„Die Mieten sind exorbitant hoch“ 

Menschen / 21.01.2024 • 09:00 Uhr
Dornbirner Stadtrat Christoph Waibel ist auch für die Vergabe der Gemeindewohnungen zuständig. <span class="copyright">vn/pem</span>
Dornbirner Stadtrat Christoph Waibel ist auch für die Vergabe der Gemeindewohnungen zuständig. vn/pem

Dornbirns Stadtrat Christoph Waibel erläutert die Problematik im Wohnungsamt.

Dornbirn Letzte Woche haben die VN über einen alleinerziehenden Vater berichtet, der auf der Suche nach einer Wohnung ist. Ein gemeinnütziges Heim zu bekommen, ist oftmals schwierig und kann bis zu drei Jahren dauern. Doch auch die Vergabe sei eine Herausforderung, wie Christoph Waibel, Dornbirner Stadtrat für Hochbau und Wohnungswesen, erklärt. Im vergangenen Jahr vergab er insgesamt 169 Wohnungen.

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Bis zu 22.000 gemeinnützige Wohnungen und 6000 Bewerber gibt es in Vorarlberg. Es hört sich auf Anhieb nach einfacher Mathematik an, die aufgehen sollte, doch die gemeinnützigen Wohnungen sind „im besten Fall alle vergeben“. In Dornbirn sind alle 3500 gemeinnützigen Wohnungen besetzt. „Ich habe gerade vorgestern wieder 18 zugeteilt. Jetzt gibt es keine mehr zu vergeben“, erklärt Christoph Waibel. Es warten noch 934 Menschen in Dornbirn auf ein neues Zuhause. Manche von ihnen möchten ihre Wohnsituation verbessern oder benötigen ein größeres Zuhause aufgrund von Familienzuwachs. Andere sind in einer prekären Situation.

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Die Vergaberichtlinien des Landes sind dabei für alle Gemeinden gleich. „Es kommt auf das Einkommen an, wie lange man in der jeweiligen Gemeinde schon lebt, ob man dort arbeitet, wie die aktuelle Wohnsituation ist und auch ob man alleinerziehend ist“, erklärt der Stadtrat. Wenn alle Aspekte eingetragen sind, wird das Ganze nach einem Schema bepunktet. Daraus wird eine Liste vom Computer erstellt, die händisch noch bearbeitet wird. Anschließend wird diese in einer Ausschusssitzung, in der alle Fraktionen vertreten sind, besprochen. Die Dringlichkeit steht dabei im Vordergrund. Personen, die von Gewalt betroffen sind oder keine Unterkunft haben, werden schnellstmöglich versorgt.

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Alle betroffen

Die „geringe“ Anzahl der gemeinnützigen Wohnungen sei dabei nicht das größte Problem. „Es ist so, dass mittlerweile auch die Mitte der Gesellschaft bei uns landet, weil die Wohnsituation in Vorarlberg so prekär ist“, betont Waibel. „Die Mieten sind exorbitant hoch, auch für Menschen mit einem vermeintlich guten Einkommen. Das ist eigentlich das Hauptproblem.“

Waibel findet, es müsse eine Veränderung her. <span class="copyright">vn/pem</span>
Waibel findet, es müsse eine Veränderung her. vn/pem

Zudem müsse man sich von dem Gedanken lösen, dass Menschen, die gemeinnützige Wohnungen beantragen, Sozialfälle, psychisch angeschlagen oder arbeitsunwillig sind. „Leute, die normal verdienen, kommen zu mir, aber sie gehören nicht hierher. Solche Menschen sollen nicht zum Amt gehen müssen, weil sie sonst keine Chance haben, eine Wohnung zu bekommen. Das ist für mich ein Zeichen, dass etwas falsch läuft.“ Zudem kommen immer wieder Flüchtlinge, die ebenfalls versorgt werden müssen. „Ich bin da immer am Jonglieren“, meint Waibel.

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Mehr bauen keine Lösung

Mehr gemeinnützige Wohnungen zu bauen, würde die Situation nicht entspannen. „Die Bauträger wie Vogewosi, Wohnbauselbsthilfe und Alpenländische müssen auch erst kalkulieren“, sagt Waibel. „Die Landesregierung kann sie nicht zwingen zu bauen. Sie müssen es auch finanzieren und schauen, was die Baustoffe im Moment kosten. Die letzten zwei Jahre gab es hohe Preise in der Bauwirtschaft.“ Wenn man dies berücksichtigt, müssten die Bauträger ebenfalls die Miete erhöhen. „Das heißt, ich könnte keine kostengünstige Wohnung anbieten. Da drehen wir uns im Kreis.“ Stattdessen sollten die allgemein leer stehenden Wohnungen und Häuser in Bewegung gebracht werden. Ein Fördertopf solle errichtet werden für die Sanierung bereits bestehender Wohnungen, die teilweise aus den 1960er-Jahren sind. Dies hätte die Wirkung, dass Normalverdiener nicht aufgrund der hohen Mietkosten auf dem Markt eine gemeinnützige Wohnung beantragen müssen. Somit würde es ebenfalls das System in der Gemeinde entlasten. „Man benötigt einen Maßnahmenkatalog, dann bekommt man das in den Griff, obwohl es schwer ist. Wir müssen Dinge, die das ganze Land betreffen, politisch besser entscheiden“, betont Christoph Waibel.

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