Mut zur Dynamik und zum Zerstören

Künstlerin Regina Stadler begeistert mit ihren lebhaften Werken.
Feldkirch Schwungvolle Linien voller Dynamik in lebhaften Farben, hinter denen sich Figuren erahnen lassen, prägen die Werke von Regina Stadler. Seit fast 30 Jahren widmet sich die Vorarlbergerin mit großer Leidenschaft der Malerei. „Ich habe schon immer gerne gemalt. Bereits als Kind habe ich alles bemalt – sehr zum Leidwesen meiner Mama“, scherzt Stadler.

Vom Pinseln auf dem Mofa und Fahrrad hat sich ihre Leidenschaft im Laufe der Jahre auf die Leinwand verlagert. Diese stellt sie sogar selbst her. „Ich habe eine zehn Meter lange Rolle. Wenn ich weiß, wie groß das Bild werden soll, schneide ich die Leinwand entsprechend zu“, erklärt sie.„Man muss aber darauf achten, dass die Leinwand richtig gespannt ist. Dafür gibt es spezielle Techniken.“

Stadlers Werke reichen von meterhohen Leinwänden mit abstrakten Details bis hin zu kleineren, präziseren Bildern. Ihre Inspiration findet die Künstlerin in alltäglichen Dingen, die anderen vielleicht entgehen. „Ich beobachte die Landschaft, den Schattenwurf, das Muster – selbst wenn es ein Kanaldeckel ist“, erzählt sie. Auch das Wetter beeinflusst ihre Arbeit, insbesondere die Farbwahl. „Im Sommer greift man automatisch zu anderen Farben als im Winter. Aber auch meine Stimmung spielt eine wichtige Rolle.“

Wenn die 60-Jährige ihr Atelier betritt, hat sie bereits eine Idee. Zunächst setzt sie Flächenstriche und Formen, bevor sie das Bild eingehend betrachtet. „Diese Betrachtungszeit ist für mich sehr wichtig und nimmt wahrscheinlich die Hälfte der Arbeit ein“, schildert sie. „Das Bild spricht mit mir, und ich reagiere entsprechend.“

Bestimmte Regeln der Malerei, wie jene zu Kontrastfarben, befolgt Stadler bewusst nicht. Stattdessen setzt sie auf ihren Mut, auch zu zerstören: „Sei kompromisslos im Umgang mit deiner Kunst.“ Sie beweist Entschlossenheit, indem sie manchmal bewusst mit einem präzisen Strich in das Bild eingreift. „Dieser Strich darf jedoch nicht planlos sein, sondern muss schnell und kräftig ausgeführt werden. Vorsichtiges Nachbessern oder Ausfüllen würde die Wirkung und Dynamik zerstören“, fügt sie hinzu. Die Künstlerin hält konsequent an den schnellen und kraftvollen Bewegungen ihrer Maltechnik fest.

Stadler arbeitet vorwiegend mit Acrylfarben, denen sie manchmal Eitempera beimischt, um eine geschmeidige Wirkung zu erzielen. „Mit Öl könnte ich diese abstrakte Technik nicht umsetzen. Es würde alles ineinanderlaufen, und ich hätte innerhalb von 30 Minuten eine graue Leinwand.“ Früher hat sie jedoch mit Öl, Bleistift und Kreide gearbeitet und dabei auch realistische Werke geschaffen. „Aber irgendwann möchte man sich weiterentwickeln und nicht stehen bleiben.“ Heute findet sie ihre Freude im abstrakten und dynamischen Malen. „Momentan macht es mir Spaß. Vielleicht mache ich in fünf Jahren etwas anderes, oder ich bleibe dabei. Wohin die Reise geht, weiß man nicht. Ich weiß nur, dass die Malerei für mich absolute Freiheit bedeutet. Ich vergesse alles um mich herum – es gibt nur noch das Bild und mich.“

Zur Person
Regina Stadler
geboren 17.12.1964
Wohnort Feldkirch-Tosters
Hobbys Malerei, Kochen, Stricken
Beruf Büroangestellte