Die Ausrichtung geht in Richtung Premium

Motor / 27.10.2023 • 11:20 Uhr
VN-Testfahrten mit dem BYD Dolphin. Im Bestfall sind mit dem China-Stromer bis zu 427 Kilometer möglich.Werk
VN-Testfahrten mit dem BYD Dolphin. Im Bestfall sind mit dem China-Stromer bis zu 427 Kilometer möglich.Werk

BYD startet in Österreich durch. Fokus auf Premium.

VÖSENDORF. „Bi-Wei-Di“, wiederholt der Österreich-Chef zur Einleitung, „für alle, die es noch nicht wissen.“ Mag sein, dass die englische Aussprache der Initialen BYD noch nicht überall durchgedrungen ist, doch dass der chinesische Hersteller als einer Großen in Fernost nun auch bei uns immer deutlicher in Erscheinung tritt, ist schon eher geläufig. Die Denzel-Gruppe als Mutter der „CCI Car Austria GmbH“ hat viel Erfahrung mit Import und Vertrieb asiatischer Fahrzeuge – Mitsubishi, Hyundai, MG und seit heuer auch BYD als einer der laufend zahlreicher und größer werdenden chinesischen Hersteller, der heuer den Verkauf von drei Millionen Elektroautos erreichen will.

Und seit heuer trägt auch der österreichische Kunde ein klitzekleines, aber erstaunlich schnell wachsendes Scherflein zum Erfolg des aus Shenzhen operierenden Unternehmens mit 600.000 Mitarbeitern (davon 90.000 Ingenieure) und 57 Mrd. Euro Umsatz im Vorjahr bei. Der Start in Österreich sei geglückt, sagt Österreich-Geschäftsführer Danijel Dzihic und berichtet nicht ohne Stolz: „Der Atto 3 erreichte im September mit 103 Neuzulassungen 2,4 Prozent Anteil und Platz neun im Markt der E-Pkw. BYD ist auf Platz zehn der E-Marken mit 139 Zulassungen und 3,3 Prozent Marktanteil.“ Rund 600 Stück hat BYD heuer in Österreich vor allem dank des Kompakt-SUVs Atto 3 verkauft (der Siebensitzer Tang und die Premium-Limousine Han blieben bisher Nischenprodukte), „Das Ziel von 1000 Autos im Jahr eins des Markteintritts ist weiter realistisch“, sagt Dzihic.

Neue Modelle am Start

Den Optimismus des früheren Ford-Managers nähren drei Premieren: Der etwas unter dem Atto positionierte Dolphin hat gerade Markteinführung. Noch vor Jahresende folgt die Sportlimousine Seal, die eindeutig in Richtung Premium zielt. Und im ersten Quartal 2024 folgt das dazugehörige SUV als Seal U mit bis zu 500 Kilometern Reichweite, 71,8- oder 87-kWh-Akku, 160 kW Leistung und 330 Newtonmetern Drehmoment.

Was beim Atto 3 noch nicht perfekt gelang, soll beim Dolphin behoben sein: Die Komplexität der Assistenzsysteme, die an europäische Nuancen angepasst wird. Denn im Hinblick auf NCAP und andere Tests wird Sicherheit bei BYD besonders großgeschrieben – was zeitweise zur Bevormundung des Fahrers ausarten kann. Immerhin: Hinweise im großzügigen Mittendisplay wie „Sie nähern sich einer Schule“ oder „Vorsicht Linkskurve“ sind neu. Auf gemächlich absolvierten Runden südlich von Wien stimmte der Reichweitenrückgang des Dolphin wie auch des Seal fast exakt mit den gefahrenen Kilometern überein. Beim 4,29 Meter langen Dolphin sollen bis zu 427 Kilometer nach WLTP möglich sein. Die Akkus von 44,5 bzw. 60,5 kWh versorgen E-Motoren mit 70 bzw. 150 kW. Im Cockpit hat der Fahrer eine Kleinanzeige mit den wichtigsten Informationen mitten in der oberen Lenkradhälfte, dazu kommt mittig ein großes Display als zentrales Bedieninstrument. Im Seal, dessen Preis-Leistungs-Verhältnis angesichts der gehobenen Ausstattung, der exklusiven Haptik und der Verarbeitung noch mehr überrascht als das des Dolphin, werden wohl viele Zweifel bekommen, ob dies wirklich ein „Chinese“ sei. Der 4,8 Meter lange Seal soll 570 Kilometer mit einer Ladung schaffen und aus einem 82,4-kWh-Akku 380 kW Leistung abgeben (700 Newtonmeter!).

„Der Seal wird die zukünftige Ausrichtung von BYD vorgeben“, verspricht der Österreich-Chef. Keine Frage, dass diese qualitäts- und niveauorientiert sein wird. GK