„Tragen ist das Stillen des Mannes“ – die Ländlehebammen betonen die Wichtigkeit der Väter

Alexandra Tschamon und Anka Dür wollen als Ländlehebammen mehr Sicherheit bei Hausgeburten schaffen, betonen die Bedeutung der Väter und erklären, warum sogar viele Hebammen kinderlos bleiben.
Von Katja Grundner
Schwarzach Alexandra Tschamon und Anka Dür sind Teil des fünfköpfigen Teams der Ländlehebammen, die in Vorarlberg Hausgeburten begleiten. „Vor uns gab es nur eine einzige tapfere Hebamme, die Hausgeburten in Vorarlberg durchführte. Doch die geht jetzt auch bald in Pension“, sagt Dür. Die Ländlehebammen unterstützen Frauen in der Schwangerschaft, bei der Geburt, im Wochenbett und darüber hinaus – zum Beispiel bei der Kinderplanung und als ergänzende Begleitung nach Totgeburten. Dabei sind Partner nicht nur wichtige Stützen, sondern Teil der vollumfänglichen Begleitung.
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Mehr Sicherheit und Lebensqualität
Für den Zusammenschluss der Ländlehebammen vor rund einem Jahr gab es zwei Hauptgründe. Erstens: Bei Hausgeburten ist es ihnen das wichtigste Anliegen Sicherheit zu gewährleisten, weshalb immer mindestens zwei Hebammen anwesend sind. Zweitens: bessere Arbeitsbedingungen. „In unserem Job ist man ständig auf Rufbereitschaft, 24 Stunden am Tag“, erzählt Tschamon. „Das ist wie eine Fußfessel“, verdeutlicht Dür.
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Die alleinige Verantwortung würde bedeuten, dass sie praktisch nie Urlaub hätten und unter Dauerbelastung stünden. „Früher waren die Hebammen Einzelkämpferinnen und haben das alleine gemacht. Aber wir sind eine andere Generation“, führt die 36-Jährige aus Satteins aus.
Die Rolle der Partner
Tschamon hebt hervor, dass sich die Ländlehebammen vor allem durch die enge Beziehung zu den Frauen und deren Vertrauenspersonen vom System im Krankenhaus unterscheiden. Ihr Arbeitsmodell bedeutet einerseits große Verantwortung, bietet andererseits aber die Freiheit, Geburtshilfe frauen- und familienzentriert zu gestalten. „Wir wollen nicht nur der Schwangeren, sondern auch den Partnern Unterstützung und Sicherheit bieten“, äußert die 31-jährige Bludenzerin.

„Papas sind eine besonders wichtige Ressource. Das Kind im Bauch reagiert auf ihre Stimme zum Beispiel ganz bewusst und viel deutlicher als auf Außenstehende“, erklärt Dür. Während Frauen durch das Stillen eine besondere Bindung zum Kind aufbauen, haben Partner die Möglichkeit, dies vor allem durch das Tragetuch zu tun. „Tragen ist das Stillen des Mannes“, fasst Tschamon zusammen. Dasselbe gilt für gleichgeschlechtliche Paare.
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Häufigere Kinderlosigkeit
Die Zahl der Geburten ist in Vorarlberg zurückgegangen. Genauer gesagt verzeichnete Vorarlberg mit 862 Geburten im ersten Quartal dieses Jahres den niedrigsten Wert seit zehn Jahren. Laut Statistik Austria war der Rückgang von 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in keinem anderen Bundesland so stark.
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Für Tschamon und Dür sind die Gründe dafür multifaktoriell: von Zukunftsängsten und geringeren Karrierechancen, bis hin zu dem größeren Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und der wirtschaftlichen Lage der Paare. „Eine Frau ist systemisch nicht genug entlastet. Sie muss ganz viel aufgeben, wenn sie den Familienweg gehen will“, meint Tschamon. „Und ein Großteil der Care-Arbeit wird immer noch unbezahlt von Frauen geleistet“, fügt Dür hinzu.
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Laut den Expertinnen wird es auch den Männern durch Themen wie die Einkommensschere nicht leicht gemacht. “Wir sehen eine große Bereitschaft bei Männern, und der jetzt besser bezahlte Papamonat ist ein sehr guter Schritt in die richtige Richtung. Aber das Angebot müsste noch ausgeweitet werden“, so Dür. Die beiden Hebammen berichten, dass es sogar viele Hebammen gibt, die kinderlos sind. Als Gründe dafür nennen sie die vielen Arbeitsstunden und den tiefen Einblick in die wahre Realität der Mütter.
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(VN)