Elektrisches Kraftpaket im Kleinformat

Volvo packt zwei Motoren und 428 PS in seinen Stromer EX30. Bedienung mit Tücken.
Schwarzach Er ist Wolf im Schafspelz. Unscheinbar steht das schick gezeichnete Elektro-SUV im Kleinformat am Parkplatz. Kaum Hinweise darauf, dass hier ein regelrechtes Kraftpaket zum Leben erweckt werden will. Volvo hat den Stromer EX30 in zwei Varianten aufgelegt. Mit einem Elektromotor und ausreichend Leistung in der Basisversion und mit Doppelherz in der Starkstromversion. Wir haben zum Test das Modell mit den zwei Aggregaten und Allradantrieb ausgefasst und uns über begeisternde Fahrleistungen gefreut.
Doppelt fährt besser. Beim EX30 bedeutet das je einen Motor an jeder Achse und eine Systemleistung von 428 PS sowie 543 Newtonmeter Drehmoment. Schon diese Daten lassen erahnen, wozu das kleine SUV fähig ist. 0 auf 100 in 3,6 Sekunden, Spitze bei 180 km/H: die Schweden-Bombe reißt Löcher in den Asphalt. Und nein, so viel Leistung bräuchte es wirklich nicht. Spaß macht es aber allemal. Auch deshalb, weil Volvo dem EX30 ein sehr ordentliches Fahrwerk verpasst hat. So fährt sich der knapp zwei Tonnen schwere Stromer höchst dynamisch. Einzig die etwas synthetisch arbeitende Lenkung stört den tollen Gesamteindruck im Fahrbetrieb.

Der Strom-Volvo ist mit 4,2 Metern kurz, schafft es kaum in das Kompakt-Segment. Eckige Form und markante Leuchten prägen das Design. Geschlossene Flächen an der Front weisen auf den Stromantrieb hin. Alles in allem schaut der EX30 gefällig aus und versprüht auch äußerlich Premium-Charme. Abstriche gibt es beim Platzangebot vor allem in Reihe zwei und beim Kofferraum, der mit 234 Liter Ladevolumen arg klein ausgefallen ist.

Leistungsdaten, Fahreigenschaften und Optik heben die Erwartungshaltung. Umso bitterer sind die Schwächen in der Bedienung. Im reduzierten Cockpit dominiert ein 12.3 Zoll großes Touchdisplay. Regler und Knöpfe findet man kaum. Auch keine Instrumente, etwa zum Ablesen der Fahrgeschwindigkeit. Einzig der mittige Bildschirm über den praktisch die gesamte Bedienung läuft.
Wie schnell man gerade unterwegs ist? Auch diese Info gibt es nur am Touchscreen und eben nicht im Blickfeld. Man muss also immer wieder den Blick von der Straße abwenden und wird dafür dann auch noch von der Aufmerksamkeits-Erkennung gerügt. Volvo hat sich bei der Bedienung Tesla als Vorbild genommen, dabei hätte der traditionsreiche Autobauer selbst so viel Expertise gehabt. Der Einfluss des chinesischen Eigentümers hat offensichtlich nicht nur seine guten Seiten.

Der Verzicht auf Knöpfe und Drehregler geht soweit, dass sogar die Außenspiegel über ein Untermenü am Touchscreen und Tastenfeldern am Lenkrad eingestellt werden müssen. Viel komplizierter geht es wirklich nicht mehr.
Die Bedienung mit Tücken ist unverständlich, auch weil sie auf Kosten der Sicherheit geht – ein Kernthema von Volvo. Wer sich für den EX30 entscheidet muss wissen, dass für Eingewöhnung einige Zeit eingeplant werden muss. Machbar ist das aber nicht nur für Technik affine Menschen.

In Summe überwiegen die Stärken des Kraftpakets im Kleinformat. Dazu zählt auch eine Anhängelast von 1600 Kilogramm und die 69 kWh-Batterie, die eine Reichweite von 460 Kilometern verspricht. Je nach Fahrweise sollten es in der Praxis jedenfalls knapp 400 Kilometer sein. Geladen wird im Übrigen mit bis zu 150 kW.
Der Volvo EX30 ist abgesehen von der Bedienung ein Garant für elektrischen Fahrspaß.
Volvo EX30 Twin Motor Performance Ultra
Motor/Antrieb 2 E-Motoren mit 428 PS, 543 Nm; 69 kWh-Batterie, Allradantrieb
Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 in 3,6 Sek.; 180 km/h Spitze; 16,3 kWh Verbrauch; 18,9 kWh (Test)
Preis ab 53.050 Euro; Testwagen 54.890 Euro