Eine historische Zeitreise

Spannender Vortrag von Brigitte Turschnegg zur Frühgeschichte bis zur römischen Epoche im Raum Bludenz.
BLUDENZ Dass geschichtliche Themen sehr viele Interessierte jeglicher Altersgruppe anziehen, wurde beim Vortrag Brigitte Truschnegg zum Thema „Der Bludenzer Raum von der Frühgeschichte bis zum Ende der römischen Epoche“ am vergangenen Montag wieder einmal deutlich. Der Vortrag und die nachfolgende, ausgebreitete Diskussion fand in der Remise in Bludenz statt, unter den Besuchern befanden sich weitere Historiker wie etwa Manfred Tschaikner, Christof Thöny oder Otto Schwald.

Stefan Stachniß, Obmann des Geschichtsvereins Region Bludenz, stellte die Referentin, die seit 2021 Studiendekanin an der Universität Innsbruck ist, vor und erwähnte zahlreiche Projekte, bei denen sie auch in Vorarlberg mitwirkt. Der Vortrag war die Auftaktveranstaltung für zwei weitere, die sich ebenfalls mit der Geschichte der Stadt Bludenz befassen. „Wir haben heute einen Husarenritt über einen chronologisch sehr langen Zeitraum vor uns“, erklärte Brigitte Truschnegg am Beginn ihres Vortrags. „Über historische Prozesse wissen wir nicht viel, sondern wir haben nur punktuelle Einblicke, da die Faktenlage sehr dürftig ist.“ Zur Prähistorie in Bludenz gebe es nur vereinzelte Informationen: „Wir müssen immer wieder damit rechnen, etwas nicht zu wissen.“ Die Quellen aus der Frühgeschichte, auf die tatsächlich Bezug genommen werden kann, bestehen aus der archäologischen Forschung. Vor rund zwanzig Jahren wurden die Aktivitäten zur geschichtlichen Erforschung verstärkt, nicht zuletzt dadurch kam es immer wieder zu größeren, aussagekräftigen Fundkomplexen im Raum Vorarlberg.

Vorarlberg als Durchzugsraum
Bereits im Mesolithikum, das ist der Zeitraum von etwa 9.600 bis 5.600 Jahren vor Christus, hatten Menschen in Vorarlberg Zuflucht gesucht, wovon menschliche Artefakte und einfache Wohnformen zeugen. „Vorarlberg war immer schon eine wichtige, nie abgeschlossene Kulturlandschaft für Menschen“, so die Historikerin. Im nachfolgenden Neolithikum gab es große Bevölkerungsbewegungen vom Norden in den Süden, auch erste Formen von Keramik entstanden.

Die Bronzezeit, die etwa von 2.200 bis 800 Jahren vor Christus dauerte, war durch die Verwendung von Kupfer und Zinn geprägt. Durch die Entwicklung des Verhüttungswesens und Bergbaus entstanden Wege durch ganz Europa, welche zum Teil heute noch bestehen. Die Landesgeschichtsschreibung könne nur im Rahmen einer internationalen Einbettung erfolgen: „Vorarlberg wurde vor allem als Durchzugsraum gesehen. Die Alpen waren keine Sperre, wie dies des Öfteren berichtet wurde.“ Es gebe keine klaren Grenzen zwischen den einzelnen Epochen: „Auch in der nachfolgenden römischen Epoche dienen einzelne historische Ereignisse dazu, um Markierungen zu setzen. Diese Schnittstellen sind für die Forschung an der Universität Innsbruck jedoch besonders spannend.“ Der Alpenraum sei nicht im Fokus der Berichterstattung des römischen Reichs gestanden, dies erfolgte erst nach dem Tod des Kaisers Augustus.

Archäologische Funde in Bludenz
In Bludenz gibt es auf dem Montikel und im Unterstein besondere archäologische Fundstellen: „Der Monikel hat eine wunderbare Lage und ist von drei Seiten geschützt, auf der Kuppe und am Fuß des Hügels wurden Keramiken gefunden sowie Zeugnisse einer kleinen, dorfartigen Siedlung.“ Im Unterstein fanden sich viele Metallobjekte aus diesem Zeitraum. Die einzelnen Fundplätze, vor allem von Münzen, zeugen von einer Siedlungkontinuität. So wurden am „kleinen Exerzierplatz“ 2.500 Tierknochen untersucht, welche Rückschlüsse auf den Ackerbau und die Viehzucht dieser Zeit ziehen lassen. „Die Sachlage über die Römerzeit ist eher dünn. Die Römer verorteten die Bevölkerungsgruppe im Alpenraum als Räter, das ist aber eine reine Zuschreibung“, sagte Brigitte Truschnegg. BI
Vortragsreihe
MONTAG, 8. April um 19 Uhr in der Remise in Bludenz:
“Vom Dorf zur Stadt – Bludenz im Mittelalter”, Vortrag von Prof. Dr. Alois Niederstätter
MONTAG, 22. April um 19 Uhr in der Remise in Bludenz:
“Bludenz in der Frühen Neuzeit” (1500 – 1800), Vortrag von Univ.-Doz. Dr. Manfred Tschaikner
