“Ich muss aufpassen, dass Lukas nicht erstickt”

Menschen / HEUTE • 11:56 Uhr
"Ich muss aufpassen, dass Lukas nicht erstickt"
Melanie mit ihren Söhnen Tobias (12) und Lukas (8). Philipp Steurer

Melanie Bitschnau (38) aus Rankweil trägt einen schweren Rucksack durchs Leben.

Rankweil/Brederis Als die Hochzeitsglocken am 10. August 2012 läuteten, war die Welt für Melanie Bitschnau (38) noch in Ordnung. Doch nur ein paar Monate später zerbrach die heile Welt. Ihr Mann schied freiwillig aus dem Leben. “Ich war damals mit Tobias, meinem ersten Kind, hochschwanger.” Ihre Mutter fing sie in dieser schweren Zeit auf. “Ich wohnte zum Glück noch bei Mama.”

"Ich muss aufpassen, dass Lukas nicht erstickt"
Melanie und ihre Söhne sind ein eingeschworenes Trio.

Im Februar 2015 lernte die junge Witwe wieder einen Mann kennen. Mit ihm baute sie in Rankweil ein Haus. 2017 kam ihr Sohn Lukas gesund zur Welt. “Auch er war ein Wunschkind.” Doch die Idylle hielt nicht lange an. Im April 2020 wurde Melanie von ihrem Partner verlassen. Einen Monat später erlitt ihr damals dreijähriger Sohn einen Schlaganfall. Wochenlang kämpfte der Bub auf der Intensivstation um sein Leben. “Die Ärzte konnten mir nicht versprechen, dass Lukas überlebt.”

"Ich muss aufpassen, dass Lukas nicht erstickt"
Stefan aus der Nachbarschaft hat diese schöne Spielhütte für Melanies Kinder gebaut.

Der kleine Bub gewann den Kampf um sein Leben. Aber seither ist er gehandicapt. “Lukas kann nicht sprechen und nicht gehen. Er ist auf den Rollstuhl angewiesen. Auch seine rechte Hand ist beeinträchtigt. Mit dieser kann er nicht greifen.”

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Melanie hatte mit ihren Kindern und ihrem Partner viel Spaß im Schweizer Freizeitpark Conny-Land.

Melanie kann ihren achtjährigen Sohn keine Minute allein lassen. Denn er leidet an epileptischen Anfällen. “Lukas hat bis zu 25 Anfälle am Tag. Auch in der Nacht sind wir wegen seiner Krampfanfälle wach. Ich muss aufpassen, dass er nicht erstickt. Erst gegen Morgen schläft Lukas ein.” Die zweifache Mutter hat keine Nachtruhe. Den Schlaf holt sie am Vormittag nach. “Ich schlafe von 8 bis 11 Uhr.” Über der alleinerziehenden Mutter und ihren zwei Kindern hängt ein Damoklesschwert. “Lukas könnte bei jeder epileptischen Attacke sterben.” Sie ist so froh, dass er noch da ist. “Ich bin für jeden Tag dankbar, an dem er noch lebt.”

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Tobias und Lukas mit ihrem Nachbarn Stefan. Der Freund der Familie unterstützt Melanie öfters.

Melanie braucht Unterstützung, weil Lukas auf permanente Betreuung angewiesen ist. Inzwischen hat sie ein Netz von Helfern aufgebaut. “Mich unterstützen die Lebenshilfe und die Kinder- und Jugendhilfe. Ich kann auch eine persönliche Assistentin anfordern. Durch eine großartige Spendenaktion über vol.at kamen 100.000 Euro für einen Lift zusammen. Außerdem stehen mir meine Mama und mein Nachbar Stefan bei und nicht zuletzt auch mein Freund Christoph, den ich heuer im März kennengelernt habe.” Christoph wurde zu ihrem großen Halt. “Er gibt mir viel Kraft und Geborgenheit. Ich bin so dankbar, dass er an meiner Seite und für mich da ist.” Mit ihm macht Melanie ausgedehnte Motorradtouren. Bei diesen kann sie voll abschalten. “Den Helm rauf, die Musik an und alle Sorgen sind weg.”

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Melanie mit ihrem Freund Christoph in Meersburg.

Auch mit ihren Kindern unternimmt sie viel. “Wir gehen gerne in Freizeitparks und Zoos. Lukas’ Leben soll nicht nur aus Arztbesuchen und Therapien bestehen, er und sein älterer Bruder sollen auch Spaß haben.” Die Kinder bedeuten ihr alles. “Sie sind mein Leben. Mama zu sein, ist schön.” Die 38-Jährige trägt eine schwere Last durchs Leben. Aufgeben ist für sie aber keine Option. “Meine Devise lautet: Aufstehen, Krone richten und weitermachen.”

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Tobias (12) gehört seit einigen Monaten der Jungfeuerwehr Rankweil an. Sein kleiner Bruder Lukas ist stolz auf ihn.

Melanie Bitschnau spart auf ein rollstuhlgerechtes Auto. Über Unterstützung würde sie sich freuen. Raiffeisenbank Montfort, IBAN: AT 053742200000218099.