Kaiserschmarrn mit Stäbchen

Motor / 02.05.2014 • 14:06 Uhr
Das Familienauto erinnert in der Frontpartie an japanische Hochgeschwindigkeitszüge. Jedenfalls entfernt. Fotos: VN/Steurer
Das Familienauto erinnert in der Frontpartie an japanische Hochgeschwindigkeitszüge. Jedenfalls entfernt. Fotos: VN/Steurer

Dass Toyota und BMW kooperieren, hat sich nach zweieinhalb Jahren bezahlt gemacht.

Toyota. Rund drei Viertel der im europäischen Kompakt-Van-Segment ausgelieferten Familienkutschen tragen einen Selbstzünder unter der Haube. Vor allem kleinvolumige Motoren liegen im Trend. Toyota will da keine Ausnahme machen. Deshalb bediente man sich in dem vor einem Jahr gründlich überarbeiteten Verso kurzerhand heimischer Wertarbeit: Die Zweiliter-Maschine wurde durch einen 1,6-Liter-Turbodiesel mit 82 kW (112 PS) ersetzt. Das ist nicht irgendein Motor. Er entsprang einem Kooperationsvertrag, den Toyota und BMW 2011 unterschrieben haben. Um das im oberösterreichischen Steyr gebaute „Herzerl“ in den fernöstlichen Van zu verpflanzen, waren freilich 200 Ingenieure zweieinhalb Jahre lang beschäftigt. Motorsteuerung und Fahrzeugelektronik, die nicht von vornherein miteinander liiert sind, zu verheiraten, ist ein schwieriges Unterfangen. Hat sich‘s gelohnt?

Hübsch laut und kräftig

Drehmomentstark, aber auch kein bisschen leise, bringt der Turbodiesel das Gefährt auf Trab. Elastisch ist er, das muss man sagen. Das maximale Drehmoment von 270 Nm liegt zwischen 1750 und 2250 U/min an. Der Verbrauch dagegen bleibt bescheiden. Die verheißenen 4,5 Liter genügten ihm zwar nicht, aber 5,3 Liter im Durchschnitt garantieren bei 55 Liter Tankvolumen auch eine ordentliche Reichweite. Also kann man da durchwegs zufrieden sein,

Weil der Verso bereits im Sommer 2013 runderneuert wurde, halten sich die weiteren Verbesserungen in Grenzen. Das Navigationssystem verfügt jetzt über eine Online-Verbindung. Facebook & Co nehmen gewissermaßen auf dem Beifahrersitz Platz. Wie fein, nix als Freunde. Auch die Grafik ist besser.

Verständigungsdebakel

Dass die Bordelektronik jetzt aufs gesprochene Wort hört, ist dagegen eine mutige Verheißung. In Wahrheit versteht das System gerade mal 23 Befehle, die man sehr exakt aussprechen muss. Ach was, am besten brüllen sollte. Die Folge ist, dass einen der Nachbar an der Ampel mit offenem Mund anstarrt.

Die vielseitigen Grautöne im Innenraum – das zarte Mausgrau der Sitze harmoniert berückend mit dem martialischen Steingrau des Armaturenbretts – gewinnen zwar keinen Designpreis. Aber der Verso will in erster Linie praktisch sein. Das ist er durch und durch. Eine Familienkutsche bester Qualität, mit bayerischem Herzschlag.

Grau in grau in 15-facher Ausfertigung.
Grau in grau in 15-facher Ausfertigung.
Ein resches Hinterteil.
Ein resches Hinterteil.
Negativ: Grau - die Farbe ist Programm. Der Fahrer blickt auf 15 Shades of Grey, freilich ohne einen Hauch von Erotik.
Negativ: Grau – die Farbe ist Programm. Der Fahrer blickt auf 15 Shades of Grey, freilich ohne einen Hauch von Erotik.
Positiv: Der Drehzahlmesser zeigt fast 3000 Touren und dem Motor geht noch immer nicht die Puste aus.
Positiv: Der Drehzahlmesser zeigt fast 3000 Touren und dem Motor geht noch immer nicht die Puste aus.

Fakten

» Motor/Antrieb: Vierzylinder-Turbodiesel, Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb, 1598 ccm, 112 PS (82 kW), 270 Nm

» Fahrleistung/Verbrauch: Von 0 auf 100 in 12,7 s, Spitze 186 km/h, Verbrauch 4,5 l (Test 5,3 l), CO2 119 g/km, Kofferraum 484 Liter, umgebaut 1740 Liter

» Preis: ab 24.380 Euro