“Es kann so schnell alles aus sein”

Hinter Daniela Holzer (37) und ihren Zwillingen Jason und Justin (14) liegen schwere Zeiten. Jason kämpfte gegen Krebs in fortgeschrittenem Stadium.
Hohenems Der Krebs kündigte sich im Jahr 2021 mit einem geschwollenen Lymphknoten am Hals an. Jasons Mutter Daniela Holzer (37) reagierte schnell. Die Alleinerzieherin ließ ihren damals elfjährigen Sohn im Spital in Dornbirn untersuchen. „Nach einem MRT hieß es: ,Es könnte etwas Onkologisches sein.‘ Zur genaueren Abklärung mussten wir in die Innsbrucker Klinik.“ Dort wurde eine Biopsie gemacht. „Ein paar Tage später erhielt ich einen Anruf. Man teilte mir mit, dass Jason Lymphdrüsenkrebs in fortgeschrittenem Stadium hat.“

Die Diagnose zog Daniela den Boden unter den Füßen weg. „Ich musste heftig weinen und konnte nicht glauben, dass mein Sohn todkrank ist. Er war doch bisher immer gesund gewesen.“ Auch Jasons Zwillingsbruder Justin weinte bitterlich. Jason selbst aber vergoss keine Träne. Er tröstete sogar noch seinen Zwillingsbruder, mit dem ihn von Geburt an ein inniges Band verbindet. „Justin, du wirst mir fehlen. Aber ich muss jetzt öfters ins Spital, damit ich gesund werde.“

Die Trennung machte den unzertrennlichen Brüdern schwer zu schaffen. „Justin weinte jeden Tag. Einmal setzte er sich in den Koffer und sagte: ,Mama, jetzt können wir zu Jason ins Krankenhaus fahren. Das zerriss mir fast das Herz‘“, zeigt Mutter Daniela auf, wie schlecht es auch Justin ging. Der einzige Trost waren für ihn die täglichen Videotelefonate mit Jason. Dieser musste sich einer Chemotherapie unterziehen. Der Bub vertrug sie gut. „Mir war nie übel.“ Als ihm aber die Haare ausgingen, geriet er kurzfristig in eine Krise. „Jason verkroch sich unter dem Tisch und weinte zwei Stunden lang“, erinnert sich seine Mutter mit feuchten Augen. Nach der Therapie war Jason krebsfrei. „Darauf stießen wir mit Sekt und Kindersekt an.“
Aber alles ist noch nicht überstanden. Die Nachsorge bzw. die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen versetzen Daniela jedes Mal in Angst. „Man sitzt auf Nadeln. Denn man weiß nie, ob der Krebs zurückkommt.“ Überhaupt ist sie seit der Erkrankung ihres Sohnes sehr ängstlich geworden. Ihr wurde klar, auf welch wackeligen Beinen das Leben steht. „Es kann so schnell alles aus sein.“

Jason hingegen hat seinen Optimismus zurückgewonnen. „Er ist an der Krankheit gereift und genießt sein Leben in vollen Zügen.“ Sein Zwillingsbruder und er hängen den ganzen Tag zusammen. Sie spielen zusammen Fußball, gehen miteinander Schwimmen und Eisessen und fahren mit dem E-Scooter herum. „Ferien sind einfach schön“, findet der 14-Jährige, der trotz seiner Krebserkrankung kein Schuljahr wiederholen musste. Dank eines „Schulavatars“, einem Roboter, konnte Jason den Unterricht live mitverfolgen, mit Lehrern und Mitschülern interagieren und so den Anschluss an den Schulstoff und die Klassengemeinschaft behalten.