Der flinke Kleine für die Männerquote

Der Frauenversteher Toyota Yaris lässt in der sportlichen „GR“-Version kräftig die Muskeln spielen.
Toyota Zuverlässig, genügsam, vernünftig . . . und so weiter. Wenn es um den Toyota Yaris geht, fallen einem auf Anhieb solche Attribute ein, mit denen sich der Kleinwagen prima beschreiben lässt. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Nippon-Mini-Bestseller aus der 4-Meter-Klasse ein echter Frauenversteher ist. Dass der kleine Japaner indes auch ungezügelt, draufgängerisch und gar bissig sein kann, kommt einen dagegen nicht sofort in den Sinn.
Aufgedrehter Kleindarsteller
Aber, Achtung! Es gibt ihn, den Heißsporn im Toyota-Kleinformat. So ist seit geraumer Zeit der Yaris mit dem Beinamen „GR“ am Start. Der aufgedrehte Kleindarsteller ist gleichsam das Modell für die Männerquote. Mit einem Kleinen die Großen im Straßenverkehr ärgern, das hat durchaus seinen Reiz. Und genau darauf ist der Push-up-Yaris aus. Der „GR“ kommt zwar einigermaßen zivil daher, indes lassen Dachspoiler, Frontschürze, Heckblende und Doppelrohrauspuff schon erahnen, dass da ein munterer Kraftzwerg auf 18-Zoll-Alus steht, der mit knackigem Motor-Mumm hinterm Kühler aufwarten kann.
In der Tat: Unter der kurzen Motorhaube werkelt ein kerniger 3-Zylinder-Turbobenziner, der aus 1,6-l-Hubraum eine satte Leistung von 261 PS schöpft. So ausgerüstet, vermag der angriffslustige Breitensportler einem auch ordentliches Feuer unterm Hintern zu machen. Passend dazu röhrt beim kräftigen Tritt aufs Gaspedal ein künstlich-heißerer Auspuffsound. Der aufgeblasene Dreizylinder dreht mühelos übers gesamte Drehzahlband hinein in 6500 Touren und drückt mit einem Drehmoment von maximal 360 Nm auch mächtig Dampf auf die Antriebswelle. In den praktischen Fahrbetrieb übertragen heißt das, dass der verschärfte Yaris zum echten Straßenfeger und Kurvenräuber taugt.
Kurzum: Wer mit dem nur knapp 1300 Kilo leichtgewichtigen PS-Bonsai-Protz unterwegs ist, kann jede Menge Asphalt-Ausgelassenheit erleben. Die temperamentvolle Spurtkraft ist nicht zuletzt das Ergebnis der kürzer übersetzten sechs Gangstufen. Die Anschlüsse nach dem Hochschalten passen spürbar besser als bei den anderen Yaris-Modellen, die aber natürlich durchwegs mehr auf Sparsamkeit und weniger auf Fahrspaß ausgelegt sind.
Wendig wie ein Wiesel
Umweltfreunde, die in ihrer Öko-Gewissenhaftigkeit hinsichtlich einer lebhaft-leistungsgierigen Automobilität so ihre Zweifel haben, mögen jetzt Nachsicht üben. Aber: Der „GR“ macht einfach Lust und Laune, wenn er von der Leine gelassen wird. Der Allradtyp klebt förmlich auf dem Asphalt und ist wendig wie ein Wiesel. Näher an die Straße bringt den Temperamentsbolzen das Sportfahrwerk, das trocken und bei entschleunigter Fahrt hart federt. So soll´s bei einem Fahrdynamiker indes auch sein, der kein Weichspüler sein will. In der High Performance-Version unterstützen beim Durcheilen schneller Wechselkurven zudem so feine Helferlein wie Sperrdifferenziale die Fahrsicherheit, indem sie die Kraft immer ideal auf Vorder- und Hinterräder verteilen. Das sorgt für hohe Spurtreue, die volle Aufmerksamkeit am Steuer natürlich immer vorausgesetzt. Der „GR“ macht in jeder Hinsicht mächtig Eindruck. Ein gutes Gefühl vermitteln etwa die eng anliegenden Alcantara-Sportsitze, die sicheren Halt in allen Lagen geben. Die klaren und modernen Strukturen im Cockpit, das sportliche Multifunktionslenkrad und der gut zu erreichende Schaltknüppel des Dreitürers signalisieren: Alles im Griff! Wissen muss man allerdings auch, dass Toyota beim Sportgerät für Einsteiger einen happigen Preis ausruft. Überdies offenbart der Yaris-Renner beim forcierten Straßenritt sein durstiges Temperament und wird schnell einmal zum kleinen Schluckspecht. Sei´s drum: irgendwo hat jeder Spaß seinen Haken, oder? VN-HGP
Da es den Renner schon mal aus den Federn heben kann, ist die volle Aufmerksamkeit am Lenkrad gefragt.



Fakten und Daten
Motor/Antrieb Dreizylinder-Turbobenziner, 261 PS, 360 Nm bei 3000 U/min, Allrad, 6-Gang-Schaltung
Fahrleistung/Verbrauch 0 – 100 km/h: 5,5 Sek., Spitze. 230 km/h, Norm: 8,2 l (186 g CO2/km) Test: 9,3 l
Preis Grundpreis: 38.990 Euro, Testwagen: 45.235 Euro
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.