Vom Weltschauer zum Weltträumen

23.11.2023 • 17:15 Uhr
Im kommenden Jahr präsentieren Günter Brus, Anne Imhof, Tarek Atoui und Precious Okoyomon ihre Kunst im KUB. <span class="copyright">Dietmar Stiplovsek</span>
Im kommenden Jahr präsentieren Günter Brus, Anne Imhof, Tarek Atoui und Precious Okoyomon ihre Kunst im KUB. Dietmar Stiplovsek

Günter Brus, Anne Imhof, Tarek Atoui und Precious Okoyomon 2024 im KUB.

Bregenz Das Ausstellungsprogramm des Kunsthaus Bregenz (KUB) für das kommende Jahr bietet wahrhaft ein Highlight nach dem anderen. Vier renommierte Künstler – Günter Brus, Anne Imhof, Tarek Atoui und Precious Okoyomon – präsentieren ihre Kunst im KUB und zeigen künstlerische Positionen zum Menschen, seinem Verhältnis zum Körper und zu einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft.

Günter Brus  Selbstbemalung, 1964 Foto: Graphisches Atelier Neumann, <span class="copyright">Wien Courtesy of the artist und Sammlung Heinz Neumann, Wien </span>
Günter Brus Selbstbemalung, 1964 Foto: Graphisches Atelier Neumann, Wien Courtesy of the artist und Sammlung Heinz Neumann, Wien


Den Anfang macht Günter Brus, ein Pionier der Body Art und bedeutender österreichischer Künstler der Nachkriegszeit, ab dem 17. Februar. In Bregenz wird erstmals das Œuvre dieses “Wiener Aktionisten” präsentiert. Seine radikalen Aktionen aus den 1960er- und 1970er-Jahren, die sich zwischen Literatur und bildender Kunst bewegen, verweben sich mit seinen neueren, bisher unveröffentlichten Werken aus der Pandemiezeit.

Das Kunsthaus ist ein Resonanzraum für die unterschiedlichsten Künstler, deren künstlerische Wellen hier wechseln. <span class="copyright">Stiplovsek Dietmar pauschal</span>
Das Kunsthaus ist ein Resonanzraum für die unterschiedlichsten Künstler, deren künstlerische Wellen hier wechseln. Stiplovsek Dietmar pauschal

KUB-Direktor Trummer: „Das Kunsthaus Bregenz ist kein Museum, sondern ein Haus, in dem Ausstellungen immer wieder Neues hervorbringen. Während andere Häuser Retrospektiven zeigen, haben wir diesen einzigartigen Raum. Ich glaube, dass auch das Werk von Brus hier besonders zur Geltung kommt. Das KUB hat die einzigartige Fähigkeit, Kunst, so unterschiedlich sie auch sein mag, wirkungsvoll zu präsentieren. Ich sehe das Kunsthaus fast als Resonanzraum für die unterschiedlichsten Künstler, deren künstlerische Wellen sich hier verändern. Das umfangreiche Werk von Günter Brus, das von Aktionskunst und Performances bis zur Malerei reicht, kommt hier besonders gut zur Geltung, und ich finde, dass der Begriff ‘Serie’ kaum ausreicht, um seine in der Pandemie gefertigten Arbeiten zu beschreiben.“

Anne Imhof im KUB, 2023.  <span class="copyright">Miro Kuzmanovic © Kunsthaus Bregenz</span>
Anne Imhof im KUB, 2023. Miro Kuzmanovic © Kunsthaus Bregenz

Bereits kurz vor dem Einzug des Sommers wird Anne Imhof das KUB in eine andere Welt verwandeln. Bekannt für ihre dystopischen, technoiden Unterwelten, wird sie sich in Bregenz auf Malerei und Skulptur konzentrieren. Die Sommerausstellung, die am 8. Juni beginnt, verspricht eine eindrucksvolle Umgestaltung des KUB, die den Besucher in zwei unterschiedliche Zonen entführt.

