Letzte Runde in der Gesundheitskasse

Manfred Brunner tritt im Dezember ab. Projekte, die er noch umsetzen möchte.
Dornbirn Die schon etwas abgegriffene Arbeitsmappe signalisiert, dass es noch viel zu erledigen gibt. Einiges davon wird Manfred Brunner aber wohl seinem Nachfolger hinterlassen müssen. Der 62-Jährige tritt am Montag, seine letzte Funktionsperiode als ÖGK-Landesstellenvorsitzender an. Ende Dezember schließt sich dann der Kreis zur Pensionierung, die Brunner als Beschäftigter der Arbeiterkammer bereits angetreten hat. Bis es soweit ist, will er zumindest ein paar Projekt noch auf den Weg bringen. Seine vordringlichste Forderung: „Das im Rahmen des Finanzausgleichs ausverhandelte Geld für zusätzliche Kassenärzte muss schnellstmöglich freigegeben werden.“ Vorarlberg brauche kurzfristig acht bis zehn Arztstellen, um Wartezeiten sowie Überlastungen der praktizierenden Ärzte abfedern zu können.
Umfassende Wundversorgung
Manfred Brunner war rund 20 Jahre lang als Arbeitnehmervertreter in der Sozialversicherung engagiert: zuerst als Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkasse, danach als halbjährlicher Landesstellenvorsitzender der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Die Zusammenlegung, gegen die sich vor allem das westlichste Bundesland vehement wehrte, ist immer noch ein Stein im Schuh. Trotzdem: „Es war eine gute Zeit, und ich habe die Arbeit gerne gemacht.“ Jetzt geht es für den Höchster bei der ÖGK-Landesstelle in die letzte Runde, konkrete Umsetzungspläne inklusive. Dazu zählt eine Neuausrichtung der ambulanten Versorgung von Wundpatienten in Kooperation mit der Hauskrankenpflege. Das Modell soll unter Mitfinanzierung der ÖGK flächendeckend ausgebaut werden. Ziel ist eine verbesserte Behandlungsqualität durch eine kontinuierliche Pflege und Überwachung und damit verbunden weniger Komplikationen und eine schnellere Heilung. Daneben sieht Brunner noch ökonomische Aspekt gegeben: „Es entlastet die Ambulanzen sowie den niedergelassenen Bereich und verringert die Krankentransporte.“ Ein Konzept gibt es, was noch fehlt sind Aussagen zu den Kosten. „Die Berechnungen laufen“, fügt der ÖGK-Landesstellenvorsitzende an. Die Leistung selbst wird schon bezahlt, Geld braucht es für die nötige Ausstattung. Vonseiten der ÖGK-Führung hat Manfred Brunner positive Signale ausgemacht.

Mutterschutz für Ärztinnen
Einer Lösung harrt nach wie vor auch das psychotherapeutische Angebot, wenn es um die Inanspruchnahme als kostenfreie bzw. kostenreduzierte Sachleistung geht. „Das Geld wäre da, der Fonds wurde jedoch nicht ausgeschöpft, weil es zu wenige Psychotherapeuten gibt“, erklärt Brunner. Eine Chance, dies zum Wohle der Patienten zu ändern, bietet sich insofern, als seit Jahresbeginn die klinischen Psychologen eingebunden werden könnten. Gespräche zur Umsetzung in Form eines Pilotprojekts laufen. Ein solches wäre für ihn auch im Zusammenhang mit einem ebenso von der Ärztekammer geforderten bezahlten Mutterschutz für Ärztinnen vorstellbar. Dabei geht es um die Abdeckung von Fixkosten bis zwölf Wochen nach der Geburt eines Kindes für den Fall, dass keine Vertretungslösung gefunden wird. „Damit ließe sich eine große Hürde beseitigen, die Frauen hindert, in die Niederlassung zu gehen“, zeigt er sich überzeugt und die ÖGK seiner Aussage zufolge offen.
Sorgenkind Kleinwalsertal
Von einer entspannten Situation kann Manfred Brunner in Bezug auf die ärztliche Versorgung im niedergelassenen Bereich berichten. Aktuell sind eine Augenarztstelle, eine halbe Gynäkologenstelle sowie drei Allgemeinmedizinerstellen offen bzw. ausgeschrieben. Probleme gibt es weiterhin im Kleinwalsertal, wo nur noch ein Gemeindearzt derzeit Dienst versieht. Vorgesehen wären vier Stellen. Eine Interessentin zog ihre Bewerbung unlängst mit dem Hinweis auf die unzuverlässige Immobiliensituation wieder zurück. Auf ganz Vorarlberg bezogen bleibt der Nachbesetzungsbedarf aber sehr hoch. Bis 2030 geht es um 70 Kassenstellen, und nüchtern hält der scheidende ÖGK-Landesstellenvorsitzende noch fest: „Das Gesundheitssystem ist nie fertig.“