In vielen Disziplinen auf Augenhöhe

Build Your Dreams (BYD) will mit einer breiten Modellpalette den europäischen E-Automarkt aufmischen. Mit dem Seal U bringen die Chinesen bereits ihr fünftes Modell.
Schwarzach Beim chinesischen Autobauer Build Your Dreams (BYD) geht es Schlag auf Schlag. Nach dem Marktstart im Vorjahr hat der Hersteller aus Shenzhen mit dem Seal U bereits das fünfte rein elektrische Modell in Europa lanciert. Jüngster Neuzugang ist ein Mittelklasse-SUV und tritt damit in einem hart umkämpften Segment mit einer Vielzahl an Wettbewerbern an. Mit reichlich Reichweite und einem sehr ordentlichen Preis-Leistungsverhältnis will BYD Marktanteile erobern. Der Seal U dürfte alle Kriterien erfüllen.

Von wegen Träumerei: Die Chinesen kommen gut vorbereitet auf den europäischen Markt. Die Autos sind ansehnlich. Der Seal U gefällt mit seinem tadellosen Design, das innen wie außen durchaus Premium verspricht. Die Proportionen des 4,79 Meter langen SUV mit seinem 2,75 Meter langen Radstand sind ebenso stimmig wie die vielen schicken Design-Elemente. Wüsste man es nicht besser, würde beim ersten Blick wohl niemand an ein Auto aus chinesischer Produktion denken. Optisch fährt der Seal U jedenfalls auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.

Der ganze Stolz von BYD ist die selbst entwickelte Blade-Batterie, die besonders kompakt baut und ohne Zink und Kobalt hergestellt wird. Der Akku ist Bestandteil der Plattform und erhöht deren Steifigkeit. Im Falle des Seal U kommen eine 72 bzw. im getesteten Topmodell „Design“ eine 87 kWh-Version zum Einsatz, die für Reichweiten zwischen 430 und 500 Kilometer gut sein sollen. Freilich lassen sich diese Distanzen in der Praxis nicht ganz erreichen, gute 400 Kilometer schafft der China-Stromer mit dem größeren Akku aber allemal: ein guter Wert.

Gut ist auch, was BYD im Innenraum bietet. Die Platzverhältnisse sind sowohl in Reihe 1 als auch Reihe 2 exzellent. Dazu kommt ein ordentlicher Kofferraum mit 552 Liter Ladevolumen, der sich auf 1440 Liter erweitern lässt. Einen Frunk, also ein kleines Gepäckabteil in der Front, gibt es allerdings keines, obwohl der Platz dafür vorhanden wäre. Eine weitere Stärke: die Verarbeitung und die Qualitätsanmutung passen. Nichts wirkt billig, auch nicht in der Haptik.
Optik, Akku und Qualität passen, das Antriebsangebot weniger. Das Mittelklasse-SUV gibt es ausschließlich mit Frontantrieb und einem 218 PS starken E-Motor (330 Nm). Heck- und Allradantrieb, die im Wettbewerb Standard sind, fehlen bei diesem BYD-Modell. Das gibt kleine Abstriche bei den Fahreigenschaften, die wenig sportlich sind. Die Fahrdynamik reißt sicherlich niemanden vom Hocker. Wem das egal ist und wer ohnedies lieber gemütlich unterwegs ist, der dürfte den Verzicht verschmerzen. Zumal der Seal U ja keine lahme Ente ist, wie die Fahrdaten verdeutlichen. 0 auf 100 in 9,6 Sekunden, Spitze bei 175 km/h.

Keine Auswahlmöglichkeiten beim Antrieb, kaum welche bei der Ausstattung. Wobei die zwei möglichen Varianten „Comfort“ und „Design“ über eine umfangreiche Serien-Mitgift verfügen. Verzicht ist damit nicht angesagt.
Im Topmodell sticht ein drehbarer 15,6 Zoll großer Monitor ins Auge. Mit an Bord sind auch ein Head-up-Display sowie ein prima Soundsystem. Smartphones können zudem induktiv geladen werden. Zu den wenigen echten Schwächen zählen die Fahrerassistenzsysteme, die teils ungenau arbeiten und mit ihrem Gebimmel nerven. Bleibt die Hoffnung, dass der Hersteller in diesem Punkt nachrüstet. Unabhängig davon präsentiert sich BYD mit dem Seal U als ernsthafter Konkurrent der etablierten Hersteller am Markt.
BYD Seal U
Motor/Antrieb E-Motor mit 218 PS, 330 Nm; Frontantrieb, Laden (11 bzw. 140 kW), 87 kWh-Batterie, 500 Kilometer Normreichweite
Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 in 9,6 Sek.; 175 km/h; 20,5 kWh Verbrauch (22,3 kWh im Test)
Preis 45.380 Euro