Zämm im Blumenweg

Gemeinschaftliches Bauen und Wohnen könnte in Lauterach bald Realität werden.
Lauterach Das Einfamilienhaus: für viele Vorarlberger nur noch Wunschdenken. Mieten: eine teure Option. Zwei Fakten, die eigentlich für das genossenschaftlich organisierte Bauen und Wohnen sprechen würden. Dennoch tun sich Initiativen schwer, ein solches Modell auf den Boden zu bringen. Der Verein „Gemeinschaftliches Bauen und Wohnen in Vorarlberg“ hat Projekte im Köcher, nun könnte eines sogar konkret werden, und zwar in Lauterach. „ZÄMM im Blumenweg“ nennt sich das Vorhaben, das konzeptionell schon weit gediehen ist. „Die Baugemeinschaft hat die Gemeinde und den Grundstückseigentümer mit im Boot“, spricht Architekt Andreas Müller-Dirnberger (34) von einem Riesenschritt. Er befasst sich seit 2016 mit den Möglichkeiten des genossenschaftlichen Wohnbaus, hat zu diesem Zweck mit weiteren Personen „Weiterwohnen – Plattform für Miteinander Leben und Wohnen“ gegründet und leitet ein von der EU gefördertes Projekt, das Gemeinden bei der Umsetzung solcher Wohnformen sowie der Bewusstseinsbildung dafür unterstützt. Lauterach gehört auch dazu. Am Donnerstag, 24. Oktober 2024, wird das Projekt ab 19 Uhr im dortigen Hofsteigsaal der Öffentlichkeit vorgestellt.

Mangel an Wissen
In der Schweiz und in Deutschland ist genossenschaftlich organisiertes Bauen und Wohnen bereits Gang und Gäbe. In Vorarlberg vermochte der Gedanke bislang nicht wirklich Fuß zu fassen. „Zum einen fehlt das Wissen in der Bevölkerung, zum anderen gibt es noch viele Vorurteile“, erklärt Andreas Müller-Dirnberger. Häufig würden solche Wohnformen nämlich mit Hippie-Kommunen gleichgesetzt. „Völlig zu Unrecht“, wie er anmerkt. Im Gegensatz zum herkömmlichen Wohnbau würden die Personen ja nicht erst beim Einzug aufeinandertreffen, sondern schon in der frühen Phase von Visionsbildung und Planung. „Ich kann mir also aussuchen, wo ich mich anschließen möchte“, sagt Müller-Dirnberger. Ein anderer Grund, der die Sache erschwert: In Österreich ist es ungleich schwieriger, eine Genossenschaft zu gründen und zu erhalten. Das bedingt eine gewisse Projektgröße. Der Architekt spricht von mindestens 20 bis 25 Wohneinheiten.

Nachfrage ausloten
Das Projekt „ZÄMM im Blumenweg hat eine Größenordnung von rund 50 Wohneinheiten. Anhand dieses schon aufgegleisten Vorhabens wollen der Verein „Gemeinsames Bauen und Wohnen in Vorarlberg“, die Gemeinde Lauterach und Hinteregger Bau klären, wie es insgesamt um die Nachfrage nach dieser Art von Bauen und Wohnen bestellt ist. „Eine privat organisierte Wohngenossenschaft, deren Bewohner auch Eigentümer sind, ist in der Lage, wesentliche finanzielle und soziale Vorteile zu generieren. Das heißt, gemeinschaftliches Bauen macht das Wohnen leistbarer“, verweist Franz Rüf, Obmann des Vereins, auf diesbezüglich bedeutende Aspekte. Andreas Müller-Dirnberger hält es für wichtig, nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch und vor allem sozial zu denken: „Wahre Nachhaltigkeit gedeiht nur, wenn diese drei Säulen im Einklang sind.“ Wohnen stelle einen zentralen Punkt im Leben der Menschen dar, deshalb brauche es ein aufeinander zugehen: „Dann kann auch ein friedliches und positiv befruchtendes Miteinander entstehen.“
Weitere Informationen: https://www.gbw-vorarlberg.at/
