Drei Positionen, ein Dialog

Michael Armitage, Maria Lassnig und Chelenge Van Rampelberg im Kunsthaus Bregenz.
bregenz Am Freitag, den 11. Juli um 19 Uhr eröffnet das Kunsthaus Bregenz eine Ausstellung, die drei herausragende künstlerische Positionen zusammenführt und einen Dialog über Generationen, Kontinente und Ausdrucksformen hinweg eröffnet. Die Ausstellung mit dem Titel „Michael Armitage – Maria Lassnig – Challenge Van Rampelberg” ist in enger Zusammenarbeit mit Michael Armitage selbst sowie in Kooperation mit der Maria Lassnig Stiftung in Wien und dem Nairobi Contemporary Art Institute (NCAI) entstanden.

Im Zentrum steht die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Menschen, seinem Körper, seiner Erinnerung, seiner Verletzlichkeit und seiner Identität. Der Ursprung dieser Ausstellung liegt in einem beiläufigen Gespräch. Im Sommer 2023, kurz vor seiner Abreise nach der Eröffnung seiner Einzelausstellung im Kunsthaus Bregenz, erwähnte Michael Armitage im Gespräch mit KUB-Direktor Thomas D. Trummer, wie sehr ihn das Werk von Maria Lassnig geprägt habe. Trummer erinnert sich: „Und mit diesem Satz entwickelte sich ein Gedanke. Wir erinnerten uns an ein Lassnig-Gemälde aus unserem Depot und hatten die Idee, dieses Bild nicht einfach als Exponat zu zeigen, sondern es im Sinne einer ‚Chamber Music Installation‘ in einen künstlerischen Dialog mit Michaels Arbeit zu setzen.“

Auch Peter Pakesch, Vorstand der Maria Lassnig Stiftung, war rasch überzeugt. „Die Maria Lassnig Stiftung versteht sich nicht nur als Hüterin eines bedeutenden Œuvres, sondern auch als aktive Kraft, die dieses Werk lebendig hält. Besonders bewegt mich, wenn Künstler der Gegenwart wie Michael Armitage sich von Lassnigs Arbeiten inspirieren lassen, ihnen begegnen, sie ernst nehmen und daraus Neues entwickeln. Was wir bei dieser Ausstellung sehen, ist weit mehr als ein Nebeneinander – es ist ein klug komponierter Dialog zwischen Malerei, Zeichnung und Skulptur.“

Zu sehen ist eine Auswahl von Zeichnungen Maria Lassnigs (1919–2014), in denen der Körper nicht als äußere Form, sondern als Spiegel innerer Wahrnehmung erscheint. In der Arbeit „Einen Hund besitzen“ (1976) begegnet uns Lassnig mit durchdringendem Blick, einen Hund im Arm – Begleiter, Trophäe, Alter Ego. Ihre Werke thematisieren Körperlichkeit als Existenzzustand im Raum zwischen Ich und Welt.

Michael Armitage brachte eine weitere zentrale Figur ins Spiel: Chelenge Van Rampelberg. Die kenianische Bildhauerin, Grafikerin und Malerin (* 1961) war für ihn Mentorin, Wegbegleiterin und Freundin – und die erste Künstlerin, mit der er je in Berührung kam. „Für uns in Ostafrika ist sie das, was Maria Lassnig für Österreich ist. Eine Pionierin. Eine Stimme. Eine Ikone“, sagt Armitage. Rampelberg ist mit Holzschnitten und Skulpturen vertreten: ausdrucksstarke, aufrechte weibliche Figuren und männliche Köpfe mit gespannten Mündern. Ihre Arbeiten erzählen von Beziehungen, Empfindsamkeit und Würde. In „Eve I“ (1996) etwa neigt sich der Kopf der Skulptur in sanfter Melancholie – ein Ausdruck innerer Spannung und stiller Kraft zugleich. Auch ihre Holzschnitte kreisen um die Verbundenheit mit Natur, Mensch und Tier, wobei weiche Konturen Nähe und Verletzlichkeit ausdrücken.

Michael Armitage (* 1984 in Nairobi) zeigt eigene Aquarelle und Gemälde, in denen politische und gesellschaftliche Spannungen ebenso sichtbar werden wie eine tiefe Zärtlichkeit, insbesondere in der Darstellung von Tieren. In Midas (2019) greift er die antike Midas-Sage auf. Ein nackter Mann steht einer in goldenen Stoff gehüllten Mutter mit Kind gegenüber. Eine Hyäne scheint das Geschehen aus einer anderen Sphäre zu überblicken. Armitages Malerei beeindruckt durch transparente Farbschichten, technische Virtuosität und atmosphärische Dichte.

„Die Ausstellung fühlt sich für mich fast wie ein Traum an. Ich kann es kaum glauben, dass ich Teil dieses Raums, dieses Projekts sein darf – und ich bin sehr dankbar dafür.“ Was diese drei Positionen verbindet, ist das gemeinsame Interesse am Menschen, an seinem Körper, seiner Geschichte und seiner inneren Welt. Doch jede Stimme formuliert sich anders: introspektiv bei Lassnig, plastisch konzentriert bei Van Rampelberg und erzählerisch aufgeladen bei Armitage.

Am Samstag, den 12. Juli um 11 Uhr lädt das Kunsthaus Bregenz zu einem Künstlergespräch mit Michael Armitage und Thomas D. Trummer ein.