Große Trauer um Erwin Reis

23.12.2020 • 22:00 Uhr
Erwin Reis wird in der Vorarlberger Sportszene und darüber hinaus unvergessen bleiben. Er starb am Mittwoch im Alter von 70 Jahren.  <span class="copyright">Rainer Feurstein</span>
Erwin Reis wird in der Vorarlberger Sportszene und darüber hinaus unvergessen bleiben. Er starb am Mittwoch im Alter von 70 Jahren. Rainer Feurstein

Der Mister Gymnaestrada starb nach kurzer, schwerer Krankheit. Ein persönlicher Nachruf

Dornbirn Erwin Reis wollte noch Anfang September mit mir eine Wandertour in den kirgisischen Bergen unternehmen. Die Flüge waren schon gebucht und bezahlt. Als das wegen Corona ins Wasser fiel, feierten wir in der wohligen Coronapause des Sommers mit Freunden ein ausgelassenes Fest. Wenige Wochen später rief er mich an, erzählte von der Diagnose. „Ich nehm‘ das jetzt einfach an und schau positiv nach vorne. Und sonst hatte ich 70 wunderbare Jahre“, sprach er fast heiter. Erwin musste damals eher mir Mut machen, damit ich die schlimme Nachricht verkraftete, statt sich selber, den diese Nachricht betraf.

Ein Kumpel

Für Erwin war Verzagen ein Fremdwort, Optimismus seine Bestimmung. Er schaffte Sachen, die völlig utopisch schienen. Er konnte Menschen motivieren, die als unmotivierbar galten. Er konnte einen, wo niemand mehr einen konnte.

Dabei war Erwin Reis nie jemand, der sich in der ersten Reihe als Gefeierter in Anzug und Krawatte so richtig in seinem Element fühlte. Erwin war einer, der im Kreise der sogenannten Kleinen, die ehrenamtlich im Rahmen seiner zahlreichen Projekte Hand anlegten, auflebte. Mit seinem ansteckenden Lachen, das den Kumpel nicht nur vorgaukelte, sondern authentisch verkörperte. Seinen Antrieb für die unzähligen Unternehmungen, die er wie ein willig Getriebener einfach angehen musste, erklärte er anlässlich seines 70. Geburtstages im Mai so: „Es macht Freude, andere Menschen für etwas Positives zu gewinnen und dabei selber Engagement vorzuleben. Du musst deinen Mitstreitern auch immer beweisen, dass du ihnen nicht nur Verantwortung gibst, sondern voll hinter ihnen stehst.“

Lebenswerk und andere Werke

Die grandiose Weltgymnaestrada, die er mit all seiner Kraft, seinem Organisationstalent, seiner Begeisterungsfähigkeit als Teamleader ohne Allüren zwei Mal ins Land brachte, war Erwin Reis‘ Lebenswerk. Dabei schuf der in Hohenems geborene Dornbirner eine Vielzahl anderer Werke, die ausgereicht hätten, ihn als herausragenden Macher zu qualifizieren. Reis holte als Gymnaestrada-Vorläufer die Eurogym nach Vorarlberg, aus einer Lehrerlanglaufgruppe gründete er den Damenhandballverein SSV Schoren Dornbirn. Er schuf das Sport- und Reitzentrum Ebnit, er war federführend aktiv bei der Entwicklung einer Sportinfrastruktur im Messegelände, er war Mitinitiator der Sportinformation Dornbirn, die später zum Olympiazentrum Vorarlberg wurde.

Als der FC Dornbirn wirtschaftlich darniederlag, wandten sie sich ebenfalls an ihn, den Mister Sport von Dornbirn, den der ehemalige Wirtschaftslandesrat Manfred Rein als Impulsgeber für den Sport in der Messestadt einst für die Kommune gewann.

Weltenbummler

Erwin war eine kreative Unruhe zu eigen. Große Veranstaltungen organisieren wollte er jedoch nicht mehr. Er hatte vor, noch mehr von der Welt zu sehen, die sich ihm schon zuvor in großen Stücken auf seinen zahlreichen Reisen erschlossen hatte. Zu unserem Kirgisien-Abenteuer wollte er ursprünglich aus China anreisen. „Ich hol‘ dich dann am Flughafen ab“, sagte ich ihm noch. „Wenn ich mit dem Flugzeug komm‘. Wer weiß, vielleicht komme ich mit dem Zug, dem Bus oder einem Ross“, entgegnete er lachend.

Ich werde diese herzhaften Lacher nie vergessen. Ich werde diesen Menschen in seinem ganzen Wesen nie vergessen. So wird es vielen, vielen Menschen in diesem Land gehen. Zuallererst natürlich seiner Familie, seiner wunderbaren Frau Andrea und den vier Kindern.

Ruhe in Frieden, lieber Erwin.