Auf Du und Du mit Zidane, Beckham und Co.

International ist für FIFA-SR-Assistentin Cindy Müller mit 46 Jahren Schluss. Doch im Ländle wird sie auch nach mehr als 1000 Spielen noch ein wenig im Einsatz sein: In der VN.at-Eliteliga und im VSK-Vorstand.
Schwarzach Sie war die Erste im Ländle und sie war stets eine Kämpferin für ihr Metier. Die Rede ist von Cindy Müller, die 1996 als erste Frau in Vorarlberg die Schiedsrichterprüfung ablegte und der 2004 der Aufstieg in die internationale FIFA-Riege gelang. Nachwuchs-EM-Endrunden in Italien oder Wales sowie Champions-League-Spiele – u. a. das Halbfinale Olympique Lyonnais vs. Umea IK – sowie WM-Qualifikationsspiele begleiteten sie in weiterer Folge bis zu ihrem Abschiedsspiel im Dezember 2023.

Die Nations-League-Partie zwischen Montenegro und den Färöern sollte ihre internationale Karriere beenden. Dem Schiedsrichterwesen jedoch bleibt die 46-Jährige treu. „Weil es noch immer Spaß macht, weil wir zu wenige sind und weil ich noch was bewirken kann“, sagt die Mutter von zwei Buben. Anlässlich der Nacht des Fußballs 2024 wurde Cindy Müller mit dem Special Award für ihre Verdienste rund um das Schiedsrichterwesen ausgezeichnet.

Zur Person
CINDY MÜLLER
war von 2004 bis 2021 FIFA-Schiedsrichterin
GEBOREN 11. Mai 1977
BERUF Einkaufsleiterin bei Volta
FAMILIE verheiratet mit Markus, zwei Kinder (Lisandro 11 Jahre, Leroy 2 Jahre)
SPIELTE SELBST FUSSBALL BEI FC Hittisau, FC Schwarzach

Blicken wir zurück in die 1980er-Jahre, als Langen bei Bregenz noch ein verschlafener Ort war, und lassen von Cindy erzählen, welche Rolle der Fußball in ihrem Leben spielte – und spielt. „Wir waren 25 Kinder in der Klasse und nur vier Mädchen. In meiner Parzelle spielten alle Fußball. Da blieb mir nichts anderes übrig“, sagt die Tochter von Arthur Kirchmann, der selbst Fußball spielte und über viele Jahre als Schiedsrichter aktiv war. „Mit 14 Jahren bin ich zum Frauenteam des FC Hittisau gewechselt und später nach Schwarzach, wo gerade Sonja Spieler ihren Weg nach Deutschland eingeschlagen hatte. Doch die Fahrten nach Schwarzach, damals mit der Vespa, waren mühsam und ich ein wenig trainingsfaul. Mein Papa hat mich dann zum Schiedsrichterkurs angemeldet.“ Dies, so erinnert sie sich, sei in zweierlei Hinsicht gar nicht leicht gewesen. Zum einen, „weil ich als Spielerin keine einfache war“, und zum anderen, „weil damals absolut kein Respekt gegenüber einer Frau am Platz da war“. Beschimpfungen unter der Gürtellinie seien an der Tagesordnung gewesen. „Gottseidank war mein Papa meist dabei“, erzählt sie. Dennoch habe sie der Ehrgeiz gepackt. Es sollte eine gute Entscheidung sein.


Nicht allein deshalb, weil sie 2005 bei einem Turniereinsatz eine Woche auf dem Real-Gelände lebte und die Stars Beckham, Zidane oder Roberto Carlos täglich im Trainingsgelände erlebte. Vielmehr, weil sie in mehr als 1000 Spielen die Frau stellte und ihre Kinder dennoch eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen. „Leroys Geburt hat mein geplantes Abschiedsspiel von 2021 auf 2023 verschoben“, schmunzelt sie und sagt: „Die Schiedsrichterei ist eine Lebensschule.“
