Schneechaos am Samstag: Eine Odyssee durch Österreich

Rechtsanwalt Edgar Kilian verbrachte den Samstag eher unfreiwillig mit den ÖBB. Bayern kämpft weiterhin gegen das Wetter.
Schwarzach Am Samstag legte der anhaltende Schneefall den Bahnverkehr lahm, gerade im Deutschen Eck. Für den aus Vorarlberg stammenden und in Wien lebenden Rechtsanwalt und früheren Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg, Edgar Kilian, führte dies am Samstag zu einer Odyssee durch die österreichische Bahnlandschaft.

„Ich wollte mich bei Gargellen mit ein paar Freunden treffen”, erklärt Kilian den Grund seiner Reise. Kurzfristig entschied er sich, erst am Samstagmorgen zu fahren, mit dem Railjet von Wien-Meidling. Um 8.35 Uhr ging es los, im offiziell voll reservierten, aber halb leeren Zug. Die erwartete Ankunft in Schruns war gegen 15 Uhr. „Bis Linz war es eigentlich noch ganz nett”, berichtet der Rechtsanwalt. Doch dann kamen die ersten Nachrichten rein: München, der Zielort der hinteren Garnitur, war bereits nicht mehr per Bahn erreichbar. „Dann hieß es zwischen Linz und Salzburg, dass wir über Zell am See umgeleitet werden müssen.” Grund war der Schneekollaps des großen Deutschen Ecks, der gesamte Fernverkehr zwischen Ost- und Westösterreich musste durch die Alpen geleitet werden. Zuvor gab es jedoch eine unfreiwillige zweistündige Pause in Salzburg selbst. „Uns wurde gesagt, dass man auf einen neuen Lokführer warten muss”, erinnert sich Kilian. Danach bummelte der Railjet durch die winterliche Alpenlandschaft bis nach Wörgl, Ankunft gegen 15 Uhr.

Hier zog Kilian für sich die Notbremse. Schließlich war man auf einer Hütte in Gargellen verabredet. Und er konnte es sich nicht leisten, dort schlussendlich eingeschneit zu werden – ungeachtet, dass in den Sternen stand, bis wann er in Vorarlberg sein würde. Tatsächlich gab es rund um den Arlberg immer wieder Probleme. So verlegte ein Baum auf Vorarlberger Seite die Oberleitung, zwischen dem Ötztal und Langen am Arlberg musste zeitweise ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. „Wir haben getan, was wir konnten”, verweist ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair auf die bundesweite Ausnahmesituation am Samstag. Jede Störung habe man innerhalb Stunden behoben, und deren gab es zahlreiche. In Bayern dauern die Lösungen an: München wird voraussichtlich erst ab Mittwochvormittag wieder von Innsbruck oder Salzburg per Bahn erreichbar sein, das Deutsche Eck konnte von der Deutschen Bahn am Montagabend wieder freigegeben werden.

Kilian wartete derweil auf den Railjet zurück nach Wien, der ebenfalls bereits mit beachtlicher Verspätung eintraf. Erst gegen 17.10 Uhr war er wieder auf dem Weg nach Hause. „Der Zug war so rappelvoll, dass man befürchten musste, dass man ihn räumt”, betont Kilian. Doch damit nicht genug: In Fieberbrunn musste die Lokomotive neu gestartet werden. Im Raum stand, ob man auf eine zusätzliche Zugmaschine warten muss, um den Zug über den Berg nach Hochfilzen zu bringen. In St. Pölten dann der nächste unfreiwillige Halt: Schneeverwehungen verlegten die Bahnstrecke. „Um viertel vor 12 bin ich dann in Wien-Meidling angekommen”, berichtet Kilian. Ein Ende der Odyssee war dies aber noch nicht: Sein Bus hatte im Schneegestöber aufgegeben, nach einem Fußmarsch war er um halb eins wieder daheim. 17 Stunden dauerte seine Reise ins Nirgendwo.

Immerhin, auf das Bahnpersonal will der Rechtsanwalt nichts kommen lassen. „Das Zugpersonal war sehr ok, da kann man sich nicht beschweren”, betont der Jurist. Er weiß auch von Menschen, die in einer Richtung 15 Stunden unterwegs waren, so etwa Friseure aus der Kummenbergregion auf Wienbesuch. Einen Wunsch hätte er jedoch: „Man sollte Reservierungen bei den ÖBB auch wieder stornieren können”, rät Kilian. Denn an solchen Tagen verzichten viele auf die Reise, die Reservierung bleibt jedoch bestehen. Vielreisende wissen das und nehmen die Reservierungen nur mehr bedingt ernst, was deren Sinn relativiere.
