Zwei wie Pech und Schwefel

Monika Kuster und Elfi Stefan sind eineiige Zwillinge. Sie sind tief und fest miteinander verbunden.
Dornbirn Sofie Stefan war im Jahr 1968 schwanger. Weil sie unter Wassereinlagerungen in den Beinen litt, verschrieb ihr der Arzt ein Medikament. Das löste bei ihr vorzeitige Wehen aus. Wunschkind Monika kam zwei Monate zu früh in Judenburg (Steiermark) zur Welt: am 6. Dezember 1968. „Man verständigte Papa, dass er ins Spital kommen solle, das Kind sei unterwegs. Als er eintraf, sagte die Hebamme zu ihm: ,Ein Kind ist schon da, und das Zweite kommt gerade.‘ Daraufhin fiel Papa aus allen Wolken. Er hatte nicht gewusst, dass seine Frau Zwillinge erwartet“, erzählt Monika Kuster (56), die Tochter der Stefans, lächelnd. Auch Sofie hatte keine Ahnung, dass in ihrem Bauch zwei Kinder heranwuchsen. „Ultraschall war damals noch kein Bestandteil der Schwangerschaftsvorsorge. Außerdem waren unsere Herztöne so identisch, dass dem Arzt entging, dass unsere Mutter mit Zwillingen schwanger war“, berichtet Elfi Stefan (56), die ein paar Minuten nach Monika das Licht der Welt erblickte.

Die Leute taten sich schwer, die eineiigen Zwillinge, die als Kinder immer gleich gekleidet waren und die gleiche Frisur trugen, auseinanderzuhalten. „Selbst Papa hat uns verwechselt und manchmal mit dem falschen Namen angesprochen,“ erinnern sich Monika und Elfi lächelnd. Die Mutter aber, die wusste genau, mit wem sie es zu tun hatte. „Sie konnte uns immer auseinanderhalten.“ Ihre Lehrer hingegen taten sich schwer. Die Zwillingsschwestern teilten sich eine Schulbank. „Manchmal haben wir zur Gaudi die Sitzplätze gewechselt.“ In der Schule hatten die beiden die gleichen Stärken und Schwächen. „Deswegen konnten wir uns leider nicht gegenseitig helfen und einsagen.“

Von klein auf begleitet die Schwestern das schöne Gefühl, nie allein zu sein. „Bei Gewittern oder wenn ich Alpträume hatte, schlüpfte ich aus Angst zu meiner Schwester ins Bett. Elfi sagte dann nur: ,Du schon wieder‘.“ In der Teenagerzeit entwickelten sich die Schwestern in unterschiedliche Richtungen. „Wir zogen uns nicht mehr gleich an und hatten unterschiedliche Freunde.“ Monika traf sich gerne mit Bikern, rauchte und besuchte Discos. „Ich hingegen war brav zu Hause, habe mich hin und wieder mit Freundinnen getroffen und Bravo-Zeitschriften gelesen“, erzählt Elfi schmunzelnd. Manchmal litten die beiden auch an Liebeskummer. „Wenn eine von uns litt, litt auch die andere, gell Elfi?“ Diese nickt und meint: „Ich spüre sofort, wenn es Moni nicht gut geht. Unsere Verbundenheit ist derart groß, dass andere es gar nicht begreifen können. Man kann fast sagen, dass wir miteinander eine Ehe führen.“ Monika ergänzt: „Für mich ist meine Schwester wie eine beste Freundin. Wenn ich ein Problem habe, bespreche ich das als Erstes mit ihr.“

Beruflich gingen die beiden aber eigene Wege. Monika machte eine Ausbildung zur Köchin. Ihre Schwester lernte den Beruf der Krankenschwester. Nach der Ausbildung verschlug es Monika ins Ländle und Elfi nach Wien. Monika arbeitete viele Jahre im Kurhotel Rickatschwende in Dornbirn, Elfi in einer Klinik in Wien. Der Kontakt zwischen den Schwestern ist nie abgerissen. „Wir telefonieren dreimal in der Woche miteinander. Meistens haben wir zur selben Zeit den Impuls, einander anzurufen.“ Auch in den Urlaub gehen sie gerne zusammen. „Wir sind gerade von einer mehrwöchigen Südostasien-Reise retour gekommen.“
Bei beiden besteht das Bedürfnis, sich mindestens drei oder vier Mal im Jahr zu sehen. „Es geht uns nicht gut, wenn wir uns nicht ab und zu in die Arme nehmen können.“ Bei ihren Treffen kam es schon öfters zu lustigen Begebenheiten. „Einmal bemerkten wir, dass wir genau die gleichen Stiefeletten trugen. Ein andermal fiel uns auf, dass wir identische Ohrringe anhatten und den gleichen Einkaufskorb gekauft hatten. Dabei hatten wir uns nicht abgesprochen.“ Immer wieder stellen die beiden fest, „dass wir ziemlich gleich ticken“. Im nächsten Leben möchten die gebürtigen Steirerinnen wieder eine Zwillingsschwester haben, „weil es so schön ist“.
