Unzertrennlich trotz Krankheit: Wie Helga und Kurt der MS trotzen

Menschen / 14.04.2025 • 10:50 Uhr
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Kurt Riedmann betreut seine MS-kranke Frau Helga aufopferungsvoll. kum

Eine unheilbare Krankheit fesselt Helga Riedmann (70) ans Bett. Ihr Mann Kurt (81) betreut sie rund um die Uhr.

Lustenau Helga Riedmann (70) war in jungen Jahren eine begeisterte Sportlerin. „Ich habe fünf Jahre Leichtathletik gemacht.“ Sie ging auch gern Skifahren, Langlaufen und Radfahren. Über den Sport lernte sie ihren Mann Kurt kennen. „Wir sind miteinander skifahren gegangen. Da hat es gefunkt.“ 1976 heiratete das Paar. Drei Töchter krönten das Glück der Riedmanns.

Mit Anfang 40 wurde Helga krank. „Ich litt an einem unkontrollierbaren Zittern der Augen.“ Der Besuch beim Neurologen brachte nichts Gutes zutage. Helga, die damals als Sekretärin im Sportgymnasium Dornbirn arbeitete, erhielt die Diagnose Multiple Sklerose (MS). Das ist eine unheilbare Krankheit, die das Gehirn und das Rückenmark betrifft und verschiedenste Beschwerden verursacht – von Sehstörungen bis hin zu Lähmungen. „Die Diagnose war ein Schock. Ich sah mich als Pflegefall im Bett.“

Tag und Nacht im Pflegebett

Jahrzehnte später bewahrheiteten sich ihre damaligen düsteren Gedanken. Heute liegt die MS-kranke Frau, die nicht mehr gehen und stehen kann, Tag und Nacht im Pflegebett. Die Zeit vertreibt sie sich unter anderem mit Lesen. Mit Begeisterung verschlingt sie Romane und Lebensgeschichten. Das katapultiert sie in eine andere Welt. „Da vergesse ich mein eigenes Schicksal.“ Die 70-Jährige sieht sich auch gern Quiz- und Sportsendungen im Fernsehen an. „Wenn ich aber sehe, wie die Menschen gehen und sporteln können, werde ich ganz neidisch. Ich würde viel dafür geben, wenn ich wieder in den Bergen wandern könnte.“ Es deprimiert Helga, „dass bei mir nichts mehr geht. Nur im Bett liegen ist kein Leben mehr. Deshalb wäre es mir egal, wenn ich sterben würde.“

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Helga kann nicht mehr gehen und stehen. Sie ist auf den Rollstuhl und die Hilfe ihres Mannes angewiesen.

Helga wird von ihrem Mann Kurt (81) aufopfernd betreut. „Ich bin Kurt sehr dankbar, dass er für mich sorgt.“ Viele Male am Tag bedankt sie sich bei ihm. Der 81-jährige Lustenauer hat kein eigenes Leben mehr. „Man muss viel aufgeben, wenn man jemanden pflegt“, sagt er und drückt Helgas Hand als wollte er sie nie wieder loslassen. Kurt ist rund um die Uhr für seine pflegebedürftige Ehefrau da.

“Bin das Arbeiten gewohnt”

Sein Tag beginnt morgens um 7 Uhr mit dem Frühstück machen. Vormittags geht der rüstige Mann einkaufen oder Medikamente besorgen. Länger als zweieinhalb Stunden ist Kurt aber nie weg. „Ich kann Helga nicht allzu lange alleinlassen.“ Zu Mittag kocht er für seine Frau und sich. Nachmittags reinigt er manchmal die Wohnung. „Meistens lege ich mich aber auch ein bisschen hin. Ich muss mich auch erholen.“ Sein Tag endet gegen 23 Uhr, wenn er seine Frau zum letzten Mal zur Toilette gebracht hat. „Arbeit ist mir nie zu viel gewesen, ich bin das Arbeiten gewohnt“, sagt der pensionierte Oberwebermeister und geht dann in die Küche, um für Helga einen Tee zuzubereiten. Seine Ehefrau sieht ihm liebevoll nach und meint dann: „Ich bin froh, dass er an meiner Seite ist.“ Das sieht sie nicht als Selbstverständlichkeit an. Denn: „Als ich noch die Selbsthilfegruppe Multiple Sklerose leitete, bekam ich mit, dass viele Betroffene von ihrem Partner verlassen wurden.“