Unverwechselbarer Auftritt in Ästhetik und Dynamik

Sportwagencoupé M4 mit Potenz und Präsenz: Unvergleichliche Kraft der Überzeugung.
bmw. Nein, nicht schon wieder! Auf der langgezogenen Autobahnauffahrt in Frastanz hängt uns urplötzlich einer dieser Sturm- und Drängler-Typen mit seinem verspoilerten PS-Protz aus der Kompaktklasse provozierend direkt am Heck. Und macht eindeutige „Fahr zu“-Gesten. Wir halten uns indes strikt ans Tempo-80-Gebot und bleiben vorerst gelassen.
Weil wir im neuen zweitürigen Sportcoupé M4 von BMW sitzen. Eigentlich für jedermann klar zu erkennen durch den auffällig-mutigen Austin-Gelb-Individuallack, das charakteristische M4-Emblem an der Heckklappe und den in zwei großkalibrige Doppelrohre aufgeteilten Viererauspuff.
Kurzum: Allein das aufreizend pralle Hinterteil des jüngsten Asphaltrenners aus der Münchner Motorsportschmiede sollte dem ungestümen Hinterherhechler signalisieren: Lass es einfach, Mann! Tut es aber nicht. Stattdessen gibt er uns noch dreist die Lichthupe. Ob dieser Respektlosigkeit erliegen wir im M4 schließlich der Versuchung. Ein kurzer Blick zum Mitfahrer, in Kombination mit dem knappen Satz: „Ich geb dann mal Gas!“
Pfeilschnell, wie von der Sehne gelassen, spurtet das potente Sportwagencoupé los. Der Biturbo-Dreilitermotor arbeitet sich gierig durch jede Drehzahlregion und dreht locker bis 7000 Touren. Infolge der 431 PS und 550 Nm Drehmoment hat das Sechszylinder-Triebwerk unter der mächtigen Motorhaube mit dem knapp 1500-Kilo-M3 leichtes Spiel. Vom ersten Gaspedaldruck weg: durchzugsstark, impulsiv, kraftvoll. Der unbändige Vorwärtsdrang wird untermalt durch teils herzergreifende Töne.
Die auffallend linear-fulminante Beschleunigung lässt sich beim Blick in den Rückspiegel gleichsam wie im Zeitraffer erleben. Das vormalige Dränglerauto – wir erinnern uns kurz – wird einfach immer kleiner und verschwindet irgendwann ganz. So geht’s.
Und Schluss: Nach kurzer, forcierter Tempofahrt, mit durchaus beschleunigter Pulsfrequenz am Lenkrad, nehmen wir uns gleich wieder zurück. Schließlich wollen wir nicht ins Visier der Geschwindigkeitshüter geraten, die womöglich auch gerade auf der Autobahn unterwegs sind.
Dass der M4 eine echte Sportkanone ist, das durften wir erwarten. Bei allem Sportsgeist will der 4,67 Meter lange Bayern-Express aber auch ein souveräner Aufenthaltsort für seine Insassen sein. So bestimmt eine klare Linie den Innenraum. Sportledersitze, Aludetails, die belederte Instrumententafel und die aufgeräumte Mittelkonsole zeugen von einem kühl-puristischen Stil auf Top-Niveau. Allerlei moderne elektronische – BMW-typisch optional verfügbar – Helferlein sorgen für ein sicher-komfortables Gefühl an Bord. Zumindest vorne sitzt es sich in dem Sportwagencoupé angenehm und vergleichsweise entspannt, für Hinterbänkler wird’s hingegen schnell eng. Fondpassagiere ab 1,80 Körpergröße müssen schon den Bückling machen.




Fakten
Motor/Antrieb: Reihensechszylinder, Biturbo, 431 PS, 550 Nm/1850 – 5500 U/min, Hinterradantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Fahrleistung/Verbrauch: 0 auf 100 in 4,1 Sek., Spitze: 250 km/h (abgeregelt), Verbrauch: 8,8 l (194 CO2/km), Testverbrauch: 10,6 l Superplus
Preis: Grundpreis: 88.050 Euro, Testwagen:110.212 Euro