Erfüllte Sehnsucht

Seit drei Jahren leitet Sr. Alena Diabolkova das Kloster St. Josef in Lauterach. Am Sonntag feiert sie 25-jährige Profess.
Lauterach Alena Diabolkova (48) strahlt, äußerlich, aber auch von innen heraus. Sie trägt ihr Herz buchstäblich auf der Zunge, wenn sie über ihren Glauben, ihre tiefe Liebe zu Gott und die Kraft des Gebets redet. Seit 2019 ist die gebürtige Slowakin im Kloster St. Josef in Lauterach zu Hause, seit drei Jahren dessen Oberin. Ali, wie sie von allen genannt wird, gehört dem Orden der Redemptoristen an. Gemeinsam mit vier Mitschwestern sowie weltlichen und ehrenamtlichen Helfern organisiert sie den Alltag hinter den dicken Klostermauern. Obwohl es sich bei den Redemptoristinnen um eine geschlossene Gemeinschaft handelt, lässt Ali gerne auch das pralle Leben herein. Beispielsweise am Sonntag, wenn sie im Rahmen einer Messfeier um 10 Uhr ihre 25-jährige Profess feiert und dabei das ewige Gelübde erneuert. „Dazu und zur anschließenden Agape ist jeder willkommen“, sagt Ali, wobei sich ein erwartungsfrohes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitet.

Im Dunkeln in die Messe
Der Wunsch, ins Kloster zu gehen, war bei Alena Diabolkova nicht von vornherein da. Das Mädchen glaubte zwar an etwas Größeres zwischen Himmel und Erde, das kommunistische Regime in der damaligen Tschechoslowakei ließ mehr jedoch nicht zu. „Wer es wagte, in die Kirche zu gehen, dem blieben viele berufliche Möglichkeiten versagt“, erzählt Ali. Dazu kam, dass sie in einem Neubauviertel von Kosice aufwuchs, in dem es keine Kirche gab. Freunde hatten sie ab und an zu einer Messfeier in eine Kirche mitgenommen, am Abend und im Dunkeln, damit die Mutter dieser Freunde keine Probleme bekam. Als der Kommunismus endgültig am Boden lag, wurden Gotteshäuser gebaut, auch dort, wo es noch keine gab. Von da an hielt Ali Diabolkova nichts und niemand mehr davon ab, ihr Heil im christlichen Glauben zu suchen. „Mit 16 durfte ich erstmals die heilige Kommunion empfangen“, beschreibt sie dieses Erlebnis als tiefe Freude und bedeutend für ihre weitere Entwicklung. Im Maturajahr trat Ali zur Firmung an. In der Freizeit traf sie sich mit Gleichgesinnten in einer Gebetsgruppe. Das verstärkte in Ali den Wunsch, ihr Leben Gott zu widmen.

Entscheidung am See

Zweifel blieben bei der jungen Frau dennoch, und die Frage, bin ich würdig, trieb sie um. „Ich wartete auf eine Antwort“, beschreibt sie ihre damalige Gefühlslage. Die Zeit überbrückte Ali mit einem Deutschstudium an der Universität, setzte sich jedoch eine Frist: Nach dem ersten Studienjahr wollte sie eine Entscheidung treffen. Das Zeichen, auf das sie hoffte, ereilte sie an einem See, wo die Studentin auf ein Mitglied des Redemptoristen-Ordens traf. „Das war der Moment, als ich wusste, Ali, du wirst Redemptoristin.“ Ihre Familie war dagegen. Sie wollte, dass die Tochter zu Hause blieb. Doch die ließ sich jetzt nicht mehr beirren. Mit 20 trat sie in Polen in den Orden ein: „Meine Sehnsucht hatte sich erfüllt.“ Am 1. August 1999 legte Alena Diabolkova das ewige Gelübde ab. Anschließend ging sie für drei Jahre in ein Redemptoristen-Kloster nach Dublin. Dort langte auch das Schreiben aus Lauterach ein, in dem die damalige Oberin Sr. Regina anfragte, ob sie nicht zu ihnen kommen möchte. Die erste Überlegung lautete: „Nein!“ Ali hatte Irland lieben gelernt. Nach einem zweiten Brief die Rückfrage, ob das Angebot noch gilt. Die Reaktion von Sr. Regina: „Ein Wunder ist geschehen!“ Am 11. September 2019 zog Ali in Lauterach ein und fühlte sich angekommen. „Die Liebe zu Irland wird bleiben, aber für mich ist auch Vorarlberg Heimat geworden“, sagt sie.

Sr. Ali kehrt ihren Status als Oberin nicht heraus. Ihr ist eine Vertrauensbasis für das Zusammenleben wichtig. „Nur so kann eine Gemeinschaft gut funktionieren.“ Selbst sieht sie sich als geistige Animatorin, als Unterstützerin für alle, die es brauchen. Das Kloster verfügt über ein Gästehaus, bietet stille Tage, Exerzitien, Ikonenmalkurse und Gespräche. „Wir freuen uns über jeden, der kommt.“ Jetzt freut sich Ali zuerst einmal auf ihre Feier, zu der auch die Eltern angereist sind. Obwohl Ali die Farbe Rot nie mochte, trägt sie sie als Redemptoristin mit Stolz und Ehrfurcht, denn ihre Sehnsucht hat sich erfüllt.

Zur Person
Alena Diabolkova
Alter: 48
Geburtsort: Kosice
Werdegang: Gymnasium, zwei Jahre Deutschstudium, dann Eintritt ins Kloster
Wohnort: Lauterach
Freizeitbeschäftigungen: Basteln, und sie lernt Geige spielen


