Wie die Finanzmärkte auf die US-Wahl reagieren

Aktienmärkte und Kryptomarkt sind von Donald Trumps Sieg beflügelt, Ökonomen warnen jedoch.
Dornbirn, Wien Die zweite Amtszeit Donald Trumps bereitet Ökonomen Sorgen. IHS-Direktor Holger Bonin geht davon aus, dass Donald Trump die von ihm angekündigten Steuersenkungen für Unternehmen umsetzen wird. “Wir werden da einen sehr wirtschaftsfreundlichen Kurs sehen, der insbesondere eben den großen Kapitalgesellschaften zugute kommt.” Gleichzeitig warnt er vor einem drohenden Handelskrieg mit den USA.

Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, rechnet mit sinkenden Exportmengen in die USA, wenn dort tatsächlich wie angekündigt Importzölle für europäische Produkte eingeführt werden. “Wir sind im dritten Rezessionsjahr der Industrie. Die österreichische Industrie ist eine Exportindustrie, und das hätte naturgemäß negative Auswirkungen, das muss uns allen bewusst sein”.

Börsen erfreut
Gleichzeitig beflügelt der Sieg Trumps die Aktienmärkte. Der deutsche Leitindex Dax legte gegen Mittag um gut ein Prozent auf 19.470 Punkte zu. Zwischenzeitlich war das Börsenbarometer noch stärker gestiegen und hatte sogar Kurs auf ein Rekordhoch genommen. Die größeren asiatischen Aktienmärkte reagierten zunächst unterschiedlich. Während es in Japan nach oben ging, verzeichneten die chinesischen Börsen Verluste.
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Die Aktien des E-Autobauers Tesla legten im vorbörslichen US-Handel um mehr als 12 Prozent zu auf knapp 283 US-Dollar. Tech-Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk stand im Wahlkampf eng an der Seite Trumps.
Auf Leitzinssenkungspfad
„Nachdem Donald Trump zuletzt die Einbeziehung des US-Präsidenten in Entscheidungen der amerikanischen Notenbank Federal Reserve forderte und dieser schon in seiner ersten Amtsperiode Druck auf die US-Notenbank ausübte, sollte die Perspektive eines steileren US-Leitzinssenkungspfads die Wirtschaft beleben und damit die US-Aktienmärkte unterstützen“, sagt der Dornbirner Aktienexperte Roland Rupprechter (R&B Research und Wealth Management).

Er favorisiere nun deshalb Sektoren mit höherem Fremdkapitalbedarf, da diese besonders von Zinssenkungen profitieren dürften. „Dazu gehören Technologiewerte mit Geschäftsmodell KI, Digitalisierung und Cloud Computing sowie zyklische Unternehmen, welche im Vergleich zu defensiven Titeln attraktiver bewertet werden.“
Bitcoin auf Rekordniveau
Zudem kletterte der Bitcoin auf ein Rekordhoch von etwas mehr als 75.000 Dollar. Auf der Plattform Bitstamp stieg der Kurs nach Schließung der Wahllokale bis auf 75.080 Dollar (68.900 Euro). So teuer war die älteste und bekannteste Kryptowährung noch nie. Sein bisheriges Allzeithoch hatte der Bitcoin am 13. März 2024 mit einem Preis von 73.738 Dollar erreicht.

Donald Trump hatte sich während seiner Präsidentschaft (2016-2020) noch sehr negativ über den Bitcoin geäußert. Im aktuellen Kampf um die Stimmen der Wähler hatte der ehemalige US-Präsident dann allerdings aktiv die Krypto-Community umworben. Im Wahlkampf akzeptierte er Spenden in verschiedenen Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether, Dogecoin und Solana.

„Natürlich hat der Ausgang der US-Wahl einen erheblichen Einfluss auf das Erreichen des All-Time-Highs gehabt“, sagt Eric Demuth, Co-Founder und CEO der österreichischen Krypto-Plattform Bitpanda. „Und wir könnten in den kommenden Jahren weitere sehen.“