Die Zukunft schon ganz nah

Motor / 05.02.2016 • 12:03 Uhr
Erste Fahreindrücke: Die VN sind mit dem Brennstoffzellenauto Toyota Mirai gefahren. Fotos: werk
Erste Fahreindrücke: Die VN sind mit dem Brennstoffzellenauto Toyota Mirai gefahren. Fotos: werk

Ausflug in die Zukunft: Exklusive Testfahrt mit dem Brennstoffzellen-Auto von Toyota.

Toyota. Läuft er schon? Der Techniker am Beifahrersitz nickt. Der Mirai sei jetzt betriebsbereit. Dem Ausflug in die Zukunft steht also nichts mehr im Weg.

Auf vielen Automessen stand er bereits im Scheinwerferlicht. Jetzt fährt der Mirai auf einer Zubringerstraße zum Wiener Flughafen. Toyota hat sein erstes Brennstoffzellenauto zur Serienreife gebracht. Bis Ende 2017 sollen rund 3000 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert werden. Auf einzelnen Märkten ist der Mirai bereits erhältlich. Österreich gehört nicht dazu. Weil die Infrastruktur fehlt. Zwei Wasserstoff-Tankstellen, eine in Wien, die andere in Innsbruck, sind zu wenig. Schade.

Geräuschlos rollt die fast fünf Meter lange Limousine mit ihren vier Sitzplätzen vom Hof des heimischen Toyota-Importeurs. Der Anblick ist gewöhnungsbedürftig wie vor knapp 20 Jahren beim ersten Hybrid-Toyota Prius. Die ungewöhnlichen Kanten und Fugen stechen ins Auge. Designpreise wird er wohl kaum einfahren. Dafür hat er sich bereits den ARBÖ-Umweltpreis gesichert.

Aus dem Auspuff tropft Wasser

Toyota beweist mit dem Mirai (japanisch für „Zukunft“) Mut. Der Weltmarktführer demonstriert damit aber auch seine Innovationsführerschaft. Und so funktioniert das Brennstoffzellenauto in der Theorie: Der Wasserstoff wird in zwei Behältern unter dem Passagierraum gespeichert und reagiert mit Sauerstoff der Umgebungsluft, um Elektrizität zu erzeugen. Dieser Strom treibt einen Elektromotor an. Das einzige Nebenprodukt, das aus dem Auspuff des Mirai kommt, ist Wasser.

Und die Praxis: Den Gang eingelegt (es gibt nur einen Vorwärts- und einen Rückwärtsgang), tritt der Mirai gleich kräftig an. Der Sprint auf Tempo 100 ist in 9,6 Sekunden geschafft, die Höchstgeschwindigkeit erreicht das Brennstoffzellenauto bei 175 km/h. Dank der 335 Newtonmeter Drehmoment zeigt sich der Mirai speziell im Zwischenspurt sehr agil. Je nach Fahrweise liegt die Reichweite bei bis zu 550 Kilometer. Dann muss nachgetankt werden. Drei bis fünf Minuten dauert das Prozedere. Ausprobiert haben wir das nicht. Dafür war die Testfahrt auch nicht lange genug. Denn nach gut 20 Kilometern endete der Ausflug in die Zukunft am Flughafen Schwechat. Mit der Erkenntnis, dass Toyota die Brennstoffzellentechnologie richtig gut im Griff hat und die Autos jederzeit einsatzbereit wären. Fehlt also nur noch die Infrastruktur. 80 Tankstellen gibt es in Europa. Am Ausbau wird gearbeitet. Auch in Österreich gibt es Gespräche mit der OMV. Konkrete Pläne für weitere Wasserstofftankstellen sind allerdings noch Zukunftsmusik.

Noch zahlt Toyota drauf

In Deutschland ist das anders. Dort ist der Mirai bereits im Handel. 79.000 Euro verlangt Toyota für das Auto mit der zukunftsweisenden Technik an Bord und legt bei jedem Fahrzeug zumindest denselben Betrag drauf. Weil die Produktion teuer ist, ist das Brennstoffzellenauto ein Minusgeschäft. Noch ist das so. Mit den ersten Hybrid-Autos habe man auch kein Geschäft gemacht, heißt es bei Toyota. 20 Jahre später ist das freilich ganz anders.

Marktführer Toyota setzt auf Wasserstoff.
Marktführer Toyota setzt auf Wasserstoff.
In Österreich fehlt die Tankstelleninfrastruktur.
In Österreich fehlt die Tankstelleninfrastruktur.

Fakten

Toyota Mirai

Elektro-Motor: 154 PS Leistung, 335 Nm Drehmoment

Fahrleistungen: 0 auf 100 in 9,6 Sekunden, Spitze 175 km/h, Reichweite 550 Kilometer
Preis: ab 79.000 Euro (in Deutschland)
Österreich: derzeit nicht erhältlich