“Mama, kannst du nicht auch einmal was für mich kaufen?

Patimat wüsste nicht, wie sie es als Alleinerzieherin mit fünf Kindern ohne das Kinderdorf und “Ma hilft” schaffen würde.
Dornbirn Patimat ist ein bisschen aufgeregt. Verständlich. Da kommen fremde Leute in ihre 54 Quadratmeter große Wohnung. So etwas ist die 40-jährige Mutter von fünf Kindern nicht gewohnt. Jusuf (5) und Isa (2), ihre zwei jüngsten Sprösslinge, stört das gar nicht. Sie balgen im Wohnraum herum, begrüßen die Besucher mit einem hellen Lachen. Dass auch Gabi Hagspiel vom Kinderdorf mit dabei ist, macht Patimat aber gleich einmal entspannt.
Flucht als einziger Ausweg
“Ich bin so froh, dass Gabi immer für uns da ist”, sagt die aus Dagestan, einer russischen Unruheprovinz stammende Frau. Vor 13 Jahren flüchtete Patimat mit ihrem Mann aus politischen Gründen. “Das Regime hielt meinen Mann für einen islamistischen Terroristen, die Islamisten sahen ihn als Verräter. Wir konnten gar nicht anders, als fliehen.”

Zwei Kinder hatten sie damals, drei weiter kamen während der Zeit in Vorarlberg dazu. Mittlerweile lebt die gelernte Krankenschwester von ihrem Mann getrennt. Dieser wohnt im Oberland, steuert nur wenig Geld zum Einkommen der Familie bei.

Die Schaltstelle
Ohne zusätzliche Unterstützung könnten die subsidiär Schutzberechtigte und ihre Kinder kaum überleben. Dabei geht es nicht nur um materielle und finanzielle Zuwendungen, welche Patimat und ihre Kinder zusätzlich zur kargen Grundversorgung vom durch “Ma hilft” gespeisten Soforthilfetopf erhalten. Es geht auch um praxisnahe Unterstützung bei Behördengängen, Schulanmeldungen, Arztbesuchen oder Freizeitbeschäftigungen. “Wir sind eine Art Schaltstelle für alles, was die Familie braucht”, sagt Gabi Hagspiel, ein Profi in Sachen Familienbetreuung. “Wenn etwas ist, rufe ich Gabi an”, sagt Patimat mit einem warmherzigen Blick in Richtung der Kinderdorf-Mitarbeiterin.

Bescheidene Wünsche
Es sind selbstverständliche Dinge, welche speziell für die Kinder große Freuden bedeuten. Die zwölfjährige Milana kann durch eine kleine Zuwendung endlich zum Karateklub gehen, ihre zehnjährige Schwester Munira zur Rhythmischen Sportgymnastik. Jede noch so kleine Ausgabe belastet das Familienbudget über Gebühr. “Von daher sind wir so froh, dass wir diesen von ‘Ma hilft’ bereitgestellten Sondertopf haben”, freut sich auch Gabi Hagspiel mit der Familie. Abzüglich der zur Verfügung gestellten Wohnung müssen Patimat und ihre Kinder mit 500 Euro auskommen. Kleidung erhalten sie von der Caritas.

Patimat litt nach der Kaiserschnittgeburt ihres jüngsten Sohnes lange Zeit an massiven Bandscheibenproblemen, durfte nichts heben. Sie nahm 33 Kilo ab. Jetzt fühlt sie sich wieder bereit, etwas zu arbeiten. “Ich bin Krankenschwester. Gerne würde ich in Vorarlberg irgendwann wenigstens im Pflegebereich arbeiten.”
Ein besonderer Wunsch geistert Patimat derzeit besonders im Kopf herum. Sie möchte einmal ja sagen können, wenn ihre zweitälteste Tochter sie fragt: “Kannst du nicht auch einmal für mich etwas kaufen, Mama?”