Den Regenwald in Ruhe lassen

Menschen / 27.03.2024 • 14:30 Uhr
Vorarlberger des Tages
Das Klimabündnis Vorarlberg arbeitet eng mit den Indigenen der Region Chocó zusammen.

Das Thema Wasser in Chokó liegt Klimabündnis-Obmann Georg Künz besonders am Herzen.

FEDKIRCH, NÜZIDERS Er ist 80. Doch sich zurückzulehnen und den Rest des Lebens gemütlich zu genießen, kommt für Georg Küng noch nicht infrage.Denn noch ist der Pensionist aus Nüziders Obmann des Klimabündnis Vorarlberg und setzt sich für Umwelt- und Klimaschutz ein. Besonders am Herzen liegt ihm das Thema Wasser in der kolumbianischen Region Chokó. Darüber wird er bei der Veranstaltung „Wasser oder Gold – Geld oder Leben?“, die am 18. April im Wirkraum der Caritas Auslandshilfe in Dornbirn stattfindet, als Podiumsgast sprechen.

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Der Fluss Rio Atrato ist die Lebensader der Region Chocó und ihrer Bewohner.

Ganz andere Berufslaufbahn

Ursprünglich hatte Georg Künz vor, Missionar zu werden. Wie der katholische Ordensmann Josef Freinademetz (1852 – 1908), der Missionar in China war. „Sein Leben hat mich sehr beeindruckt“, sagt Künz, der dann doch eine ganz andere Berufslaufbahn eingeschlagen hat. Er absolvierte die HTL in Bregenz und wurde Elektroingenieur. Zu seinen beruflichen Stationen zählen die Illwerke VKW, Sulzer Escher Wyss (Maschinen- und Turbinenbau), Kranbau Künz, das Liebherr-Werk Nenzing, Thien E-Motoren, Jenni Elektromaschinenbau.

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In Chocó, der Partnerregion des Klimabündnis Vorarlberg in Kolumbien, lernte Georg Künz die Projekte kennen. KÜNZ

Mit dem Thema Umwelt und Solarnutzung beschäftigt sich Künz seit der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl (1986). 1990 übernahm er die Leitung einer Solarbaugruppe in Nüziders, welche thermische Solaranlagen herstellte. Außerdem baute er Klein-PKW auf Elektroantrieb um, beteiligte sich am ersten Vorarlberger E-Mobil im Rahmen der Tour del Sol und wurde Teamleiter der e5- Energie-effiziente Gemeinde Nüziders. Zu jener Zeit entstand der erste Kontakt mit dem Klimabündnis – einem kommunalen Klimaschutz-Netzwerk, das gleichzeitig eine globale Partnerschaft zum Schutz des Weltklimas ist. 1991 trat Götzis als erste Gemeinde Vorarlbergs dem Klimabündnis bei. Seit 1993 wird es als eigenständiger Verein mit Sitz in Feldkirch geführt. Im selben Jahr begann auch die solidarische Zusammenarbeit mit der Region Chocó in Kolumbien. Dort engagiert sich das Bündnis vor allem für den Schutz des Regenwaldes.

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Ausbeutung und Naturverschmutzung, etwa durch Goldabbau von internationalen Konzernen. HRJ

Georg Künz ist für das Klimabündnis tätig, seitdem er 2011 von einer Rundreise durch Bolivien mit dem Verein Intersol zurückgekehrt war. „In Bolivien erlebte ich, was internationale Konzerne anrichten. Sie verbrauchen und vergiften das Wasser, sodass die Quellen versiegen und die Flüsse austrocknen“, berichtet Künz. Den Bewohnern wird somit das Wasser gestohlen.

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Georg Künz bei einem Ausflug nach Bellavista im Nordwesten Kolumbiens. KÜNZ

2012 reiste Künz für das Klimabündnis nach Kolumbien, um die in Chocó laufenden Projekte kennenzulernen: „Ich habe in El Carmen de Atrato gewohnt und von dort aus die Projekte in Indigenen Gemeinschaften besucht“, erzählt er.

Ausgetrocknete Böden

Der Chocó gehört zu den regenreichsten Gebieten der Erde. „Früher führten die Flüsse sauberes und klares Wasser, jetzt ist es braun und trüb, voller Sedimente und Quecksilber“, konstatiert Künz. „Das ist die Folge vom meist illegalen maschinellen Goldabbau.“ Zudem führt die Abholzung des Regenwaldes – „auch im Chocó“ – zur Austrocknung der Böden. Seine Forderung: „Wir müssen den Regenwald in Ruhe lassen.“

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Wandern zählt zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen des Klimabündnis-Obmanns Georg Künz.

Nach der Rückkehr aus Kolumbien wurde Künz zum Vorstandsmitglied des Klimabündnis Vorarlberg ernannt. In dieser Funktion sei es ihm gelungen, „die Projektkoordination im Chocó neu zu gestalten“. Derzeit laufen in Chocó zehn Klimabündnis-Projekte. In den meisten sind junge Einheimische miteinbezogen. „Die Schule in Vigia del Fuerte, zum Beispiel, ist für die Ausbildung der Kinder aus den Indigenen Gemeinschaften entlang des Rio Atrato sehr wichtig“, kommentiert Künz eines der Projekte.

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Greorg Künz setzt sich für Umwelt- und Klimaschutz ein.

Nach neun Jahren Vereinsobmann – „ich wollte das Amt maximal zwei Jahre ausüben“ – sucht Künz nun einen Nachfolger, der auch seine Zielsetzung übernehmen wird: „Alle Vorarlberger Gemeinden sollen Mitglieder des Klimabündnis Vorarlberg werden.“ Derzeit sind 37 der 96 Gemeinden dabei.