Anne Imhofs  Installationsansicht "Natures Mortes, Palais de Tokyo, Paris, 2021"  <span class="copyright">Andrea Rossetti </span><span class="copyright">Courtesy of the artist, Galerie Buchholz, Palais de Tokyo und Sprüth Magers © Anne Imhof</span>
Anne Imhofs Installationsansicht "Natures Mortes, Palais de Tokyo, Paris, 2021" Andrea Rossetti Courtesy of the artist, Galerie Buchholz, Palais de Tokyo und Sprüth Magers © Anne Imhof

“Anne Imhof plant, im Kunsthaus quasi zwei unterschiedliche Zonen zu schaffen, ihre Vision ist es, das Kunsthaus gewissermaßen zu teilen. Ein erster Entwurf zeigt eine Tribüne, von der aus man in den anderen Raum schauen kann, auch wenn der Zugang von dieser Seite nicht möglich ist. Wir sind alle sehr gespannt, wie diese Idee umgesetzt wird”, freut sich der KUB-Direktor.

Tarek Atoui  Talks on Music and the Arts, 2018  <span class="copyright">Miro Kuzmanovic © Kunsthaus Bregenz</span>
Tarek Atoui Talks on Music and the Arts, 2018 Miro Kuzmanovic © Kunsthaus Bregenz

Im Herbst, vom 14. September bis 3. November, lädt der libanesisch-französische Soundkünstler Tarek Atoui zur Erkundung elektroakustischer Klang- und Geräuschwelten ein. Nach zwei erfolgreichen Performances 2017 und 2018 in Bregenz nutzt Atoui erneut die akustisch sensiblen Räume des KUB, um die Beziehung zwischen Körper und Klang zu erforschen.

Tarek Atoui  Waters' Witness, 2022  Installationsansicht Mudam, Luxemburg <span class="copyright">Eike Walkenhorst Courtesy of the artist © Tarek Atoui</span>
Tarek Atoui Waters' Witness, 2022 Installationsansicht Mudam, Luxemburg Eike Walkenhorst Courtesy of the artist © Tarek Atoui

Den Abschluss des KUB-Jahresprogramms bildet ab dem 16. November die nigerianisch-amerikanische Künstlerin und Lyrikerin Precious Okoyomon. Ihre Werke, die sich mit Themen wie Migration, Ausbeutung, Sklaverei und der Suche nach Glück beschäftigen, versprechen eine eindrückliche Auseinandersetzung mit kolonialistischen Praktiken und deren Auswirkungen auf die Natur.

Precious Okoyomon bei der Biennale in Venedig, 2022. <span class="copyright">Clelia Cadamuro<br>Courtesy of La Biennale di Venezia<br>© Precious Okoyomon</span>
Precious Okoyomon bei der Biennale in Venedig, 2022. Clelia Cadamuro
Courtesy of La Biennale di Venezia
© Precious Okoyomon

Trummer: „Einmal äußerte sie den Wunsch, sich aus dieser Welt zu träumen. So wie es bei Brus einen Weltschauer gibt, so findet sich bei Precious Okoyomon das Weltträumen und vielleicht auch die Suche nach Glück“.

Precious Okoyomon im KUB, 2023.  <span class="copyright">Miro Kuzmanovic © Kunsthaus Bregenz</span>
Precious Okoyomon im KUB, 2023. Miro Kuzmanovic © Kunsthaus Bregenz

Die Zusammenarbeit mit den Bregenzer Festspielen wird mit der Uraufführung des Opernateliers “Hold Your Breath” am 15. August fortgesetzt. Die gemeinsame Produktion bietet dem Publikum einen Einblick in die Entstehung eines Musiktheaterwerks.

Das Budget für 2024 beläuft sich auf 3,25 Millionen Euro.  <span class="copyright">Dietmar Stiplovsek</span>
Das Budget für 2024 beläuft sich auf 3,25 Millionen Euro. Dietmar Stiplovsek


Mit einer Rekordzahl von 60.000 Besuchern bis Ende 2023 blickt das KUB optimistisch in die Zukunft. Das Budget für 2024 beläuft sich auf 3,25 Millionen Euro, wovon ein Großteil aus Landesbeiträgen stammt. Auch das Online-Angebot des KUB wächst und soll bis Ende des Jahres 200.000 Besucher erreichen.

Kunsthaus Bregenz: Programm 2024

KUB 2024.01

Günter Brus

17 | 02 – 20 | 05 | 2024

KUB 2024.02

Anne Imhof

08 | 06 – 01 | 09 | 2024

KUB 2024.03

Tarek Atoui

14 | 09 – 03 | 11 | 2024

KUB 2024.04

Precious Okoyomon

16 | 11 | 2024 – 19 | 01 | 2025

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr

Donnerstag 10 – 20 Uhr