Wo Glaube und Hoffnung im Spital Dornbirn Halt geben

Sandra Mathis (47) ist Seelsorgerin im Krankenhaus der Stadt Dornbirn.
Dornbirn Ein junger Mann und seine hochschwangere Freundin sind im Lift auf dem Weg in den siebten Stock. Sie wollen in die Kapelle, zur Seelsorge des Krankenhauses Dornbirn. Genauer gesagt zu Sandra Mathis.
Keine klinischen Psychologen
Die 47-Jährige kümmert sich seit vielen Jahren um das psychische Wohl der Patienten während eines Krankenhausaufenthaltes. Aber auch viele Mitarbeiter kommen während eines anstrengenden Arbeitstages in die Kapelle, um zu meditieren. “Wir als Seelsorger schaffen Raum für heilsame Begegnungen”, erklärt Sandra Mathis. Das Wichtigste bei ihrer Arbeit seien Gespräche. “Wir sind keine klinischen Psychologen”, ergänzt sie. Seelsorger diagnostizieren keine Krankheiten, sondern begleiten und unterstützen Menschen.

Die Glaubenseinstellung der Patienten spielt dabei keine Rolle, denn in der Kapelle gibt es sowohl christliche als auch evangelische und muslimische Gebetsstätten. Auch während der Gespräche spielt glauben oder nicht glauben keine wesentliche Rolle, findet Mathis. “Begegnung ist heilsam, man kann auch einfach einmal sein”, erklärt sie.


Schicksale nicht vergessen können
Hinter dem kleinen Tisch im Büro der Kapelle steht ein kleines Bild. “Das ist ein junger Mann, den ich ein Jahr lang begleitet habe. Er war schwerst erkrankt und ist dann leider verstorben. Ihn habe ich sogar einmal im Hospiz besucht.” Aber genau bei solchen Schicksalen sind auch Menschen wie Sandra Mathis nicht auf sich alleine gestellt. Mit Kollegen und auch mit professioneller Hilfe können die Seelsorger Situationen, die sie selbst belasten, aufarbeiten. “Ihn werde ich nicht vergessen und das will ich auch gar nicht. Ich finde, man muss unbedingt nahbar bleiben”, sagt Mathis. Von Vorteil ist hier aber auch, dass der Mann von Mathis auch Seelsorger ist.
zur person
Sandra Mathis
Alter 47
Wohnort ursprünglich Freiburg, jetzt Hohenems
Laufbahn Erzieherin, Kindergartenpädagogin, theologischer Kurs, Pastoralassistentin
Familie verheiratet, vier Kinder
Kontakt seelsorge.kh@dornbirn.at

Eine tolle Entwicklung
“Vor zehn Jahren hätte ich mir noch nicht vorstellen können, im Krankenhaus zu arbeiten.” Sie hat als Kind negative Erfahrungen mit einem Krankenhaus gemacht und dachte nicht, dass sie selbst einmal dort arbeiten würde.

Wie vieles, ist auch der Beruf des Seelsorgers momentan im Wandel. Viele sind nicht mehr klassisch katholisch, sondern eher spirituell. “Ich finde das eine tolle Entwicklung. Wir bilden uns fort in Richtung ‘Spiritual Care’. Es ist aber trotzdem bei vielen Menschen Glauben in irgendeiner Form da.” Mathis ist erstaunt, wie viele Kommunionen sie immer noch wöchentlich durchführt. Oftmals auch direkt an den Krankenbetten, weil viele der Patienten nicht mehr aufstehen können.

Aber dass es weniger wird, merkt sie natürlich auch. “Ich bin ein Angebot, ob die Patienten das annehmen oder nicht, entscheiden ganz alleine sie”, erklärt Mathis. “Seelsorger behandeln nie, Seelsorger begleiten.”