Tom Waits in Bildern

Kultur / HEUTE • 14:33 Uhr
Waits_Corbijn_NA2025_06.jpg
Als “Waits/Corbijn” vor zwölf Jahren erstmals erschien, war das Buch ausverkauft, bevor es in den Handel kam.2025 Anton Corbijn

Neu aufgelegtes Kultbuch mit Fotografien von Anton Corbijn und einem Text von Jim Jarmusch.

München Zwölf Jahre nach der ersten, streng limitierten Auflage ist WAITS / CORBIJN nun als unlimitierte, preiswerte Ausgabe wieder erhältlich. Was damals im Nu vergriffen war, steht nun einem größeren Publikum offen: ein Monument der Zusammenarbeit zweier Ausnahmekünstler, deren Blick auf Welt, Bühne und Wirklichkeit sich seit den späten Siebzigern gegenseitig geprägt hat.

Waits-Corbijn_NA2025_3D.jpg
2025 Anton Corbijn

1977 begegneten sich der damals noch junge Fotograf Anton Corbijn und der bereits legendäre Songwriter Tom Waits zum ersten Mal. Corbijns Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dieser Zeit atmen bereits jene visuelle Sprache, die später seine Porträts von U2, Depeche Mode oder Miles Davis unverwechselbar machen sollte: körnig, kontrastreich und von echter Melancholie durchzogen. In Waits fand Corbijn den idealen Protagonisten: einen Musiker mit Hang zum Theatralischen, zum Maskenspiel und zum lakonischen Humor.

Waits_Corbijn_NA2025_03.jpg
2025 Anton CorbijnSanta Rosa, 1999.

Dieses Buch, das 226 Fotografien aus 35 Jahren umfasst, erzählt die Geschichte einer gegenseitigen Erfindung. Waits half Corbijn, den narrativen, filmischen Stil seiner Fotografie zu entwickeln – Bilder, die wirken, als hätte man sie mitten aus einem Film herausgeschnitten. Corbijn wiederum verhalf Waits zu einem visuellen Selbst, das seine Musik neu rahmte: den Gaukler, den Straßenpoeten, den Alchimisten der amerikanischen Nacht. Neben Corbijns ikonischen Porträts enthält der Band auch Fotografien, Skizzen und Notizen von Tom Waits selbst, die unter dem Titel „Curiosities” erstmals veröffentlicht werden. Es sind kleine, oft skurrile Beobachtungen und Momentaufnahmen des Alltags, die den Blick eines Musikers verraten, der die Welt stets in Geschichten und Klängen denkt. Für Waits-Fans, die ihn bisher nur durch seine Musik kannten, eröffnet sich hier ein neuer Zugang zu seinem Universum: eigenwillig, poetisch, manchmal komisch, immer wahrhaftig.

Waits_Corbijn_NA2025_02.jpg
2025 Anton CorbijnParis, 1988.

Der Band wird eingerahmt von einer Einleitung des Regisseurs und Waits-Weggefährten Jim Jarmusch, der soeben in Venedig mit dem Goldenen Löwen für „Father, Mother, Sister, Brother” ausgezeichnet wurde, sowie einem Essay des Musikjournalisten Robert Christgau in der Übersetzung von Karl Bruckmaier. Beide Texte würdigen die künstlerische Symbiose zwischen Waits und Corbijn, deren Beziehung über die Grenzen der Musik- und Fotografiegeschichte hinausweist.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

„Waits/Corbijn” ist weit mehr als ein Bildband, es ist eine Chronik des künstlerischen Lebensgefühls zweier Männer, die in verschiedenen Sprachen dasselbe erzählen: vom Altern, vom Spiel, vom absurden Witz der Existenz. Corbijn zeigt Waits als Träumer und Clown, als Melancholiker und Performer, als Mann, der mit einem Regenschirm auf einem Scheunendach posiert und dabei den Wind herausfordert. „Waits/Corbijn” ist ein Klassiker, der nach Rauch, Nacht und Geschichten riecht.