Teilzeitstromer an der langen Leine

Mobilität / 09.03.2024 • 09:00 Uhr
Mercedes C 400 e 4Matic
Mercedes zeigt, wie Plug-in-Hybrid geht: Schicke Kompakt-Limousine mit Verbrenner- und Elektromotor. VN/Gasser

Mercedes-Benz C 400 e 4MATIC im VN-Test: Im Alltag elektrisch, auf langen Strecken ohne Reichweiteneinschränkung.

Schwarzach Nicht Fisch und nicht Fleisch. Beim Konzept von Plug-in-Hybriden scheiden sich die Geister. Weil die elektrischen Reichweiten oft sehr überschaubar sind, werden die Teilzeitstromer in der Praxis vorwiegend mit Verbrennungsmotor angetrieben. Wahnsinnig schlau ist das schon deshalb nicht, weil schwere Batterien mit herumgeschleppt werden. Auf dem Papier sind die Verbräuche damit zwar extrem niedrig, an der Zapfsäule wendet sich das Blatt. Abgesehen von Steuervorteilen bleibt also oft nicht viel übrig.

Mercedes C 400 e 4Matic
Die C-Klasse ist 4,7 Meter lang. Leichte Einschränkungen gibt es beim Kofferraum.

Es gibt Ausnahmen. Mercedes hat seine Hybride mit Stecker an der langen Leine. Wir sind im Test die neue C-Klasse gefahren, die alltagstaugliche Elektroreichweiten verspricht. Und auch hält. Mit 100 Kilometern können die meisten täglichen Strecken im Strombetrieb zurückgelegt werden. Optionales Schnellladen hilft, dass die Akkus zügig wieder befüllt werden können. Wer also will, fährt die schicke Kompakt-Limousine in der täglichen Praxis lokal emissionsfrei. Bis 140 Stundenkilometer ist das auch auf der Autobahn möglich. Mehr geht hierzulande ohnedies nicht. Für entsprechenden Vortrieb sorgt im Batterie-Modus ein 129 PS starkes E-Aggregat. Soweit so leise und so gut.

Mercedes C 400 e 4Matic
Edler Innenraum mit einer intuitiven Bedienung.

Wer jetzt aber andere Bedürfnisse hat und Ziele in weiter Entfernung erreichen möchte, braucht dafür kein zweites Auto. Der Schwabe mit Stecker und Tankdeckel kann auch richtig sportlich-emotional und das bis zu 800 Kilometer weit ohne Batterie und Tank nachzufüllen. Wenn sich zur E-Maschine noch der kultivierte Vierzylinder Benziner zuschaltet, stehen satte 650 Nm Drehmoment und 381 PS Systemleistung zur Verfügung. Die Fahrdaten sind bemerkenswert. Die beiden Kraftquellen beschleunigen das über 2,1-Tonnen schwere Gefährt in nur 5,4 Sekunden auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist erst bei 250 km/h erreicht.

Hohe Agilität

Mindestens so eindrucksvoll wie der Vorwärtsdrang ist die Agilität der kompakten Schwaben-Limousine etwa auf Bergstraßen. Die recht straffe Fahrwerksabstimmung passt zum sportlichen Gesamteindruck. Wobei ein Auto mit dem Stern auch immer die notwendige Portion Komfort mit an Bord hat. Die neue C-Klasse fährt sich richtig gut. Und sie schaut gut aus, wirkt allerorten modern: ein schönes Auto mit einem edlen Innenraum. Vielleicht der ein oder andere Touchslider zu viel, dennoch in der Bedienung intuitiv. Jedenfalls gewöhnt man sich rasch an die großzügigen technischen Möglichkeiten und die üppige digitale Unterstützung. Das hilft der Sicherheit, nervt gelegentlich allerdings akustisch ein wenig.

Mercedes C 400 e 4Matic
Elektroreichweite von rund 100 Kilometern.

Bei einem konzeptionellen Nachteil kann aber auch Mercedes nicht zaubern. Der Akku braucht Platz, den er dem Kofferraum stiehlt. Der ist in der Tat recht überschaubar ausgefallen.

Mercedes-Benz c 400 e 4matic

Motor/Antrieb 2-Liter Benziner und E-Aggregat, 381 PS Systemleistung, 650 Nm; Allradantrieb, 9-Gang-Auto.
Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 in 5,4 Sek.; Spitze 250 km/h, 0,6 l Verbrauch (Test: 3,8 l)
Preis Testwagen: 82.920 Euro