Die stillen Helden von damals: Was die Arbeiter in Feldkirch vor 100 Jahren leisteten

Ein Rückblick auf beeindruckende Bauleistungen und die unermüdlichen Arbeiter von Feldkirch, die mit einfachsten Mitteln Großes schufen.
Vor über 100 Jahren gab es weder Bagger noch Kräne und auch keine Baugerüste, wie man sie heute kennt. Trotzdem wurde in der Stadt Feldkirch gewerkelt und gebaut, was nur geht. Welche Leistungen die damaligen Arbeiter erbracht haben, gerät jedoch immer mehr in Vergessenheit.
Hans-Jörg Mathis von den Stadtwerken Feldkirch und Christoph Volaucnik vom Feldkircher Stadtarchiv sind nach wie vor von den „stillen Helden von damals“ beeindruckt. Wenn man die Fotoalben des Stadtarchivs durchstreift, stoßt man auf Bilder von Männern, die für die heutigen Zeit Undenkbares geleistet haben.

Suchbilder die Geschichte zeigen
„Es macht mir immer wieder Freude, alte Fotoalben zu durchstöbern“, erzählt Mathis, Leiter des Bereichs Strom bei den Stadtwerken. Er erklärt, dass die Menschen damals gerne fotografiert wurden. „Fotografie war zu der Zeit noch nicht so weitverbreitet wie heute. Aus diesem Grund haben die Leute damals immer versucht, auf möglichst vielen Fotos mit drauf zu sein“, berichtet er.

Wenn man sich die Bilder genau anschaut, fällt auf, dass im Hintergrund oft mehr Leute zum Vorschein kommen, als wie man auf den ersten Blick erkennt. „So eine Fülle an Fotos zu haben, ist nicht selbstverständlich. Wir sind froh, dass sich die Leute damals um eine gute Dokumentation der Bauten gekümmert haben“, erklärt Stadtarchivar Volaucnik.
Mit Schaufel und Karrette

Baumaschinen, wie man sie aus der heutigen Zeit kennt, gab es vor 100 Jahren nicht. Auch Gerüste aus Stahl waren damals untypisch. „Metall war eine kostspielige Angelegenheit. Man hat deshalb eher zu Holz gegriffen, weil das einfach sehr viel günstiger gewesen ist“, erzählt Mathis. Für ihn ist allein die Tatsache, dass die Menschen damals solche Gerüste aufgebaut haben, schon erstaunlich.

Das Baumaterial wurde mit sogenannten Loren auf Schienen zur benötigten Stelle transportiert. Die ersten Lkws kamen zwar schon im Jahre 1896 auf den Markt, waren aber in Feldkirch nicht weitverbreitet. Ein direktes Abladen genau an der Stelle, wo das Material benötigt wurde, wäre oft auch nicht möglich gewesen.

Ein Turm auf Stahlträgern
Ein beeindruckendes Bauvorhaben der damaligen Zeit war der Verbindungskanal und die damit verbundene Untertunnelung des Wasserturms. Der Bau des Kanals zwischen dem Wasserkraftwerk am Mühletorplatz und dem Kraftwerk der Hämmerle Spinnerei in Gisingen war notwendig, um eine Wiederholung des Hochwassers von 1910, das erhebliche Schäden verursachte, zu verhindern. Eine besondere Herausforderung war die Unterfangung des historischen Wasserturms, der dank einer innovativen Stahlkonstruktion vor einem bereits geplanten Abriss verschont blieb.

Kleider machen Leute
Persönliche Schutzausrüstung, die heute üblich auf einer Baustelle ist, war vor 100 Jahren nicht in Verwendung. Auch die typische Arbeitskleidung, die man mit Bauarbeitern verbindet, sah ganz anders aus. „Die Männer trugen oft weiße Hemden mit Westen, Maurerjacken und einem Schlapphut“, erzählt Stadtarchivar Volaucnik. Eingebürgert hat sich diese Kleidung besonders durch die vielen „Welschtiroler“ (Trentiner), die zur damaligen Zeit oft auf den Baustellen tätig waren.

Heute erinnert das Lied „Fratelli Boretta“ von dem Mundartdichter Toni Rüf nach wie vor an die Arbeiterkluft. So heißt es in einem Auszug des Refrains: „Du derfst mi nüd uslagga mit minar Murarjagga, mit minar Muraschoß, mit miner gflickta Hos!“ Mit genau dieser Kleidung trotzten die Männer damals Wind und Wetter. Sie standen auch in der kalten Jahreszeit auf der Baustelle und die erbrachten Leistungen kann man bis heute bewundern.









