Der Kirchturm, ein Fingerzeig nach oben

23.09.2024 • 16:50 Uhr
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Ein besonderes Erinnerungsfoto: Pater Johannes, Hubert Strolz und Karl-Heinz Summer mit David Drexel, Fabian Roiderer, Oskar Jäger, Sophia Roiderer, Marielena Jäger, Valentina und Benedikt Moll (v. l.) mit Zeitkapseln. STP

Warth feierte die Restaurierung des Wahrzeichens der Gemeinde

Warth Selbst in der höchstgelegenen Pfarrkirche des Landes hat das Schindeldach des Kirchturms mehr als ein halbes Jahrhundert der Unbill der Witterung getrotzt, aber jetzt war das Schindelholz morsch und löchrig geworden – eine umfassende Restaurierung stand an und einen Sommer lang waren die Schindeler auf dem blau eingehüllten Turm an der Arbeit. Erneuert wurde auch der Turmverputz, gleichzeitig wurden Kreuz und goldene Turmkugel restauriert und pünktlich zum Herbstanfang durfte Warth den Abschluss dieses Projekts feiern. Ein Projekt, zu dessen Finanzierung die Gemeinde und die Warther Bevölkerung nach alter Tradition durch Spenden einen guten Teil selbst beigetragen hat. Unterstützt wurde das Vorhaben von der Diözese, dem Bundesdenkmalamt und dem Land Vorarlberg sowie den Skiliften Warth, der Raiba Lech und der Theodul Bruderschaft.

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Mit der Weihe von Turmkreuz und -kugel feierte Warth den Abschluss der Kirchturm-Restaurierung.

Sehr zur Freude des Warther Seelsorgers Pater Johannes war es gelungen, Schindeln aus seiner polnischen Heimat zu beschaffen – sie gelten als besonders widerstandsfähig und sollten wieder – so wie die in den 1960-er-Jahren aufgebrachten – mindestens weitere sechs Jahrzehnte halten, wie Karl-Heinz Summer vom Bauamt der Diözese betonte.

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Das Alphorn-Ensemble unter Leitung von Heinz Feurstein stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass sie es auch kirchenmusikalisch drauf haben.

Fingerzeig nach oben

Pater Johannes ging in seiner Festpredigt auf die Bedeutung von Türmen ein: mit Verweis auf den Turmbau zu Babel merkte er an, dass Menschen immer wieder versuchten, damit auszudrücken, dass sie die Größten sind. Anders sei es in Warth: „unser Kirchturm ist ein Fingerzeig nach oben, er will auf den Höchsten hinweisen – auf Gott.“ Und zum Kreuz, das auf einer neu vergoldeten Kugel thront, merkte er an: „Das Kreuz ist unser größter Schatz, von dem wir wissen, Jesus hat uns erlöst.“

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Bärbl Jochum umrahmte an der Orgel den Festgottesdienst.

Und Pater Johannes ging auch auf die Turmuhr ein, die bei der Restaurierung ein neues Uhrwerk bekam. Früher, als nicht jeder eine Armbanduhr trug oder die Uhrzeit vom Smartphone ablesen konnte, hatte die Turmuhr eine wichtige Aufgabe. Heute könne man sie eher symbolisch sehen: „Die Uhr am Kirchturm könnte uns sagen, unsere irdische Zeit ist in der Hand des ewigen Gottes. Erkennt die Zeichen der Zeit.“

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Neben Dokumenten und Fotos verstaute Pater Johannes auch die VN-Heimat mit dem Bericht über die Turm-Restaurierung in der Zeitkapsel.

Für lange Zeit die letzte Chance

Beim Festgottesdienst zur Weihe von Turm, Kugel und Kreuz nützten viele Gläubige die für lange Zeit letzte Chance, das kunstvolle Kreuz und die goldene Kugel aus nächster Nähe zu bestaunen, denn bis zur nächsten Restaurierung, bei der Kugel und Kreuz wieder heruntergeholt werden, wird es wohl viele Jahrzehnte dauern.

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In seiner Festpredigt ging Pater Johannes auf die Symbolik von Kirchturm, Turm-Kreuz, -Kugel und -Uhr ein.

Botschaften in Zeitkapseln

Zur Finanzierung des Projekts trugen auch persönliche Zeitkapseln bei. In diesen, so erläuterte Pfarrkirchenratsvorsitzender Hubert Strolz, erhielten Großspender die Möglichkeit, persönliche Botschaften zu hinterlassen. „Diese Zeitkapseln, zwei Dutzend Metallzylinder, die verschweißt wurden, werden in einer versiegelten Box verwahrt und dürfen erst bei der nächsten Turmrestaurierung geöffnet werden.“

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Karl-Heinz Summer, Bauamt der Diözese.

In einer speziellen Zeitkapsel, die in der goldenen Turmkugel verwahrt wird, steckte Pater Johannes neben verschiedenen Dokumenten und Fotos auch den aktuellen Bericht der VN-Heimat über die Turmrestaurierung.

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Hubert Strolz erklärte den Festgästen die Zeitkapseln.

Besondere Musikgestaltung

Nicht alltäglich war die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes: Organistin Bärbl Jochum wurde unterstützt vom Warther Alphorn-Ensemble unter Leitung von Heinz Feurstein. Zum Abschluss der Feier wurde zur Agape ins Foyer des Mehrzweckgebäudes geladen. STP

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Zwei Dutzend verschweißte Zeitkapseln mit persönlichen Botschaften von Spendern werden in der versiegelten Box verwahrt und dürfen erst bei der nächsten Turmrestaurierung geöffnet werden.
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Wenn die goldene Turmkugel das nächste Mal restauriert wird, dürfte die kleine Nina Fritz wohl im Pensionsalter sein.
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Archivar Christof Thöny, Alphorn-Bläserin Brigitte Moll, Bürgermeister Stefan Strolz.
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Manche Festgäste wunderten sich, dass der Kirchturm bei der Feier noch eingerüstet war. Die Antwort war einfach – das Gerüst wurde noch benötigt, um das geweihte Kreuz samt Kugel auf die Turmspitze zu bringen.
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Unter den Ehrengästen auch Lechs Seelsorger Pater Adrian – im Gespräch mit seinem Warther Amtskollegen Pater Johannes.
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Wartherhof-Seniorchef Oswald Jäger – im Bild mit Tochter Monika – war einer der wenigen Festgäste, die sich an die Turmrestauration in den 1960-er-Jahren erinnerten.