Gitarrenklänge im Hospiz: Lorenz Thoma (19) ist Zivildiener des Jahres

Lorenz Thoma (19) überzeugte mit viel Empathie und großem persönlichem Engagement bei seinem Zivildienst im Hospiz am See und ist nun Vorarlbergs „Zivildiener des Jahres 2025“.
Darum geht’s:
- Lorenz Thoma nutzt Musik im Hospiz zur Freude anderer.
- Erfahrung im Hospiz prägt ihn und seine Lebenseinstellung.
- Thoma zum “Zivildiener des Jahres” ausgezeichnet.
Bregenz Wenn Lorenz Thoma von seinem Zivildienst im Hospiz erzählt, kommt er schnell auf ein Thema zu sprechen, das ihm viel bedeutet: die Musik. Der 19-Jährige war viele Jahre Mitglied einer Metal-Band, hat im Fach Schlagzeug maturiert und ist aktuell Gitarrist der Party-Band “Ersatzbank”. Als Tontechniker sorgt er darüber hinaus für den perfekten Klang bei den verschiedensten Events im Ländle. Seine Begeisterung für die Musik verschaffte ihm bei seinem Zivildienst im Hospiz Vorarlberg eine besondere Möglichkeit, Menschen in ihrer letzten Lebensphase Freude zu schenken. “Ich habe den Gästen – so werden die Menschen, die hier im Hospiz leben, genannt – mit der Gitarre vorgespielt”, erzählt Thoma, “Das ist sehr gut angekommen.”

Lieblingseis essen und Lotto spielen
Berührungsängste mit dem Thema Sterben oder dem Umgang mit schwerkranken Menschen hatte der junge Schwarzacher von Anfang an keine. “Sterben gehört zum Leben dazu. Das Lebensende gut verbringen zu können, das ist das Ziel von Hospiz. Deshalb finde ich die Arbeit hier so wichtig”, sagt der BORG-Schoren-Absolvent. Spaziergänge mit den Hospiz-Bewohnerinnen und -Bewohnern gehörten ebenso zu seinem Arbeitsalltag wie die Mithilfe in der Hauswirtschaft oder das Verteilen von Essen. Neben den Tätigkeiten auf der Station übernahm Lorenz Thoma auch organisatorische Aufgaben und erledigte Botengänge, wie etwa zur Apotheke oder Post. “Ich konnte sehr viel Zeit mit den Gästen verbringen und durfte zum Teil auch sehr persönliche Gespräche mit ihnen führen”, zeigt sich der empathische junge Mann begeistert. Ganz besonders positiv sind ihm die Situationen in Erinnerung, in denen es darum ging, jemandem einen letzten Wunsch zu erfüllen. Dabei durfte er feststellen, dass am Ende des Lebens oft die kleinen Gesten zählen. “Da gab es den Wunsch, noch einmal an den See zu gehen oder das Lieblingseis zu essen. Vor Kurzem hat sich ein Mann gewünscht, noch einmal Lotto zu spielen.”


Auszeichnung für besonderes Engagement
In den neun Monaten, in denen Lorenz Thoma seinen Zivildienst im Hospiz am See in Bregenz leistete, durchlebte er viele emotionale Momente. “Beim Heimfahren von der Arbeit habe ich immer Musik gehört, das hat mir sehr geholfen, mit traurigen Gefühlen umzugehen.” Aus seiner Zeit im Hospiz nimmt Thoma viel für sein weiteres Leben mit: “Ich habe gesehen, Sterben ist nicht immer nur traurig, es kann auch beim Abschiednehmen schöne Momente geben.” Dabei habe er erfahren dürfen, wie unterschiedlich Menschen mit dem Thema Abschied und Verlust umgehen. Seit seiner Zivi-Zeit im Hospiz, die er noch um drei Monate als Ferialer verlängert hat, versucht er, viel mehr im Hier und Jetzt zu leben und die Zeit zu genießen. “Das Blatt kann sich jederzeit wenden”, gibt Thoma zu bedenken. Er hofft, dass sich in Zukunft mehr junge Menschen für die Arbeit bei Hospiz interessieren.

Der Schwarzacher will vorerst seine musikalische Karriere weiterverfolgen und hat sich deshalb an verschiedenen Akademien um einen Studienplatz beworben. Der 19-Jährige kann sich aber durchaus auch vorstellen, später einmal wieder im Sozialbereich tätig zu sein. Neben den wertvollen Erfahrungen, die er im Hospiz sammeln konnte, wird auch der kollegiale Umgang innerhalb des Teams Lorenz Thoma auf seinem weiteren Lebensweg stets in Erinnerung bleiben. “Als Zivi durfte ich sehr viel Wertschätzung erfahren. Und dass Pflegedienstleiterin Simone Altmann mich für die Bewerbung als “Zivildiener des Jahres” vorgeschlagen hat, hat mich natürlich sehr gefreut.” Aus über 150 Einsendungen wurde er von einer Jury für sein außergewöhnliches Engagement zu einem der neun Preisträger ernannt. Am 23. September konnte Lorenz Thoma den Preis von Bundesministerin Claudia Plakolm im Rahmen einer feierlichen Festveranstaltung in Wien in Empfang nehmen. GHP


Zur Person
LORENZ THOMA
WOHNORT Schwarzach
GEBURTSDATUM 20. Juli 2006
FAMILIE Bruder, Eltern
HOBBY Musik
LEBENSMOTTO „Wenn Worte fehlen, spricht die Musik.“
