ÖBB und Land machen Druck: Haltestellen-Ausbau erregt weiter die Gemüter

Betriebliche Notwendigkeit oder Vorbereitung für zweigleisigen oberirdischen Bahnausbau? Geplante Millionen-Investition in den Ausbau der Haltestelle Bregenz-Hafen ruft Kritiker auf den Plan. Bgm. Ritsch (Bregenz) und Matt (Lochau) legen sich gegen Vorhaben quer.
Bregenz Land und ÖBB drücken aufs Tempo. Schon in den nächsten Wochen soll eine Grundsatz- und Planungsvereinbarung für den Ausbau der Haltestelle Bregenz-Hafen geschlossen werden. In einem Schreiben an die Mitglieder des Bregenzer Stadtrats, das den VN vorliegt, wird die Bedeutung des Vorhabens hervorgehoben und an die Verantwortung der Mitglieder appelliert, diesen nächsten Projektschritt rasch zu einem Ergebnis zu bringen. Die Verlängerung der Bahnsteige würden eine betriebliche Notwendigkeit darstellen, wird argumentiert. Andere sehen darin die Vorbereitungen für einen zweigleisigen und oberirdischen Ausbau der Bahntrasse entlang des Sees.

Befeuert wird die Befürchtung durch eine interne E-Mail der Bahn, in der die jetzt geforderte Bestvariante als “aufwärtskompatibel” beschrieben wird – “sprich einem weiteren zweigleisigen Ausbau Richtung Lochau stehe nichts im Weg”, heißt es darin wörtlich. Die VN hatten im März erstmals aus der E-Mail zitiert. Die Wogen haben sich längst nicht geglättet. Die Bürgermeister aus Bregenz und Lochau, Michael Ritsch (SPÖ) und Frank Matt (Grüne) sehen in den Vorgängen unverändert einen Affront. Man lasse sich das nicht gefallen. “Es wird hier weiter mit Nachdruck ein zweigleisiger Ausbau vorbereitet”, wettert Ritsch.
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Die Bestvariante für den Ausbau der Haltestelle Bregenz-Hafen sieht eine Verlängerung der Bahnsteige von derzeit 120 auf 230 Meter vor. Damit könnten kurz- und mittelfristig weiterhin S-Bahn- und REX halten, argumentieren ÖBB und Land. “Dies gilt für die nächsten rund 15 Jahre, in denen das Fahrplanangebot stabil bleiben soll, jedoch das Kapazitätsangebot steigen wird”, heißt es dazu im Schreiben an die Stadträte. Für die Attraktivierung der beliebten Haltestelle wollen die Projektpartner tief in die Tasche greifen. Die Kosten dürften bei 20 bis 25 Millionen Euro liegen. Das Bauvorhaben hat allerdings einen weiteren Haken. Für eine dringend benötigte Zufahrt müsste die neu gestaltete “Jugend-Liegewiese” der Pipeline geopfert werden. Das komme für ihn nicht infrage, sagt Bürgermeister Michael Ritsch. Hier werde eine wichtige Naherholungseinrichtung zerstört.
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Unter Zeitdruck und rasch brauche es Entscheidungen, fordern die Projektbefürworter. Bedenken der Stadtverantwortlichen “hinsichtlich möglichster Schonung der Liegewiese und einem weiterhin attraktiven Rad- und Fußverkehr würden ernst genommen”, heißt es. Der Ausbau sei zudem kein Vorgriff auf den Prozess zur Findung einer Bestvariante zum “Bahnausbau Unteres Rheintal – Zielnetz 2040” wird schriftlich festgehalten.
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“Am Ende verstehe ich nicht, warum die ÖBB weit über 20 Millionen Euro in eine Bahnsteigverlängerung investieren wollen, die es gar nicht braucht”, weist der Bregenzer Bürgermeister auf zwei weitere Haltestellen in unmittelbarer Nähe hin und sieht in der hohen Investition ein Indiz für Vorbereitungen zum zweigleisigen Ausbau. Der Fokus müsse von den ÖBB auf dem neuen Bahnhof und nicht einer dritten Haltestelle liegen. Von ihm und seiner Fraktion werde es jedenfalls keine Zustimmung für eine Grundsatz- und Planungsvereinbarung geben. Darüber abgestimmt könnte bereits am 17. Oktober bei der nächsten Stadtvertretungssitzung werden. Ergebnis: offen.

Der Ausgang der Abstimmung wird auch in Lochau mit großem Interesse verfolgt, wenn auch ohne Möglichkeit der Teilhabe. “Wir werden da leider nicht gefragt”, bedauert Bürgermeister Frank Matt, für den der Haltestellen-Ausbau in Bregenz untrennbar mit dem zweigleisigen Bahnausbau steht. “Man kann uns unser Ufer nicht wegnehmen. Das werden wir nicht zulassen”, gibt sich der grüne Bürgermeister kämpferisch.