In “Kitz” macht Oswald Schluss

17.07.2024 • 18:44 Uhr
Tennis Philipp Oswald Feldkirch Dornbirn
In Kitzbühel feiert Philipp Oswald 2019 gemeinsam mit Filip Polasek einen der größten Siege seiner Karriere. Kitzbühel

Tennisprofi Philipp Oswald wird bei den Generali Open in Kitzbühel seine internationale Karriere beenden.

Dornbirn Im Verlauf seiner knapp 20-jährigen Karriere hat Tennisprofi Philipp Oswald sämtliche Höhen und Tiefen erlebt. Der gebürtige Feldkircher, der seit vielen Jahren in Dornbirn wohnt, gehört seit über zehn Jahren den Top 100 in der ATP-Weltrangliste im Doppel an, hat als beste Platzierung Platz 31 (Juni 2021) zu Buche stehen. Seit 2010 war Oswald insgesamt 44 Mal vier Grand-Slam-Turnieren auf dem Platz, war dabei sieben Mal – 2012, 2014, 2015, 2017, 2018, 2021 und 2022 – jeweils den Australian Open in Melbourne, den French Open in Paris, in Wimbledon und bei den US Open in New York jeweils in einer Saison dabei, kam 2021 in Tokio zu olympischen Ehren und holte im Verlauf seiner Karriere elf Titel auf ATP- und 35 auf Challenger-Ebene.

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2015 gewann Philipp Oswald in Rio de Janeiro. Privat

2019-Erfolg war „richtig cool“

An seinen Jubiläumstitel, den zehnten Triumph in einem ATP-Endspiel, erinnert sich Oswald ganz besonders gerne zurück. Bei seiner zwölften Teilnahme am 250er-Sandplatzturnier in Kitzbühel im August 2019 trug sich Oswald zusammen mit dem Slowaken Filip Polasek mit einem 6:4-, 6:4- Finalerfolg über die Belgier Sander Gille/Joran Vliegen als dritter ÖTV-Spieler in der Geschichte beim Traditionsturnier in der Gamsstadt in die Bestenliste ein.

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In Kitzbühel fühlt sich Oswald wohl. Gepa

Vor Oswald war dieses Kunststück aus rot-weiß-roter Sicht 2006 Stefan Koubek zusammen mit dem Deutschen Philipp Kohlschreiber und sechs Jahre später dem Harder Julian Knowle an der Seite des Tschechen Frantisek Cermak gelungen. „Es war schon ein unbeschreiblich cooles Gefühl, als wir nach dem Matchball von den Fans auf der Tribüne, darunter meine gesamte Familie, gefeiert wurden“, erinnert sich Oswald an den Triumph am 3. August 2019 zurück.

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2015 spielte er unter anderem mit Julian Knowle. Gepa

Dreimal seit 2005 nicht dabei

Bei den kommenden Montag beginnenden Generali Open, wie der ehemalige Head-Cup seit einigen Jahren heißt, wird Oswald bereits zum 16. Mal in Kitzbühel aufschlagen. Lediglich 2011, 2013 und 2021, wegen der Teilnahme an den Sommerspielen in Tokio, hat der 38-Jährige das einzige ATP-Turnier Österreichs verpasst.

Seinem letzten Auftritt im Nobelwintersportort blickt der 2,01 m große Rechtshänder, der diesmal mit dem um 20 Jahre jüngeren Harder Joel Schwärzler ein Doppel bilden will, mit einem lachenden und weinenden Auge entgegen: „Der Sandplatzklassiker in der Gamsstadt hat nicht zuletzt wegen des Sieges 2019 eine besondere Bedeutung für mich. Als ich Mitte des Jahres dann den Entschluss gefasst habe, im Sommer meine internationale Karriere zu beenden, war es mein großer Wunsch, dass ich in Kitzbühel mein letztes Turnier spiele. Nach einigen Telefonaten mit Turnierdirektor Alex Antonitsch habe ich die Zusage einer Wildcard bekommen. Ich habe ja nicht so oft die Möglichkeit, bei einem Turnier quasi vor meiner Haustüre zu spielen. Meine Familie, Freunde und Bekannte werden zuschauen kommen, und da möchte ich mich natürlich von der besten Seite zeigen und lange im Turnier bleiben.“

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Julian Knowle bei den US Open. Gepa

Dass er in Kitzbühel gemeinsam mit Joel Schwärzler spielen wird, ist für Oswald eine besondere Ehre: „Ich kenne Joel seit seiner Kindheit und verfolge seine einzigartige Karriere. Er hat ein unglaubliches Potenzial und wird sicher seinen Weg gehen. Wir haben zuletzt beim ATP-125er in Salzburg letzte Woche gemeinsam gespielt und sind bis ins Halbfinale gekommen. Wir zählen zwar nicht zu den Favoriten, doch vielleicht gelingt uns ja zu meinem Abschied der große Coup.“

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Perfekter Zeitpunkt

Den Gedanken, dass er letztmals bei einem ATP-Turnier auf dem Platz stehen wird, versucht Oswald so gute es geht, zu verdrängen. „Natürlich habe ich mir in den letzten Tagen und Wochen mehrmals gedanklich das Prozedere durch den Kopf gehen lassen. Ich bin der Meinung, dass der perfekte Zeitpunkt gekommen ist, mich zu verabschieden. Die Ergebnisse waren im letzten Jahr nicht so sind, wie ich es mir vorstelle. Dies hat natürlich die Entscheidung maßgeblich beeinflusst. Dazu kam, dass sich seit der Geburt meines Sohnes Leopold Arthur 2020 und Tochter Luca (2021) die Prioritäten doch gravierend verschoben haben. Es ist mir in den letzten Jahren immer schwerer gefallen, mich von zu Hause zu verabschieden und auf Turniere zu reisen. Der Wunsch, mehr Zeit mit meinen Kindern und meiner Frau Linda zu verbringen, wurden immer größer und haben mir die Entscheidung auch erleichtert. Dazu kommt, dass nach über 20 Jahren Profisport die körperlichen Voraussetzungen auch nicht mehr so sind, wie man es sich gerne wünschen würde.“

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Philipp Oswald mit Tochter Luca, Sohn Leopold und Frau Linda.

Trotz seines Rückzuges wird Oswald weiter dem Tennissport treu bleiben. Ab August wird der 38-Jährige im Liechtensteiner Tennisverband als Trainer und Touringcoach von Moritz Glauser (15) agieren. „Ich freue mich auch die Aufgabe und darauf, meine langjährige Erfahrung an jemanden weiterzugeben, der große Ambitionen hat, Tennisprofi zu werden.“

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