Vorarlberg setzt beim Arbeitsweg immer noch stark auf das Auto

Immer noch jeden zweiten Arbeitsweg in Vorarlberg legt jemand allein hinter dem Steuer zurück.
Schwarzach Am Weg zur Arbeit zeigt sich deutlich, warum Staus den Frühverkehr prägen: 55 Prozent der Arbeitswege in Vorarlberg werden mit dem Auto zurückgelegt. Der Verkehrsclub Österreich VCÖ betonte bei einer Fachkonferenz diese Woche, dass betriebliches Mobilitätsmanagement eine nachhaltige Lösung gegen Staus ist. Unternehmen wie die Julius Blum GmbH, Collini, Haberkorn Ulmer, das Landeskrankenhaus Hohenems und Zumtobel setzen bereits auf innovative Maßnahmen, wirbt der Club für beispielhafte Unternehmen.
Betriebe stärker fordern
Laut VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky sind Staus kein Naturgesetz, sondern vermeidbar, wenn Betriebe aktiver bei der Lösung von Verkehrsproblemen eingebunden werden. Derzeit werden 14 Prozent der Arbeitswege in Vorarlberg mit öffentlichen Verkehrsmitteln und 24 Prozent mit dem Fahrrad zurückgelegt. Fahrgemeinschaften machen hingegen nur vier Prozent aus. Zum Vergleich: In Österreich werden 60 Prozent der Arbeitswege am Steuer eines Pkw zurückgelegt, jedoch 20 mit dem öffentlichen Nahverkehr und nur sieben mit dem Fahrrad zurückgelegt. Nur weitere fünf Prozent sind als Beifahrer auf dem Weg zur Arbeit. Im Durchschnitt sind österreichweit 1000 Pendler mit 880 Pkw unterwegs. In Oberösterreich waren 2022 ganze 75 Prozent der Arbeitswege hinter dem Steuer eines Pkw, in Tirol nur 51 Prozent.
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Wären in jedem Pkw zwei Personen, könnten 380 Fahrzeuge und Parkplätze eingespart werden. Pro Pkw werden 25 bis 30 Quadratmeter versiegelte Stellfläche als Parkplatz benötigt, nicht zuletzt in Vorarlberg eine teure Grundstücksverwendung. Fahrgemeinschaften können durch Mitfahr-Apps und betriebliche Anreize gefördert werden.
Einen größeren Beitrag zur Stauvermeidung leistet jedoch der öffentliche Verkehr: Eine S-Bahnfahrt ersetzt im Frühverkehr über 200 Pkw. Firmen können mit steuerbegünstigten Jobtickets den Umstieg auf Bus und Bahn erleichtern. Schon die Standortwahl spielt eine zentrale Rolle. Standorte, die gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind, fördern nachhaltige Arbeitswege. In Vorarlberg setzen Betriebe wie Blum auf klimafreundliche Alternativen. Blum will den Anteil der Arbeitswege, die ohne Auto erfolgen, von 38 auf 60 Prozent steigern. Bereits 2500 Mitarbeitende nutzen Angebote wie Jobrad oder Klimaticket.
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Auch die Politik ist gefordert. Der VCÖ sieht in einer ökosozialen Reform der Pendelpauschale einen wichtigen Hebel. Statt der kleinen Pendelpauschale könnte ein Klimaticket für Bundesländer eingeführt werden. Gleichzeitig müsse die steuerliche Begünstigung privater Firmenwagen überdacht werden, da sie umweltschädliche Mobilität fördert. Frei werdende Mittel könnten in den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel fließen, um Pendlerinnen und Pendlern – in Städten wie in ländlichen Regionen – den Umstieg auf nachhaltige Alternativen zu erleichtern.