Große Trauer um Vandanser Lawinenopfer: “Er fehlt als Vater und als Ehni”

Roland Wachter (67) wurde Anfang April in der Silvretta unter einer Lawine begraben. Nach Tagen auf der Intensivstation erlag er seinen schweren Verletzungen. Der dreifache Vater und fünffache Großvater hinterlässt eine Riesenlücke in der Familie.
Vandans Roland Wachter fuhr mit Leidenschaft Motocross. Der Vandanser ging aber auch gerne wandern, Ski fahren und auf Skitour. Denn der Vater zweier Töchter und eines Sohnes liebte die Berge. „Papa hat jeden Berg im Montafon bestiegen“, zeigt Tochter Priska (37) auf, wie sehr sein Herz für seine Heimat schlug.
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Am 2. April war er mit drei weiteren Alpinisten in der Silvretta unterwegs. An diesem Tag begrub ihn eine Lawine unter sich. Sie war in der Nähe der Saarbrückner Hütte abgegangen. Der 67-Jährige konnte nach einer Viertelstunde ausgegraben und noch vor Ort wiederbelebt werden. Aber seine Verletzungen waren so schwer, dass er nach mehreren Tagen auf der Intensivstation verstarb. Dass er so sterben musste, überraschte Tochter Tina (43) nicht. „Ich dachte mir, dass Papa irgendwann einmal in den Bergen verunglückt. Aber dass er so früh gehen musste, damit habe ich nicht gerechnet.“ Es tröstet sie, dass er kein Pflegefall wurde. „Davor fürchtete er sich. Genauso wenig wollte er seinen Lebensabend in einem Altersheim verbringen.“
Riesengroße Lücke in der Familie
Der dreifache Vater und fünffache Großvater hinterlässt eine Riesenlücke in der Familie. „Er fehlt, nicht nur als Vater, sondern auch als Ehni“, sagt Priska, die Mutter zweier kleiner Söhne ist. Roland liebte seine Enkelkinder und spielte und musizierte gerne mit ihnen. „Sie fuhren voll auf ihn ab.“

Die Wachters mussten schon einmal einen schweren Verlust verkraften. „Unsere Mama starb vor acht Jahren an Krebs. Sie war noch nicht einmal 60 Jahre alt.“ Damals reduzierte Roland seine Arbeitszeit, um für seine kranke Frau Ingrid da sein zu können. „Papa begleitete Mama auf ihrem Leidensweg und war bis zu ihrem letzten Atemzug für sie da.“
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Fürs Alleinsein war Roland auf Dauer nicht geschaffen. Über eine Annonce lernte der Witwer Karin kennen, seine zweite Frau. Mit ihr teilte er unter anderem die Leidenschaft für klassische Musik. „Musik war sein ständiger Begleiter. Daheim lief bei ihm dauernd Musik. Beim Kochen pfiff er immer eine Melodie vor sich hin“, erinnern sich seine Töchter lächelnd. Roland war sehr musikalisch. „Er hat sich selbst beigebracht, Mundharmonika und Ziehharmonika zu spielen.“

Auch mit seinem Schmäh konnte er einen ganzen Tisch unterhalten. „Papa hat Sprüche herausgelassen, über die hast du dich kaputt gelacht. Selbst in schwierige Situationen brachte er mit seinem Humor eine gewisse Leichtigkeit hinein.“
Als er noch im Gastgewerbe tätig war, steckte der gelernte Koch seine ganze Energie in den Job. Der Küchenchef arbeitete oft bis in die Nacht hinein. „Papa arbeitete wie ein Tier. Er war ein richtiger Schaffer.“ Mit 40 stieg er aus der Hotellerie aus und wechselte zunächst ins Altersheim in Vandans, später dann ins Seniorenheim Bartholomäberg. Dort hatte er geregelte Arbeitszeiten. „Ab da begann er etwas für sich zu tun und Sport zu betreiben.“ Die Arbeit im Altersheim gefiel ihm. „Papa war gerne sein eigener Chef. Er war ein Macher.“ Die Altersheimbewohner lagen ihm am Herzen. „Manchmal ging er durch den Speiseraum und fragte die Bewohner, was für Essenswünsche sie haben. Papa erfüllte ihnen diese Wünsche.“

Roland war ein begnadeter Koch. „Auch zu Hause hat er aufgekocht und mehrgängige Menüs auf den Tisch gezaubert.“ Er zeigte seine Zuneigung zu seinen Lieben, indem er sie mit seinen Kochkünsten verwöhnte. „Wenn von uns jemand krank war, kam er mit Töpfen voller Essen zu uns.“
Als seine Kinder noch klein waren, gab er sich gerne mit ihnen ab. „Er baute mit uns am Bach Staudämme und machte schöne Fahrradtouren mit uns.“ Tina lächelt. Sie erinnert sich an eine Begebenheit in ihrer Jugend. „Ich habe mit 18 Jahren ein Auto gekauft. Papa hat mir einen neuen Motor eingebaut.“ Der technisch versierte Mann konnte aber auch Elektrogeräte reparieren und Möbel wie Betten und Schränke herstellen. „In dem Haus, das er für uns alle baute, hat er fast alles selbst gemacht.“ Der Montafoner verfügte über zahlreiche Talente. „Er war so kreativ und hat zuletzt sogar noch angefangen zu drechseln.“ Priska steigen Tränen in die Augen. “Er fehlt”, flüstert sie mit stockender Stimme, “aber der Gedanke, dass Papa jetzt wieder bei Mama ist, tröstet mich. Es wäre schön, wenn die beiden wieder zusammen wären.”