Volkswagen beschleunigt den Weg in Richtung einer sauberen Mobilität
VW setzt ganz auf Elektroautos und prüft sogar den Bau einer eigenen Batterienfabrik.
VW. Es tut sich was in Wolfsburg. Man hat sogar ganz Großes vor. Volkswagen-Chef Matthias Müller kündigte kürzlich auf der Hauptversammlung an, dass in weniger als zehn Jahren konzernweit jährlich zwei bis drei Millionen reine Elektroautos verkauft werden sollen. Das wären gut 25 Prozent des gesamten Absatzes. Die Zahl der E-Modelle soll laut Müller bei etwa 30 liegen.
Für die Umsetzung der neuen Antriebstechnologie bedarf es gewaltiger Investitionen. Ohne stringente Plattform-Strategie wird es nicht gehen. Volkswagen ist dabei, einen Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB) auf die Räder zu stellen. Dieser ist so ausgelegt, dass er sowohl Brennstoffzellen-Fahrzeuge als auch batterieelektrische Autos abdeckt. Es reicht allerdings nur für kleinere und mittelgroße Modelle, ähnlich wie heute beim MQB (Modularer Querbaukasten).
Hohe Flexibilität
Seit Ende 2013 bietet VW den e-Up an. 2014 kam der e-Golf hinzu. Vom kleineren Stromer will Volkswagen bis Ende 2016 rund 14.000 Einheiten produziert haben, beim Elektro-Golf sollen es 34.000 Stück sein. Bei beiden handelt es sich hier noch um auf E-Antrieb umgebaute Serienmodelle, für die ursprünglich ein Verbrennungsmotor vorgesehen war, auch wenn der MQB beim Golf schon eine hohe Flexibilität in Sachen Antriebsvielfalt vorweist. Auch die Fertigung der beiden E-Autos auf ein und derselben Linie zusammen mit ihren jeweiligen Diesel-, Benzin- und CNG-Varianten war Volkswagen aus Kostengründen enorm wichtig. Ob dies in Zukunft so bleiben kann, wird derzeit im Konzern diskutiert.
Zunächst: Golf und Up behalten ihren Elektroantrieb bis zum Ende ihrer Modellzyklen. Für den Bestseller im Kompaktsegment, der Anfang nächsten Jahres ein Facelift bekommt, das unter anderem neue Motoren beinhaltet, planen die Wolfsburger in der E-Variante ein Batterie-Update. Die Kapazität des Akkus soll von 24 auf rund 35 kWh steigen, was eine Reichweite von über 300 Kilometern nach NEFZ bedeuten würde. Nicht zuletzt sind die Wolfsburger hier ein wenig in Zugzwang, weil BMW derzeit seinen i3 überarbeitet und mit 330 Kilometern (zuvor 190 km) die zweite Runde ums Reichweitenrennen eingeläutet hat.
Wie ernst Volkswagen die Sache angeht, zeigt auch der Plan, eine eigene Batteriefabrik zu bauen, um die Abhängigkeit von den asiatischen Batteriezellen-Herstellern zu verlieren. Zumindest lässt Müller diese Vorhaben momentan durchrechnen. Experten stehen dem mit Zweifeln gegenüber. Die Erfahrungen, die Firmen wie Samsung, LG oder Panasonic in Sachen Zellforschung und Produktionseffizienz besitzen, sind kaum noch aufzuholen.
Auf dem Pariser Autosalon im Herbst, so ist zu hören, wird Volkswagen die Studie eines Compact-E-Cars präsentieren. Das NUVe (New Urban Vehicle) genannte E-Fahrzeug in Golf-Größe steht auf dem MEB-Chassis. VW verspricht die Innenraummaße eines Passat. Das NUV soll einen Ausblick auf die Serienversion geben, die für 2019 geplant ist. Frühestens ab dann sieht sich Volkswagen technisch so weit gerüstet, dass die Stromautos Reichweiten ab 400 Kilometer vorweisen können. Dass sie sich durchwegs kabellos per Induktion laden lassen, wie mancherorts schon zu lesen war, ist hingegen eher unwahrscheinlich. Die Übertragungsraten – derzeit nur 3,6 kW – sind zu gering. Die Dauer einer Nacht reicht nicht, um die Akkus wieder zu füllen.
VWs erstes großes Elektrofahrzeug ist „ab 2020“ avisiert. Zuvor wird die MEB-Familie ausgebaut. Hierzu wollen die Wolfsburger in den kommenden zwei Jahren noch fünf weitere Studien auf den internationalen Messen präsentieren. Darunter sollen eine Limousine in Jetta-Größe, ein Crossover, ein SUV, ein Coupé und ein MPV im Touran-Format sein, ähnlich wie ihn Volkswagen im Jänner dieses Jahres in Las Vegas mit dem Budd-e gezeigt hat.