Unterflurtrasse am Bodensee: Fehlen die Deutschen an den Planungstischen?

Egal welche Variante des Bahnausbaus im Unterland man präferiert, Lochau kommt eine Schlüsselposition zu. Doch endet das Projekt wirklich an der Grenze?
Lochau Derzeit rollt die Bahn zwischen Bregenz und Lindau auf einem Gleis. Der Ausbau muss her, sei es nun als Unterflurtrasse entlang des Sees oder per Tunnel durch den Pfänder. Doch jemand fehlt am Tisch, warnt Lochaus Bürgermeister Frank Matt. “Es braucht den Austausch mit den deutschen Behörden, ungeachtet des Projekts”, warnt er.

Warum, zeigt ein Blick auf die Landkarte. Baut man etwa die Unterflurtrasse entlang des Sees, muss diese irgendwo zwischen Bregenz und Lindau wieder an die Oberfläche. Wenn dies in Österreich geschehen muss, braucht es eine Rampe vor dem Ruckbach – der erst bei den letzten Hochwassern im Leiblachtal zeigte, welches Potenzial in ihm ruht und in dessen Hochwasserschutz viel Geld floss. Zwischen dem jetzigen Bahnhof und der Grenze liegen knapp 500 Meter. Hinzu kommt die Frage der Bauweise: In einer offenen Bauweise, die günstiger wäre, müsste man in Lochau mit Auswirkungen auf die parallel verlaufende L 190 rechnen. Entsprechend wären die Vorteile einer bergmännischen Bauweise, in der der Tunnel unterirdisch gebohrt und geschlagen statt in einem offenen Schacht gebaut wird, für Lochau größer. “In der Frage, wie man dies löst, ist noch niemand an mich herangetreten”, betont Matt.
Präferenz Tunnel
Es ist kein Geheimnis, dass man in Lochau die Variante durch den Pfänder präferiert. Diesen kennt man, schließlich gibt es schon zwei Pfändertunnelröhren – und auch die illwerke vkw werden für das neue Kraftwerk an der Klause wieder Stollen in den Berg schlagen. Auf den jetzigen Bahnhof will Lochau dann nicht verzichten: Vielmehr wäre der dann die optimale Station für eine “regionale Schnellbahn”, man könnte auch von einer Rheintal-Straßenbahn sprechen. Doch für die Schnellzüge zwischen München und Zürich würde der Tunnel eine Zeitersparnis bedeuten. Doch auch hier bräuchte es die deutschen Partner: Schließlich müsste wieder eine Anbindung an das deutsche Bahnnetz geschaffen werden. Der grüne Bürgermeister hofft außerdem, dass ein grenzüberschreitendes Projekt auch besseren Zugang zu EU-Fördertöpfen hätte.

“Egal welche Variante, weitere Studien sind ohne eine vorherige Einbindung der deutschen Behörden wenig zielführend”, warnt Matt im Vorfeld eines für Freitag geplanten Termins mit dem Land Vorarlberg. Einen ersten Schritt gab es bereits: Der schwäbische EU-Abgeordnete Markus Ferber der CSU machte sich in Lochau im Rahmen einer Ortserkundung ein Bild der Ideen und Möglichkeiten. “Das ist ein Mann, der sich auskennt”, so der Eindruck des Lochauer Bürgermeisters. “Er hat sich sehr interessiert gezeigt über die Bahninfrastruktur im Land und die Anbindungsmöglichkeiten an das deutsche Netz.”
Auch Ferber selbst zeigt sich überzeugt von einer unterirdischen Lösung angesichts des boomenden Schienenverkehrs: “Ein zweigleisiger Ausbau auf österreichischer Seite hilft, auf dieser wichtigen grenzüberschreitenden Verbindung mehr Kapazität zu schaffen und die Zuverlässigkeit der Strecke zu erhöhen”, betont er gegenüber den VN. “Vor Ort konnte ich mir ein eigenes Bild machen und bin überzeugt, dass ein zweigleisiger Ausbau der Strecke und eine Tunnelführung auch technisch möglich und machbar ist. Als CSU-Europaabgeordneter werde ich mich nun in Gesprächen mit dem bayerischen Verkehrsminister für eine schnelle Umsetzung in guter Partnerschaft mit Österreich einsetzen.”