Zukunft von Mercedes am Prüfstand

250 km/h in der Halle. Mercedes schafft das. Und noch viel mehr Unglaubliches.
Mercedes-Benz. In der Halle lassen die Schwaben ihre Autos in einer Höhe von 5000 Metern laufen. Ganz ohne Fahrer und rund um die Uhr, falls es erforderlich sein sollte. Das geht an 365 Tagen im Jahr, was in der Praxis vermutlich eher selten vorkommt.
Aber wenn, dann braucht man nicht mal einen Tankwart. Es funktioniert alles ganz automatisch.
Hightech-Wunderland
Kostet 600 Millionen Euro dieses Hightech-Wunderland und liegt, wo sonst, in Sindelfingen bei Stuttgart. Keine Spur von öffentlich, eindeutig besser abgesichert als ehemals die DDR. Die VN ließ man für einen ,,TecDay“ hinein ins neu geschaffene Heiligtum der Forschung und Entwicklung von Mercedes-Benz.
Raumfahrt-Atmosphäre
Hier im AIZ schaffen sie das, was früher so nicht möglich war: die 250 km/h, den 5000er und noch viel mehr. Zehn ultramoderne Prüfstände, wahrscheinlich die effizientesten der Welt, beherbergt das neue „Antriebsintegrationszentrum“. Es herrscht Raumfahrt-Atmosphäre. Man testet hier die Zukunft des Automobils. Mercedes natürlich.
Für die Entwicklung neuer Modelle wurden bisher neben den Tests am Prüfstand Millionen von Kilometern gefahren. Es werden auch weiterhin sehr viele sein. Aber das AIZ macht’s möglich, das Testing von der Straße auf den Prüfstand zu verlagern.
Zu den Highlights des AIZ zählen die neue Drehmomentmessung, hochpräzise und direkt an den Achsen. In der „Klimahöhenkammer“ geht’s hinauf auf den besagten 5000er. Und das Verhalten bei Highspeed kann ebenfalls gefahrlos „nachgebildet“ werden, außerhalb des Prüfstands, auf den Rechnern der Ingenieure.
Alles geht. Hitze oder Eisglätte, Autobahn oder Rüttelpiste. Ob Diesel, Benzin oder Erdgas, Brennstoffzelle oder Batterie. Für die Prüfstände ist der Antrieb unerheblich. Mario Mürwald, Leiter Ottomotoren und Hybrid Powertrain, bei Mercedes: „Die Zukunft kann also kommen.“
Und so sieht sie aus, aus der Sicht von Mercedes-Benz, jetzt auch Inhaber der Marke EQ für Fahrzeuge mit Elektroantrieb: Verbrenner werden noch lange eine wichtige Rolle spielen (Reichweite, Preis, Infrastruktur). Aber die Elektrizität wirkt immer mehr mit bei der Effizienz der Benziner und Diesel.
48 Volt ab 2017
Nächster Schritt bei Mercedes: das 48-Volt-Bordnetz. Es wird ab 2017 in allen neuen Modellen eingeführt. Damit starten auch die sinnvolle Verbindung von Starter und Generator, von Wasserpumpe und Klimakompressor, die Boost-Funktion für schnelles Beschleunigen. Mürwald: „Die Grenzen zwischen Verbrenner und Hybrid verschwimmen immer mehr.“
Weniger Reibung in den Motoren bringt „Nanoslide“, eine mit dem Deutschen Zukunftspreis gewürdigte Beschichtungstechnologie. Fünf neue Triebwerke für die S-Klasse kommen 2017, zwei Diesel, drei Benziner. Das Neue dran: modularer Aufbau, 500 Kubikzentimeter Hubraum pro Zylinder, 90 Millimeter Zylinderabstand, Flexibilität total.
Der Weg ist das Ziel: höchste Effizienz, niedrige Emissionen. Drei Milliarden Euro investiert Mercedes-Benz in die Triebwerksoffensive. Das AIZ ist nur ein Teil davon.


Fakten
TecDay bei Mercedes
»Drei Milliarden für Motorenoffensive
» 600 Millionen kosten neue Prüfstände
» 48-Volt-Bordnetz ab 2017
» Modular aufgebaute Triebwerke
» Zwei Diesel, drei Benziner ab 2017