So gut ist die elektrische E-Klasse von Mercedes

Mobilität / 27.11.2022 • 12:00 Uhr
Flaggschiff im Kleinformat: Der EQE übernimmt als kleiner Bruder des EQS auch dessen Optik. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Flaggschiff im Kleinformat: Der EQE übernimmt als kleiner Bruder des EQS auch dessen Optik. VN/Paulitsch

VN-Test: Mit dem EQE hat Mercedes die Luxus-Elektrolimousine EQS wohltuend praxistauglich geschrumpft.

Schwarzach Nach dem holprigen Start geht es bei Mercedes und der Elektrifizierung Schlag auf Schlag. Ein Batterieauto folgt auf das Nächste. Zuletzt haben die Stuttgarter mit der elektrischen E-Klasse eine deutlich kompaktere Version der Luxus-Elektrolimousine EQS auf den Markt gebracht. Bei Komfort, Bedienung und Technik steht der kleine Bruder dem Flaggschiff aber in nichts nach.

Beim EQE lässt sich nur die Kofferraumklappe öffnen. Ladevolumen: 470 Liter.
Beim EQE lässt sich nur die Kofferraumklappe öffnen. Ladevolumen: 470 Liter.

Auch optisch gleichen sich die beiden. Man muss also schon zweimal hinschauen oder beide Modelle nebeneinanderstellen. Der größte Unterschied sticht dann allerdings gleich ins Auge: die Länge. Der EQE ist um 27 Zentimeter kürzer, aber mit 4,95 Meter noch immer lang. Beim Radstand liegen neun Zentimeter zwischen Luxus- und Business-Klasse. Reichlich Platz bieten freilich beide.

Schwächen beim Beladen

Einen markanten Unterschied – wenn auch nicht optisch – gibt es dann doch: Der EQE hat ein Stufen-, der EQS ein Fließheck. Beim kleineren der beiden Batterieautos lässt sich also nur der Kofferraumdeckel öffnen, die Heckscheibe bleibt, wo sie ist. Das verringert Ladevolumen und Lademöglichkeiten deutlich. 430 Liter Ladevolumen reichen dennoch für die meisten Anforderungen. Zudem lassen sich die Rücksitzlehnen umklappen.

Gewohnte Mercedes-Qualität im Innenraum.
Gewohnte Mercedes-Qualität im Innenraum.

Die gestutzte Wagenlänge macht den EQE gefällig. Weil der Radstand kleiner ist, fällt auch der Akkupack im Unterboden kürzer und der Energieinhalt mit 91 kWh um 17 kWh geringer aus. Dafür ist der kleine Bruder etwas leichter, was der Reichweite wiederum zugutekommt. Wie auch immer: Laut WLTP-Messung schafft der EQE bis zu 639 Kilometer. Der angegebene Verbrauch von 16,3 kWh auf 100 Kilometer lässt sich in der Praxis allerdings kaum realisieren. Mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch während der gesamten Testzeit von deutlich unter 20 kWh sind Reichweiten von über 500 Kilometer je Füllung aber gut machbar. Alles andere als kurze Leine, Reichweitenangst ist jedenfalls fehl am Platz.

Dabei ist es weniger die reine Batteriegröße, die den Elektro-Stern so weit kommen lässt, sondern die effektive Energierückgewinnung und das clevere Thermo-Management. Da steckt viel Hirnschmalz dahinter. Der Kleine kann in diesen Disziplinen zeigen, was er vom Flaggschiff EQS gelernt hat, und setzt damit genauso Maßstäbe.

Feinste Fahreigenschaften

Mit seinem innovativen Navi – weil auf Basis von Electric Intelligence basierend – findet der EQE die schnellste und komfortabelste Route inklusive Ladestopps. Staus und Fahrweise werden dabei fortlaufend einkalkuliert. Das funktioniert in der Praxis richtig gut.

Er fährt sich auch gut, wenn man das so pragmatisch formulieren möchte. Die Heckantriebsvariante mit einem 292 PS starken E-Motor beschleunigt kräftig. 0 auf 100 in 6,4 Sekunden. Die Spitze ist bei 210 km/H elektronisch abgeregelt. Trotz großer Kraftreserven gibt es Einschränkungen bei der Anhängelast, die mit 750 Kilogramm limitiert ist. Zum guten Fahreindruck zählt der außerordentliche Geräuschkomfort. Überhaupt leistet sich der EQE im Fahrbetrieb kaum Schwächen.

Wo Mercedes drauf steht, ist Qualität drin. Das gilt vor allem für den Innenraum. Bei Verarbeitung und Materialien orientiert sich der kleine Bruder an seinem großen Vorbild EQS. Was die Bedienung betrifft, folgt er dem Zeitgeist – Knöpfe und Regler sind verschwunden. Das macht das Leben allerdings nicht immer einfacher.

Mercedes EQE 350+

Motor/Antrieb E-Motor mit 292 PS, 565 Nm Drehmoment, Heckantrieb, Automatik

Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 in 6,4 Sek; Spitze 210 km/H, 16,3 kWh Verbrauch (19,2 kWh im Test)

Preis ab 72.900 Euro; Testwagen: 102.822 Euro.