Zwischen Murmeltieren und Spitzkehren: Mercedes-Stromer in Höchstform

Im hochalpinen Testeinsatz: Mercedes hat bei der EQE- und EQS-Baureihe an der Effizienzschraube gedreht
Maria Alm „Jetzt ist schon wieder was passiert.“ Ein Satz aus der Feder von Wolf Haas. Seine viel beachteten Brenner-Krimis nehmen in der Regel so ihren Lauf. Haas ist berühmter Sohn des Feriendorfs Maria Alm in Salzburg. Malerisch, außerhalb der Saison verschlafen. Dass wieder etwas passiert sein soll, hat der Ort dieses Mal Mercedes-Benz zu verdanken. Modelle der großen Elektro-Baureihen EQE und EQS samt den dazugehörenden SUV-Ablegern ziehen vor einer der schicken Herbergen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Der 2200-Einwohner-Ort ist Ausgangspunkt für eine imposante Testfahrt in den Nationalpark Hohe Tauern.

So spektakulär die Kulisse, so eindrucksvoll sind auch die Sternenträger, die das Markensymbol nach einem umfangreichen Update wieder freistehend tragen.
Ebenfalls eine Art Markenzeichen sind die Murmeltiere. Sie werden von Touristen untrennbar mit der Großglockner-Hochalpenstraße in Verbindung gebracht.

48 Kilometer lang, mit der Edelweißspitze als höchstem Punkt, verlangt die 1935 erbaute Straße Elektroautos einiges ab. Es ist eine Art Härtetest mit angezogener Handbremse. Im Nationalpark gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h mit der Aufforderung zu besonderer Achtsamkeit. Murmeltiere haben die Scheu vor der Straße verloren, wärmen sich gerne am Asphalt. Das ist auch unweit der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe so, wo nur eine Sicherheitsbremsung Schlimmeres verhindert. Der fahrerische Übermut wird rasch eingebremst. Das außerordentliche Panorama und die kleinen Nager haben ohnedies die volle Aufmerksamkeit verdient.

Die Teststrecke weiter über Heiligenblut in Kärnten nach Lienz in Osttirol und durch den Felbertauerntunnel zurück nach Salzburg bietet noch reichlich Gelegenheit, die fahrtechnischen Tugenden des Elektro-Flaggschiffs aus Stuttgarter Produktion genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Hinterradlenkung des potenten Stromers sorgt für eine Agilität, die einem Fahrzeug dieser Gewichtsklasse so schnell niemand zutraut. Leichtfüßig und wie auf Schienen steuert der EQS durch Kurven. Mit mächtig Schub, wenn den 449 PS des Luxusgefährts freien Lauf gewährt wird. Großes Staunen beim Blick auf den Bordcomputer, der zurück in Maria Alm einen Verbrauch von unter 20 kWh vermeldet. Da gibt es kleine Stromer mit müdem Antritt, die solche Werte in der Praxis bei Weitem nicht schaffen. Großes Kino.

Mit der Elektromobilität ändern Hersteller die Entwicklungsgeschwindigkeit bei ihren Baureihen. Updates erfolgen viel früher, teilweise im Jahresrhythmus. Die großen Mercedes-Stromer haben 2024 eine solche umfangreiche Aufwertung erfahren. So ist beim EQS die Batterie von 108,4 auf 118 kWh angewachsen. Im Bestfall sind damit Reichweiten von über 800 Kilometern möglich.

Große Akkus sind eine Möglichkeit, große Distanzen bewältigen zu können. Mindestens gleich wichtig sind Effizienzmaßnahmen. Ausgewiesener Experte in diesem Bereich ist Markus Duhme. Der Entwicklungsingenieur bei Mercedes-Benz sieht „die Aerodynamik als einen der wichtigsten Stellhebel.“ Mit einem cw-Wert von 0,20 setzt der EQS Maßstäbe. Dass der Stern jetzt im Wind steht, habe keine messbaren Auswirkungen, sei vielmehr Design- als Effizienzthema.

Viel passiert ist indes bei der nicht sichtbaren, der „inneren Effizienz“. Eine serienmäßige Wärmepumpe bringt einen Reichweiten-Benefit von 10 Prozent, intelligente Rekuperation und das zeitweise Abschalten des Allradantriebs bei den 4-Matic-Modellen mittels Disconnect Unit weitere Extra-Kilometer.
„Jetzt ist schon wieder was passiert.“ Nicht in Maria Alm zwar, aber bei der Performance der EQE- und EQS-Baureihe von Mercedes.
