Neue Fünfer-Baureihe: Tüchtig abgehoben

Der Mittelklasse entrückt. Auch im Innenraum und bei der Technik streckt sich der Fünfer jetzt Richtung Siebener.
Schwarzach Mit knapp zehn Zentimetern Längenzuwachs schlägt BMWs ehemals obere Mittelklasse jetzt jenseits der 5-Meter-Grenze an. Vor wenigen Jahren hätte sie sich damit noch der Revierübertretung zum größeren Bruder schuldig gemacht – bis 2015 war das exakt dessen Größen-Liga, derweil misst der Siebener allerdings knapp 5,40 Meter. Im Design reiht sich der Fünfer mit dem Modellwechsel in die neue, reduzierte und geometrische Formensprache der Marke ein, es bleibt aber beim Doppelscheinwerfer-Look in der modernen LED-Variante. In die Optionenliste rückt erstmals ein M Sportpaket Pro auf, Hinterachslenkung und Luftfederung gehören ebenfalls zum Angebotsumfang, und auch den beleuchteten Kühlergrill gibt es nun optional für diese Baureihe.
Diskussionsstoff
Für noch mehr Diskussionen in Stilfragen als dieser dürfte aber die Cockpit-Gestaltung sorgen. Zwar interpretiert BMW damit das traditionell dem Fahrer zugewandte Layout neu, allerdings ist das Gesamtbild eher unhomogen und auch etwas aufdringlich geraten. Asymmetrische Elemente und unruhige Linienführung verhindern weitgehend den Eindruck von Wohnlichkeit, auch die durchgehend beleuchtete Mittelleiste stört mehr als sie für Ausgewogenheit sorgt. Die Grafik von Instrumenten-Display und Touchscreen auf dem durchgehenden Cinemascope-Bildschirm ist ebenfalls eher unharmonisch als gefällig geraten.
Kritik, die sich die klassischen BMW-Disziplinen Motortechnik, Fahrwerk und Handling nicht gefallen lassen müssen. Der als Stellverterter für die thermischen Modelle für Testfahren zur Verfügung gestellte 520d mit 197 PS erfüllt trotz der ausladenden Abmessungen alle Erwartungen an agile, fahrerzentrierte Dynamik. Die Heckantriebs-Charakteristik bleibt ungeachtet des umfassenden Stabilitäts- und Traktionsmanagements erhalten und sorgt für zivilisiertes, aber gewohnt aktives BMW-Fahrverhalten – unter aktiver Mitbeteiligung der Sportlenkung mit variabler Übersetzung, die nun ebenfalls alle Fünfer an Bord haben. Die 48-Volt-Mildhybrid-Unterstützung liefert maximal 11 PS und 25 Newtonmeter Zusatzleistung, die allerdings von den 175 Kilo Mehrgewicht gegenüber dem Vorgänger-Modell egalisiert wird. Unverändert souverän, rasch und dennoch komfortabel agiert die 8-Gang-Automatik, die bereits seit 2020 zum Serienumfang aller Fünfer gehört.
Der elektrische Zwilling i5 wird bereits ab dem Marktstart als eDrive40 mit 313 PS und M60 xDrive mit 517 PS angeboten. Aufgrund des höher angesiedelten Leistungsspektrums und des Drehmomentvorteils des E-Antriebs wirkt schon der eDrive40 selbstredend dynamischer als das Diesel-Pendant, dazu vertritt aber er auch glaubwürdig die BMW-typische Alltags-Sportlichkeit.
Extrem kraftvoll
Der M60 hingegen schlägt mit seiner extremen Power bereits eindeutig in die Sportwagenliga aus. Vor allem in flott genommenen Kurven kann er aber bei allen Fahrwerks- und Traktions-Zaubertricks, die BMW dafür aufbietet, seine knapp 2,4 Tonnen Kampfgewicht nicht verleugnen. Das Trostpflaster dafür sind nur 3,8 Sekunden im Hunderter-Spurt, für ein E-Auto recht beachtliche 230 km/h Spitze und für alle, die beides nicht ausreizen ,eine immer noch ganz ansehnliche Reichweite von 455 Kilometern.
Start bei 61.100 Euro
Die Preisliste beginnt mit dem Benziner 520i bei 61.100 Euro, um 1900 Euro mehr ist der Diesel wohlfeil, mit Allrad kommen noch einmal 4200 Euro dazu. Bei 69.950 Euro starten die i5-Tarife für den eDrive40, der M60 xDrive bleibt mit 99.950 Euro gerade noch fünfstellig.


Fakten und Daten
Motor/Antrieb Zum Marktstart Zweiliter-Benziner und Diesel mit 190 bzw. 197 PS und Mildhybrid sowie E-Modelle mit 313 PS und Heckantrieb sowie 517 PS und Allradantrieb
Preise 520i ab 61.100 Euro; 520d ab 63.000 Euro; i5 eDrive 40 ab 68.950 Euro; i5 M5 60 xDrive ab 99.950 Euro