“Die Welt ist größer als Vorarlberg”

Als jungen Mann zog es Heinz Rhomberg in die Welt hinaus. Aus England brachte der Bregenzer die Hospizidee mit.
Bregenz Heinz Rhomberg (68) blickt mit Freude auf sein Leben zurück. „Ich bin dankbar für das, was ich erleben durfte.“ Sein Leben war voller Vielfalt. Eines wusste der Sohn eines Zimmermanns aus Bregenz schon früh. „Ich wollte einen Beruf ergreifen, in dem ich mit Menschen zu tun habe.“
Nach der Hak-Matura schrieb er sich in der Pädak ein, weil es sein Wunsch war, mit Kindern zu arbeiten. Aber nach der ersten Schulstunde, die er hielt, merkte er: „Ich bin kein Lehrertyp und möchte anderen nicht erklären, wie die Welt funktioniert.“ Rhomberg gönnte sich eine sechsmonatige Auszeit im Ausland. „Ich wollte was von der Welt sehen, weil die Welt größer als Vorarlberg ist.“ Er ging nach Wales und arbeitete zunächst auf einer Pferdefarm, später dann für einen Handwerker. „Es war eine wunderbare Zeit.“

Wieder zu Hause machte er ein Praktikum im Vorarlberger Kinderdorf. „Das bestärkte mich darin, mit Kindern zu arbeiten. Mich faszinieren ihre Lebensfreude und Begeisterungsfähigkeit.“ Danach absolvierte der junge Mann die Sozialakademie in Bregenz. Im Rahmen des Studiums begegnete er dem Film „Noch 16 Tage – eine Sterbeklinik in London“. Dieser Film bzw. das Thema Sterbebegleitung ließ ihn nicht mehr los. Die beeindruckende Darstellung des Londoner St. Christopher Hospice hatte weitreichende Folgen für sein späteres Berufsleben. „Mich berührte es sehr, dass Menschen am Ende ihres Lebens so viel Liebe und Geborgenheit erfahren durften.“ Er beschloss, nach dem Abschluss der Sozialakademie ein Praktikum in einer englischen Sterbeklinik zu machen. Im St. Ann’s Hospice in Manchester erlangte er 1982 tiefe Einblicke in die Welt der Hospizarbeit. „Es war schön zu sehen, mit welcher Hingabe Mitarbeiter ihre Liebe zu den Patienten zeigten.“ Rhomberg war von der Hospizidee angetan. „Ich wollte sie nach Vorarlberg bringen.“

Er arbeitete ein Konzept für eine Kranken- und Sterbebegleitung aus. In Vorarlberg war bis dahin die Hospizbewegung als solche noch nicht bekannt. Rhomberg gewann das IfS, die Diözese und das Krankenhaus Bregenz für seine Idee, Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten. Er organisierte Ausbildungskurse für ehrenamtliche BegleiterInnen und begann als Sozialarbeiter im Spital in Bregenz zu arbeiten. Der junge Mann betreute schwer kranke und sterbende Menschen und gab ihnen Zuspruch und Sicherheit. „Es war eine intensive Zeit.“ Aber nach sieben Jahren schlug der Pionier dieser Arbeit, die heute unter dem Namen Hospiz Vorarlberg bekannt ist, beruflich neue Wege ein. „Ich wollte mich wieder jungem Leben widmen und andere Aspekte des Lebens kennenlernen.“

Ab 1992 arbeitete er für das Kinderdorf Vorarlberg als Bereichsleiter für die Kinderferienlager Schönenbach und Dafins und als Assistent der Geschäftsführung. „Diese Arbeit gefiel mir. Es war eine der schönsten beruflichen Tätigkeiten, die ich machte.“ Aber nach 17 Jahren gab er sie auf, weil er im Sommer mehr Zeit für seine eigenen Kinder haben wollte. Der zweifache Vater wechselte zur Stadt Bregenz, wo er in einem Büro in der Achsiedlung für die Bevölkerung Stadtteilarbeit machte. „Wir haben verschiedene Projekte gemacht, zum Beispiel Ferienprogramme für Kinder und Feste auf die Beine gestellt.“ Nach vier Jahren kam es wieder zu einem Wechsel. Der diplomierte Sozialarbeiter war nun für die Bezirkshauptmannschaft Bregenz im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe tätig. „Wir haben Familien in schwierigen Lebenssituationen unterstützt und Hilfsangebote für Kinder und Familien organisiert.“ Diesen Job übte er bis zur Pensionierung im Jahr 2021 aus.

Aber auch im Ruhestand ist der Bregenzer noch sehr aktiv. Alle zwei Wochen macht er mit Altersheimbewohnern Ausfahrten mit der Rikscha. „So kann man Menschen, die nicht mehr mobil sind, am Leben teilhaben lassen.“ Außerdem engagiert er sich als Segeltrainer für die Special Olympics. „Ich trainiere Menschen mit einer mentalen Beeinträchtigung.“ Es freut ihn, „wenn ich Erlebnisse teilen kann, die mir Spaß machen.“ Mit den gehandicapten Sportlern kommt er weit herum. „Ich war mit ihnen schon in Shanghai, in Athen, in Los Angeles, in Südkorea und in Abu Dhabi.” Die Welt ist größer als Vorarlberg. Das dachte er sich auch, als er nach dem Studium Kibbuz-Luft schnupperte. Sechs Monate verbrachte Rhomberg damals in Israel. Er arbeitete auf einer Orangenplantage und in der Kantine. Die gemeinschaftsorientierte Lebensform faszinierte ihn. „Im Kibbuz ist für jeden einzelnen gesorgt. Je nach Begabung kann man sich einbringen.“

Heinz Rhomberg
geboren 12. Februar 1956 in Bregenz
Wohnort Bregenz
Familie verheiratet mit Susanne, zwei erwachsene Söhne
Hobbys Segeln, Mountainbiken, Wandern, Höhlen
Lebensmotto Chancen nützen