Abriss für die Nahversorgungs-Zukunft in Lauterach

Am Alten Markt in Lauterach soll für das Weihnachtsgeschäft neuer Spar-Markt bereitstehen.
Lauterach „Tradition zu pflegen hat nicht nur für mich einen hohen Stellenwert“, betont Bürgermeister Elmar Rhomberg und ergänzt, dass „Tradition ein ganz wichtiger Teil der Identität eines Dorfes ist.“ Deshalb habe Lauterach in der Vergangenheit große Anstrengungen unternommen, Traditionelles zu bewahren. Der Gemeindechef erinnert an die Restaurierungen der ehemaligen Gasthöfe Stern und Kreuz – und ganz besonders an das Vereinshaus, das zu einem Juwel geworden ist und dem dörflichen Leben wichtige Impulse gibt.

Manchmal macht es keinen Sinn
„Mit aller Gewalt“ an Traditionellem festzuhalten, sei jedoch nicht immer sinnvoll, räumt Rhomberg im Gespräch mit der VN-Heimat ein. Deshalb habe er – wenn auch mit ein wenig Wehmut – akzeptiert, dass „der Konsum am Alten Markt abgerissen wird, um einem neuen Spar-Markt Platz zu machen.“ Konsum? „Ja, ich weiß, seit mehr als 20 Jahren ist es ein Spar-Markt, aber zuvor bin ich jahrzehntelang fast täglich am Konsum vorbeigegangen oder -gefahren. Solange ich mich zurückerinnern kann, haben wir hier auch eingekauft. Und deshalb ist es für mich und sicher für viele andere Lauteracherinnen und Lauteracher aus älteren Generationen halt ,der Konsum‘ geblieben.“

Größte Wirtschaftspleite
Diese gebräuchliche Bezeichnung hat auch das Konsum-Desaster „überdauert“: Am 31. März 1995 meldete der Konsum Konkurs an und sorgte für die bis dahin größte Wirtschaftspleite der Zweiten Republik. Die Insolvenz betraf über 17.000 Mitarbeitende, mehr als 1.000 Standorte und rund 700.000 Genossenschaftsmitglieder. Der Konsum hatte zum Zeitpunkt des Konkurses Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 1,5 Milliarden Euro.

Zukunft der Nahversorgung
Hunderte Gemeinden hatten nach der Konsumpleite massive Probleme mit der Nahversorgung, denn die Übernahme der Konsum-Filialen durch Mitbewerber (Adeg, Spar usw.) funktionierte nicht überall und örtliche Konsumvereine, die auch nach dem Konkurs des Konzerns weiterbestanden, fanden nicht überall neue Partner.

Auch in Lauterach zog sich dieser Prozess über Jahre, ehe 2002 auf dem 1977 errichteten Konsumgebäude der Spar-Schriftzug angebracht wurde. Die Immobilie wurde vom 1897 gegründeten Konsumverein Lauterach an Spar verkauft und der Verein aufgelöst. Nikolaus Emerich, letzter Obmann der Genossenschaft erinnert sich im Gespräch mit der VN-Heimat: „Durch den Verkauf des ,Konsums‘ verlor der Verein seine Basis und seine Auflösung war nur die logische Konsequenz. Wir haben das abgewickelt und statutengemäß das Vereinsvermögen an die Mitglieder ausbezahlt.“
Der Entwicklung anpassen
„Vor fast 50 Jahren war es ein topmoderner Markt, aber seither haben sich die Ansprüche und Erwartungen der Kundschaft geändert – und Spar hat reagiert und einen Neubau geplant, nachdem eine Sanierung des alten Gebäudes kein Thema war“, fasst Bürgermeister Elmar Rhomberg die Gründe für den Neubau zusammen.
In der Tat passt Spar seinen Markt heutigen Erfordernissen an, auch Umwelt- und Klimaschutz haben hohe Priorität: Luftwärmepumpe in Kombination mit Wärmerückgewinnung aus der Gewerbekälte, begrüntes Dach samt Photovoltaikanlage oder LED-Beleuchtung sichern hohe Standards. Mehr Kundenfreundlichkeit soll durch 30 Parkplätze, E-Ladestation, überdachte Abstellplätze für Fahrräder und Lastenräder und Leergutrückgabe sowie eine unterirdische Altstoffsammelstelle geschaffen. Ein neuer Rad- und Fußweg verbessert zudem die Erreichbarkeit.
Der „neue Markt am alten Markt“ soll schon im Herbst wieder eröffnet werden. STP