutzminister möchte dem Koalitionspartner noch diese Woche einen Vorschlag vorlegen.
Darum geht’s:
- Tierschutzminister will Beiß- und Angriffstraining bei Hunden verbieten
- Gezielte Trainings fördern Aggressivität der Tiere
- Listenhunde-Regelung wird als nicht zielführend angesehen
Schwarzach, Wien Der Aufschrei war groß und hatte eine Welle der Diskussion ausgelöst. Anfang Oktober griff ein American Staffordshire Terrier in Oberösterreich eine Joggerin an und biss sie zu Tode. Auch in Vorarlberg entwickelte sich eine hitzige Debatte. Es ging darum, ob diese Hunde überhaupt gehalten werden sollten, aber vor allem um ein generelles Verbot eines Beiß- und Angriffstrainings bei privaten Hunden. Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) will dazu noch diese Woche einen Vorschlag vorlegen.

“Das Scharfmachen von Hunden, das vielerorts unter dem Deckmantel des Hundetrainings passiert, ist durch nichts zu rechtfertigen”, betonte Rauch laut einer Mitteilung bei der Übernahme einer Petition des Vereins Pfotenhilfe für ein Verbot des Beißtrainings in Oberösterreich. Die gleiche Meinung hatten bei der Debatte vor gut einem Monat auch der Dornbirner Hundetrainer Patrick Waltenberger und die Bludenzer Staffordshire-Terrier-Halterin Nina Franzoi geäußert.


Nachschärfen soll Klarheit schaffen
Denn: Verschiedene Ausprägungen des Hundetrainings fördern die Aggressivität der Tiere. Demnach musste auch der Hund, der für die tödliche Attacke Anfang Oktober in Oberösterreich verantwortlich war, ein aggressives Beiß- und Angriffstraining über sich ergehen lassen. Schon jetzt seien deshalb im Tierschutzgesetz Maßnahmen verboten, die “die Aggressivität und Kampfbereitschaft von Tieren erhöhen”.
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Um Klarheit darüber zu schaffen, was mit Beiß- und Angriffstraining gemeint ist, plant der Minister nun ein Nachschärfen. Ausdrücklich verboten werden sollen der problematische Teil der klassischen Schutzhundeausbildung und das im Schutzanzug ausgeübte „Mondioring“. “Diese Art der Ausbildung hat in der privaten Hundehaltung absolut nichts verloren”, sagte der Vorarlberger. Damit trifft er auf viel Zustimmung. Andere, unproblematische Hundesport-Disziplinen bleiben von der Verschärfung unberührt.

Ebenfalls geplant ist im Rahmen eines “Heimtierpakets” die Ausweitung der Sachkunde für die Haltung von Hunden. Keine Lösung sieht Johannes Rauch allerdings im Modell der “Listenhunde” – also strengen Auflagen für die Haltung bestimmter Hunderassen. Expertinnen und Experten halten diese Listen für nicht zielführend, da die rassenspezifische Gefährlichkeit von Hunden weder wissenschaftlich erwiesen noch durch zuverlässige Beißstatistiken belegt wird.
Hundetrainer hält nichts von Listen
Hundetrainer Waltenberger hält nichts von den Listen und bezeichnet sie als sinnlos. “Listenhunde sind nicht gefährlicher als andere”, sagt er. Zudem gebe es die Listen schon ewig und sie seien teils sogar unterschiedlich. Beispiel: In Wien und Niederösterreich ist der Rottweiler gelistet, in Vorarlberg nicht. Statistisch gesehen seien außerdem – wenn es um Bissattacken geht – andere Hunde wie der Deutsche Schäferhund auf den vorderen Plätzen. Und auch ein Golden Retriever beiße zu.
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“Ich finde es sehr schade, dass die Rasse immer noch so einen so schlechten Ruf hat, obwohl das so angenehme Tiere sind”, hatte Hundehalterin Franzoi im Gespräch mit den VN gesagt. Ihrer Meinung nach sei es unfair, dass Bisse von Listenhunden immer besonders aufgebauscht werden, und Angriffe von anderen Rassen gerne einfach unter den Tisch fallen. Denn geht es nach Franzoi, sollte jeder Hundehalter einen Führerschein ablegen. Egal, wie groß sein Vierbeiner ist.
Johannes Rauch hielt abschließend fest: “Dass Hunde von ihren Halter:innen nicht zur Waffe erzogen werden dürfen, steht für mich außer Frage. Einen entsprechenden Vorschlag werden wir noch diese Woche an den Koalitionspartner übermitteln.” Er ist überzeugt, dass sie hier rasch zu einem Konsens kommen, zum Wohl der Tiere und der Menschen in unserem Land.