„Tischlein deck dich“ hat Ärger mit dem neuen E-Fahrzeug: „Für mich ist das Diskriminierung“

Tausende Euro Lkw-Maut für das neue E-Fahrzeug? Der Verein ist sauer.
Vandans Elmar Stüttler (71) versteht die Welt nicht mehr. Als der Obmann von „Tischlein deck dich“ für den Verein einen elektrischen Klein-Lkw anschaffte, wollte er vor allem einen Beitrag für die Umwelt leisten. Dass die Fahrt mit dem Fahrzeug auf der Autobahn ordentlich ins Geld gehen kann, hat er dabei nicht bedacht.

Das Ganze spießt sich am Gewicht. Der neue Klein-Lkw von „Tischlein deck dich“ – ein Maxus eDeliver 9 – ist bis 3,5 Tonnen zugelassen. Sprich: Das Fahrzeug darf diesen Wert auch im beladenen Zustand nicht überschreiten. Mit dem dieselbetriebenen Klein-Lkw war das kein Problem. Die Ladekapazität hat ausgereicht. Beim elektrisch betriebenen Nachfolger ist das anderes. „Das Auto ist durch die Batterie viel schwerer als ein normales Auto. Sie hat ungefähr 500 Kilo. Das heißt, wir können 500 Kilo weniger laden“, holt Elmar Stüttler aus. Er hat nachgerechnet und festgestellt: Abzüglich des Eigengewichts des Fahrzeugs dürften knapp 910 Kilogramm geladen werden. Dürften, denn für den Transport der Lebensmittel ist auch eine Kühlanlage dringend erforderlich. „Am Ende bleiben nur noch 400 bis 500 Kilo Ladekapazität übrig. Das ist für uns einfach zu wenig. Da bringst du nur ein paar Kisten rein“, unterstreicht der „Tischlein deck dich“-Obmann.

120.000 Euro
Eine Nachfrage beim TÜV versprach die vermeintliche Lösung. Das österreichische Führerscheingesetz sieht für E-Klein-Lkw zum Ausgleich für die schwere Batterie nämlich vor, dass der Pkw-Führerschein bis zu einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von 4,25 Tonnen gilt. Die normale Grenze liegt bei 3,5 Tonnen. Der Termin für die Umtypisierung war bereits gebucht. Was Elmar Stüttler und seine linke Hand Ines Fritsche (50) erst kurz davor durch Zufall erfuhren: bis 3,5 Tonnen gilt die Vignette, ab 3,5 Tonnen muss Lkw-Maut („fahrleistungsabhängige Maut“) bezahlt werden, die über die GO-Box pro Kilometer verrechnet wird. „Das ist mit erheblichen Kosten verbunden“, erläutert Elmar Stüttler. Mit einem Auto legen die ehrenamtlichen Mitarbeiter pro Monat rund 3000 Kilometer zurück. Pro Kilometer auf der Autobahn sind 42 Cent fällig. „Statt den rund 1500 Euro Vignettengebühr für die 14 Autos müssten wir 120.000 Euro pro Jahr zahlen. Das ist Geld, das schlussendlich den Bedürftigen fehlt“, hält Ines Fritsche fest.

Der Verein wollte den Fuhrpark eigentlich nach und nach auf elektrisch umrüsten. Aktuell fahren noch elf der zwölf 3,5-Tonner mit Diesel. „Wir haben so viel grünen Strom am Dach, damit könnten wir auch mit den Autos grün fahren. Uns war der Umweltgedanke wichtig, an die GO-Box haben wir nicht gedacht“, bemerkt der Obmann des Vereins, der derzeit pro Woche 2300 Bedürftige mit gespendeten Lebensmitteln versorgt. „Ich habe mich bis jetzt nie groß aufgeregt, aber das ist etwas, was mich wirklich stört. Man will etwas Gutes tun und dann haut man uns hinterrücks das Messer rein.“

Blaulichtbefreiung
Elmar Stüttler hat sich bereits bei der Asfinag nach einer Maut-Befreiung erkundigt – ohne Erfolg. Auch die Gespräche mit den zuständigen Landesräten brachten ihn nicht weiter.

„Die Bergrettung fährt gratis, die Feuerwehr fährt gratis, das Rote Kreuz fährt gratis“, ärgert sich der 71-Jährige. „Wir sehen einfach nicht ein, dass wir das so hinnehmen müssen und 120.000 Euro pro Jahr zahlen müssen. Wir sparen sonst, wo wir können, und schauen, dass wir möglichst viele Spenden bekommen, und da müssten wir das Geld so raushauen.“ Ines Fritsche ergänzt: „Wir sind eine gemeinnützige Einrichtung. Bei uns arbeiten 98 Prozent ehrenamtlich. Für mich ist das Diskriminierung.“ Der Verein kauft pro Jahr zwei bis drei neue Autos. Dass auch der nächste Klein-Lkw elektrisch angetrieben wird, ist Stand jetzt eher unwahrscheinlich …