Dem Rausch des Bikens verfallen

Was mit einem Geschenk begann, wurde für Bernadette Feurstein zu einer Leidenschaft.
Höchst Bernadette Feurstein hat Kraftstoff im Blut. „Mein Bruder fuhr eine KTM. Wenn er zum Mittagessen kam und den Schlüssel im Zündschloss steckenließ, habe ich ein paar Runden gedreht. Da war ich 14, und Papa durfte mich nicht erwischen,“ erzählt die 67-Jährige und lacht. Die Feuerstuhl-Leidenschaft war entfacht.
Als sie alt genug war, erwarb Bernadette den Motorradführerschein. Ein tödlicher Unfall im Freundeskreis bremste ihre Begeisterung für das Zweirad-Fahren. „Nie wieder wollte ich auf ein Krad steigen“, erinnert sie sich. Tat sie auch nicht, bis sie ihren späteren Ehemann kennenlernte. Edmund Feurstein ist ein absoluter Motorradfreak: Rennmaschinen, Chopper, Goldwing ist er gefahren. „Als Co-Pilotin war ich immer dabei“, erzählt die couragierte Frau. Der Wunsch, selbst ein Stahlross zu lenken, erwachte wieder. Zunächst standen jedoch andere Dinge im Fokus.

Tatkräftig angepackt
1977 heirateten die gelernte Gastronomie-Mitarbeiterin und der Eisenbahner, wurden Eltern von Beatrix, Daniel und den Zwillingen Sabrina und Melanie. Nachdem die Familie Bernadettes Elternhaus übernommen hatte, stand viel Arbeit an: „Acht Mal haben wir inzwischen umgebaut.“ Neben Familie, Haushalt und Garten jobbte die tatkräftige Frau. Zupacken war Bernadette, die mit fünf Geschwistern aufwuchs, gewohnt: „Ich habe als Kassenaufsicht in einem Einkaufsmarkt geschafft, abends in der Gastronomie ausgeholfen oder Heimarbeit erledigt.“
Ihre Kinder wuchsen heran und Bernadette wollte ihr eigener Herr sein. So startete sie 1994 durch, verdiente ihre Brötchen als selbstständige Außendienstmitarbeiterin für burgenländische Weinbauern. „Da war ich viel mit großen Fahrzeugen unterwegs.“ Ihr Mann hatte einen Job bei den Schweizer Bundesbahnen, half in der freien Zeit mit. Ab 2000 stand er seiner Frau voll zur Seite, auch Töchter und Sohn unterstützten. „Teilweise hatten wir zudem zwölf Mitarbeiter“, berichtet Bernadette.

Passendes Geschenk
Ein Geschenk zum 50. Geburtstag brachte einen Schnitt: „Edmund und die Kinder überraschten mich mit einem Gutschein für eine Trike-Fahrt. Sieben Tage sind wir durch die Dolomiten gebraust. Traumhaft.“ Endlich saß sie vorn und Edmund war Co-Pilot. Bernadette wollte das Trike gar nicht mehr hergeben. „Man spürt den Fahrtwind wie beim Motorrad, sitzt gleichzeitig bequem wie in einem Cabrio“, schwärmt sie. Inzwischen suchte das Ehepaar nach einer neuen Geschäftsidee. 2009 wurde beschlossen, mit einem Trike-Verleih zu starten. Ergänzt wurde dieses Geschäft nach und nach mit „Bernadette’s kumm & luag”. Im kleinen feinen Laden finden sich kreative Geschenke, Hochprozentiges, österreichische Weine, Gewürze und mehr.
Bernadette kaufte vor 13 Jahren ihr erstes Trike, auch der Ehemann sattelte um auf ein Trike. Viele schöne Touren erlebten sie mit Gleichgesinnten, bis 2015 ein Unfall Bernadette fast das Leben kostete. „Bei eine Probefahrt mit einer Mieterin zu dem Unglück“, sagt die 67-Jährige. Über zwei Jahre hatte sie mit den gesundheitlichen Folgen zu kämpfen. Der Trike-Verleih wurde aufgegeben, um das Lädele kümmerte sich die Familie gemeinsam.

Die Höchsterin wollte nie wieder auf ein Trike steigen. Doch die Erinnerung an das Gefühl von Lebensfreude beim Fahren brachte sie zurück in den Sattel. In diesem Jahr stehen schon über 9000 Kilometer auf dem Tacho. „Herrliche Touren durch Österreich und Italien“, blickt die achtfache Oma zurück. Langsam gibt sie die Verantwortung für „Bernadette’s“ in die Hände von Tochter Sabrina. Und dann? „Trike-Fahren“, sagt sie und lacht. JH
Zur Person
BERNADETTE FEURSTEIN
GEBOREN 18. August 1958
WOHNORT Höchst
BERUF Inhaberin von „Bernadette’s kumm & luag”
FAMILIENSTAND verheiratet mit Edmund
HOBBYS Trikefahren und die Enkelkinder