ÖAMTC legt sich mit Autoindustrie an

Mobilität / 30.04.2024 • 11:07 Uhr
ÖAMTC Hitze Pannendienst
Eine schnelle Starthilfe ist längst nicht mehr das einzige Problem in der Pannenhilfe. Der ÖAMTC klagt, dass Höchsturteile einfach ignoriert werden. VN/Stiplovsek

Der Zugang zu den Daten im Fahrzeug ist nicht immer günstig. Der ÖAMTC hofft, dass die Autofahrer ihm im Lobby-Kampf den Rücken stärken.

Wien, Schwarzach Ein modernes Auto ist vor allem eines: Ein Computer voller Elektronik. Und wie auch das Mobiltelefon in der Hand und der PC zuhause ist auch diese mit einem Zugangsschlüssel geschützt. Dieser kostet auch im Pannenfall gutes Geld, sehr zum Unwollen des ÖAMTC.

ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold vermisst eine konsumentenfreundliche Regelung beim Umgang mit Daten aus dem Auto. “Mehr denn je bestimmen die Auto-Hersteller über diese Daten. Zweitens wird ein aktuelles EuGH-Urteil von den Herstellern konsequent ignoriert. Um den Druck auf die Verantwortlichen zu erhöhen, haben wir die größte Mitglieder-Aktion in der Geschichte des Clubs gestartet”, will er mit der Industrie in den Ring steigen.

ÖAMTC klagt über Datenmonopol

Österreichweit leiste der ÖAMTC über 1,3 Millionen mobile und stationäre Pannenhilfen pro Jahr. Bereits die Möglichkeit zum Auslesen von Fehlercodes mittels On-Board-Diagnose als erster Schritt für eine erfolgreiche Pannenhilfe werde von den Herstellern bewusst erschwert. Hier ende die Einschränkung beim Datenzugriff nicht. “Der Zugangsschlüssel muss online angefordert werden. Bei schlechter oder fehlender Netzabdeckung funktioniert das nicht und wir sind gezwungen, eine Abschleppung durchzuführen”, klagt Harald Feichtinger von der ÖAMTC-Pannenhilfe. “Das betrifft ganz alltägliche Pannenfälle, wie den Tausch einer defekten Batterie, das Aufheben der Startsperre nach Auffüllen eines leer gefahrenen AdBlue-Tanks oder das Abpumpen von falsch getanktem Kraftstoff. Das kostet uns und dem Mitglied völlig unnötig Zeit und Nerven.”

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“Letztlich kostet es auch Geld – zum einen, weil die Kosten für eine Abschleppung höher sind, zum anderen, weil sich die Hersteller die Erteilung von Zugangsschlüsseln selbstverständlich bezahlen lassen”, ergänzt Wiesinger. Und wenn dieses Datenmonopol halte, dürften sich die Hersteller den Zugang anständig entlohnen lassen. “Nicht nur bei der Pannenhilfe, sondern auch wenn sie beispielsweise Reparaturen in einer freien Werkstätte erledigen lassen.” Sprich, der ÖAMTC erwartet eine Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Marken-Werkstätten.

Pressekonferenz Autopanne Datenmonopol
Am Dienstag machte der ÖAMTC in Wien auf die Problematik aufmerksam. ÖAMTC

Höchsturteil werde ignoriert und umgangen

Dabei gibt es ein Urteil des Europäischen Gerichtshof vom 5. Oktober 2023. Dieses sollte an sich den freien Zugang im Zuge von Wartungs- und Reparaturarbeiten sicherstellen, werde jedoch ignoriert und untergraben. So lobbyiere man bereits an Möglichkeiten, dieses Urteil gesetzlich zu umgehen. Daher sammelt der ÖAMTC nun Unterschriften. “Unsere Mitglieder haben die Möglichkeit, ihren Standpunkt in einem Brief an die EU-Kommissionspräsidentin kundzutun. Der ÖAMTC sorgt dafür, dass die Briefe bei Ursula von der Leyen ankommen”, versichert Schmerold. Hier sieht er nicht nur die 4000 Beschäftigte des ÖAMTC hinter sich, sondern hofft auch auf breite Resonanz. Die Politik müsse den Interessen der Konsumenten und nicht der Autoindustrie Gehör schenken.